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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auch diesen nur als eine nicht oft wiederkehrende Ausnahme.
    Die Tafel des Großherrn nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Als Steinbach entlassen wurde, hatte sich die Sonne bereits zur Rüste geneigt. Da in jenen Gegenden die Dämmerung nur kurz ist und die Dunkelheit sehr schnell hereinbricht, so mußte er sich sputen, um diejenige, der sein Herz so schnell voller Jubel entgegengeschlagen hatte, nicht warten zu lassen. Er eilte an den Landungsplatz und nahm sich ein Kaik.

VIERTES KAPITEL
    Vergeblich!
    Einige Zeit bevor Steinbach an den Landungsplatz eilte, waren vier Kaiktschi die Perastraße herabgekommen und hatten sich einem vierrudrigen Kaik genähert, in dem aber nur ein Mann saß, der auf jemanden zu warten schien. Als dieser sie erblickte, stieg er aus dem Boot und hielt ihnen die Hand entgegen. Der eine von ihnen zog hierauf einen Beutel aus der Tasche, entnahm demselben eine Anzahl Fünfpiasterstücke und übergab sie ihm.
    „Das ist für jetzt“, sagte er dabei. „Die andere Hälfte erhältst du, sobald wir von unserer Spazierfahrt zurückkehren.“
    Dann stiegen die Kaiktschi schweigend ein und stießen ebenso schweigend vom Land. Wäre Steinbach hiergewesen, so hätte er in demjenigen, der bezahlte, trotz dessen Vermummung den Russen Rurik erkannt.
    Das Kaik glitt schnell um Baluk Bazar Kapussi herum und bog in den Kanal ein. Da legten die Männer sich noch kräftiger in die Riemen, und das schöngebaute Fahrzeug flog mit Windeseile dem Ziel entgegen.
    Erst als sie Tekerleh erreichten, oberhalb Mustapha Effendi Dschiami, legten sie an und befestigten das Kaik am Ufer, doch zögerten sie auszusteigen.
    „In einer halben Stunde erst ist es dunkel“, sagte Rurik. „Wir haben also noch Zeit.“
    „Was hast du beschlossen?“ fragte einer seiner Begleiter.
    „Ich bin darüber selbst noch nicht klar. So viel steht fest, daß wir die Ungehorsame, die jedenfalls die Absicht hat, uns zu täuschen oder gar zu verraten, nicht wieder in das Serail lassen dürfen.“
    „Dazu aber brauchten wir doch nicht hierherzufahren! Sie kommt ja täglich nach Hause.“
    „Wir wollen sie doch hier mit ihm ertappen!“
    „Nun gut! Aber wo? Gleich am Tor, wo sie sich treffen werden? Was meinen Sie?“
    Diese in einem fast unterwürfigen Ton gesprochene Frage war an einen dritten gerichtet. Er war nicht jung und nicht alt, weder schön, noch häßlich. Man hätte ihn für einen Durchschnitts- oder Alltagsmenschen, wie es deren ja hunderttausende gibt, halten können, wenn seine Augen nicht gewesen wären.
    Diese Augen waren von einer grauen, ins grünliche spielenden Farbe. Es lag etwas Falsches, Grausames in dem Blick derselben. Man fühlte, daß deren Besitzer sich wohl schwerlich die Liebe eines anderen erringen werde.
    „Pah!“ antwortete er. „Was nützt es uns, wenn wir sie gleich vom Tor wegnehmen! Man muß einem Verbrecher erlauben, seine Tat ganz zu vollbringen, dann erst kann man ihm die volle Strafe diktieren.“
    „Aber, Herr, ist es nicht besser, die Tat zu verhüten?“
    „Unsinn! Das Mädchen mag mit dem Menschen immerhin so lange kosen, bis mir die Geduld reißt. Ihr bleibt hier. Ich selbst gehe mit Rurik an das Tor, um zu beobachten. Das übrige wird sich finden. Verlieren wir weiter keine Worte!“
    Er sprach befehlend, kurz, abgerissen und mit kalter, klangloser Stimme.
    Erst nach einer Weile erhob er sich und stieg an das Ufer. Jetzt zeigte es sich, daß er sehr gut bewaffnet war. Rurik folgte ihm. Beide schlenderten wie ziel- und zwecklos vom Ufer fort, bogen dann aber nach links, um die Mauer des Serailgartens zu erreichen.
    Dort fällt der Boden schräg nach Tarlabaschü ab, und die Böschung, besonders aber der Rand derselben, ist von ziemlich dichten Büschen eingefaßt.
    „Das trifft sich gut“, sagte Rurik. „Hier können wir uns verstecken.“
    „Wenn der Kerl sich nicht bereits selbst hineingesteckt hat. Man muß vorsichtig sein.“
    „Wir haben ja Augen und Ohren. Untersuchen wir also das Terrain!“
    Das Resultat war, daß sich noch niemand hier befand. Beide versteckten sich also in den Büschen und warteten der Dinge, die da kommen sollten.
    Endlich, als die Dämmerung begann, hörte man von rechts her leise Schritte nahen.
    „Ob er es ist?“ flüsterte Rurik.
    „Jedenfalls. Was hätte ein anderer hier zu suchen?“
    „So ist er unterhalb des Serails bei Sultane Iskelessi an das Land gestiegen. Still!“
    Der Fußgänger war jetzt ganz nahe herangekommen; er trat an den Rand

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