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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beiden, die soeben gegangen sind. Ich wollte sie hier treffen, doch sagte mir mein Diener, daß er ihnen weiter unten begegnet sei.“
    „So meinst du Rurik und den Schwarzen?“
    „Ja, den Russen und den Neger.“
    Steinbach konnte dreist behaupten, daß der eine ein Russe sei, da Rurik ja ein spezifisch russischer Name ist.
    „Nein, Effendi“, entgegnete der Wirt scheinbar arglos. „Sie haben mir kein Wort gesagt, was ich dir zu melden hätte.“
    „Das ist mir fatal. Weißt du nicht, wohin sie sind?“
    „Rurik ist jedenfalls nicht wieder nach Hause. Als ich nach ihm sandte, erfuhr ich, daß er beabsichtigt habe, auszugehen.“
    „Und der Neger?“
    „Der wird Fleisch für den Leoparden holen, wie er es gewöhnlich tut.“
    Steinbach war mit dem, was er bisher erfahren hatte, sehr zufrieden.
    Nun wußte er wenigstens, woran er mit dem Schwarzen war. Es war vorhin bei dem Gespräche der Männer das Wort Serail gefallen, jetzt erwähnte der Kawedschi einen Leoparden; es konnte also nur das großherrliche Serail in Beschiktasch gemeint sein.
    „Beide treffen sich wohl öfters hier?“ fragte er gespannt weiter.
    „Früher sehr oft, und stets in dieser Stube. Solange der Schwarze aber im Serail ist, gelang es ihm noch nicht, hier mit dem Russen sprechen zu können. Kennst du beide?“
    „Noch nicht genau, obgleich ich ein Geschäft mit Rurik vorhabe. Ich wollte sie erst heute richtig kennenlernen. Weißt du die Wohnung des Russen?“
    „Ja. Er wohnt in einem kleinen Häuschen zwischen der russischen und schwedischen Gesandtschaft. Er hat es gemietet und wohnt mit einigen Dienern ganz allein darin. Es ist sehr leicht zu finden, da kein zweites in der Nähe liegt.“
    „Ich danke dir.“
    „Soll ich von dir sprechen, wenn er wiederkommt?“
    „Nein. Er soll nicht hören, daß ich nach ihm gefragt habe.“
    „Du hast recht. Er geht auf verborgenen Wegen und hat es nicht gern, daß sein Name genannt wird. Übrigens bitte ich dich, an mich zu denken, wenn du eines Mannes bedarfst, der für ein gutes Bakschisch etwas tun soll, was niemand zu wissen braucht.“
    „Dieses Anerbieten kommt mir gelegen. Ich brauche sehr bald einen solchen Mann und werde wiederkommen. Hier, nimm die Bezahlung.“
    Steinbach verabschiedete sich jetzt und gab dem Wirte den zwanzigfachen Betrag des gewöhnlichen Preise einer Tasse Kaffee. Das war dem Kawedschi noch niemals passiert. Er hätte sich am liebsten vor Dankbarkeit gleich auf die Erde gelegt und machte viele Verbeugungen hinter dem Gaste her, bis dieser die Tür im Rücken hatte.
    „Eine schöne Spelunke!“ sagte Steinbach draußen. „Und ein noch schönerer Wirt! Ich glaube, dieser Mensch sticht mir für ein Goldstück jede Person nieder, die ich ihm bezeichne. Übrigens war er kein Türke, sondern ein Grieche. Die Pest über den Kerl! Also mit dem Wärter des Leoparden habe ich es zu tun, und mit einem Russen! Nun, wer Gökala ist, werde ich heute abend auch erfahren, und dann wird es sich ja wohl finden, was dieser Rurik gemeint haben kann.“
    Langsam weitergehend fuhr er darauf in seinem Selbstgespräche fort:
    „Gökala, ein türkischer Name – bedeutet auf deutsch soviel wie Himmelsblau. Fast möchte ich besorgt werden! Ich muß unwillkürlich bei dem Worte Gökala an die Herrliche im Garten des Serails denken, an dieses himmlische Angesicht, dieses sonnenklare, wunderbar flimmernde Auge, dessen Strahl aus tiefstem Azurblau bricht! Für sie wäre ja kein Name so bezeichnend wie Gökala! Oh, wenn ihr Unheil drohte! Denn sicherlich sprachen die beiden Kerle von nichts Gutem. Sie kannten mich. Hat mich etwa der Leopardenwärter im Garten gesehen? Sehr leicht möglich, ja sogar wahrscheinlich. Woher aber kennt mich der Russe? Es ist mir zwar, als sei ich irgendwo und irgendwann einmal diesem Gesicht begegnet, aber zu besinnen vermag ich mich augenblicklich nicht. Der Abend wird hoffentlich Klarheit bringen.“
    Rasch begab sich Steinbach nunmehr nach dem Hafen. Dort lag ein zur Abfahrt nach Ägypten bereites Schiff, mit dem ein treuer und zuverlässiger Diener von ihm als Eilbote nach Kairo gehen sollte, um das Etui zu überbringen.
    Unser Freund überzeugte sich bald, daß dieser Abgeordnete sicher und gut untergebracht sei, dann nahm er einen Mietesel, wie sie in Stambul gebräuchlich sind, und ritt nach dem Serail. Er war dort nämlich zum Mittagessen geladen, eine seltene Ehre, die nur hervorragenden und außerordentlich bevorzugten Personen zuteil wird, und

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