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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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können, als es mir jetzt möglich ist.“
    Sobald Steinbach das Ufer erreichte, begab er sich zur nächsten Polizeiwache. Dasselbe Wort, das gestern auf dem Begräbnisplatz Ibrahim Pascha zum Schweigen gebracht hatte, verschaffte ihm auch hier Respekt. Er erhielt auf der Stelle die nötige Anzahl Kawassen. So werden die Polizeisoldaten genannt. Mit diesen begab er sich schleunigst nach dem Haus, in dem, wie ihm der Kaffeewirt beschrieben hatte, der Russe Rurik wohnte.
    Diesen in seinem Haus zu arretieren, dazu gehörte die Erlaubnis des russischen Residenten. Steinbach wußte aber, daß auf der Gesandtschaft jetzt nicht mehr expediert werde, und darum beabsichtigte er, Rurik bei seiner Heimkehr auf der Straße ergreifen zu lassen. Dies durfte ohne Erlaubnis des Residenten geschehen. Er gab den Kawassen daher die nötige Instruktion und begab sich dann hinüber nach Altstambul zum Kislar-Aga, zu dem er bestellt worden war, um eine Neuigkeit zu vernehmen.
    Er hörte dort, daß heute Ministerrat abgehalten worden sei, infolgedessen Ibrahim Pascha schleunigst und unter anderem Namen nach Tunis gehen werde. Die Abreise habe bereits während der Nacht zu erfolgen.
    Dann kehrte er zu den Polizisten zurück und erfuhr von ihnen, daß der Russe sich noch nicht habe sehen lassen.
    Das hatte seinen guten Grund. Nämlich als Rurik, sein Herr und Gökala gelandet waren, hatten die beiden anderen Ruderer das Kaik wieder vom Land abgestoßen und waren dann Zeugen gewesen, wie Steinbach von der Mannschaft aufgefischt wurde. Sie hatten dann dem kleinen Dampfer, da dieser nur mit Viertelkraft fuhr, leicht folgen können und sich in der Nähe desselben postiert, nachdem sie das Kaik nebst Bezahlung dem Eigentümer übergeben hatten.
    Zu ihrem Erstaunen sahen sie den Totgeglaubten über die Landungsbrücke kommen. Sie folgten ihm, sahen ihn zur Polizei gehen und schritten dann hinter den Kawassen her. So bemerkten sie, daß Ruriks Wohnung umzingelt worden sei, und wußten nun sogleich, woran sie waren. Sie mieteten sich schnell ein anderes Kaik und ließen sich nach Dolmabagdsche rudern und in Kara Ayaly landen. Dort schritten sie durch einige enge Gäßchen, bis sie an eine nicht zu hohe Mauer gelangten. Über diese kletterten sie und waren bald in einen ziemlich verwahrlosten Garten eingedrungen, den sie durchschritten, um in einen Hof zu kommen, der zu einem bedeutenden Gebäude führte. Dieses letztere gehörte einem armenischen Händler, der es aber nicht bewohnte, sondern auf unbestimmte Zeit vermietet hatte.
    Vom Garten aus gelangte man durch einen schmalen Gang in den Hof, in dem es vollständig dunkel war. Doch wußten die beiden sehr wohl Bescheid. Sie öffneten eine hölzerne Pforte, kamen durch einen zimmerartigen Raum und klopften an eine Tür.
    „Herein!“ rief es von innen.
    Jetzt traten sie in einen erleuchteten Raum, der ziemlich leidlich nach abendländischer Weise möbliert war. Am Tisch saßen zwei Männer bei einer Flasche Wein – Rurik und sein Herr. „Endlich!“ sagte der letztere. „Ihr habt uns sehr lange warten lassen.“
    „Es ging nicht anders, gnädiger Herr“, antwortete einer der beiden. „Wir wurden durch das, was unterdessen geschehen ist, so lange Zeit aufgehalten.“
    „Was könnte denn geschehen sein?“
    „Der Deutsche ist lebendig.“
    „Was, zum Teufel!“
    „Ja. Es ist leider so!“
    „Lebendig? Das ist unmöglich! Ich habe ihm doch zwei Hiebe gegeben, wovon einer hinreicht, einen Ochsen zu töten.“
    „Die auf dem Dampfer haben ihn herausgefischt.“
    „Hole sie der Teufel! Aber ein Toter ist doch nicht wieder lebendig zu machen!“
    „Er kann nicht tot gewesen sein. Wir ruderten dem Dampfer nach, der sich sehr Zeit nahm, und legten zugleich mit ihm an. Da kam der Deutsche an Land und ging auf die Zabtieh (Polizei).“
    „Himmel und Hölle! Etwa um Anzeige zu machen?“
    „Natürlich.“
    „Das nützt ihm nichts. Er muß auf das Konsulat oder zum Gesandten!“
    „Oh, der Kerl ist schlau. Da man zu dieser Stunde bei keinem Gesandten mehr vorsprechen kann, hat er deine Wohnung, Rurik, umzingeln lassen, denn auf der Straße kann ein jeder arretiert werden.“
    „Ist das wahr, was Ihr sagt?“ fragte Rurik.
    „Natürlich.“
    „So kann ich nicht heim?“
    „Nein. Du würdest sofort gefangengenommen werden.“
    „Verdammt! Was ist da zu tun?“
    Sie blickten alle drei den Herrn fragend an. Dieser schritt im Zimmer auf und ab. Seine Brauen lagen tief auf der Stirn, und in

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