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49 Stunden

49 Stunden

Titel: 49 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda McLean
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deutlich sehen. Katie war erst acht und kannte sich mit Entfernungen nicht aus, aber sie glaubte, die Gleise in ein paar Minuten erreichen und dann neben ihnen entlang laufen zu können, bis sie an einen Bahnhof käme. Von dort aus würde sie ins Zentrum kommen, denn sie wusste, dass alle Züge der ››L‹‹ irgendwo durch die City fuhren. Das hatte ihre Mommy ihr einmal erzählt, als sie mit ihr in ihrem Büro gewesen war und vom Fenster aus die ››L‹‹ gesehen hatte.
    Ja, dachte Katie jetzt, wenn ich es schaffe, werde ich mit der ››L‹‹ zu Mommy fahren und in ihr Büro gehen. Ich werde die Leute nach dem Weg zum Gericht fragen und meine Mommy finden.
    Natürlich war Katie erst acht und bedachte nicht, dass selbst Mary an einem Sonntag nicht im Büro war. Und sie bedachte auch nicht, dass sie kein Geld für eine Fahrkarte hatte. Doch vielleicht war das gut so, denn ohne einen weiteren Gedanken machte sie sich daran, einen Plan zu schmieden.

Sonntagnachmittag
    Mary saß seit Stunden in ihrem Arbeitszimmer und ging die Akte Harry Castello durch. Sie wollte jedes noch so kleine Detail dieses Falles kennen. Sie musste wissen, wer der Kerl war, der ihr Kind entführt hatte. Vielleicht würde sie ihn so besiegen können. Vielleicht, wenn sie etwas gegen ihn in der Hand hatte, würde er Katie nichts tun.
    Sie wusste, dass er selbst eine Tochter hatte. Kurz kam ihr die Überlegung, diese Tochter ausfindig zu machen und sie auch zu entführen. Dann könnten sie ein Tauschgeschäft machen. Sofort schüttelte sie den Kopf. Das war doch krank! Erstens würde sie diese Gina sicher nicht so leicht finden können, und zweitens war sie doch kein Monster, das so einfach ein kleines Kind in Angst und Schrecken versetzte und kidnappte. Das Monster sein überließ sie Harry Castello.
    Sie überlegte. Harry Castello war im Gefängnis und baute darauf, morgen freizukommen. Mit ihrer Hilfe. Erst morgen. Jetzt war er noch hinter Gittern. Wer also hatte Katie gekidnappt? Wer hatte sich an sie herangeschlichen und sie mitgenommen? Hatte derjenige oder hatten diejenigen sich an sie herangemacht, versucht, ihr Vertrauen zu gewinnen? Oder hatte man sie mit Gewalt gepackt und weg gezerrt? Allein der Gedanke daran bereitete Mary körperliche Schmerzen.
    Versuch dich zu erinnern!, sagte sie sich. Überlege, mit wem Katie gestern alles gesprochen hat!
    Sie waren bei den Walen gewesen, bei der Show, bei den Quallen. Überall war Mary in direkter Nähe zu Katie gewesen, ebenso wie im Food Court. Das einzige Mal, das sie sie aus den Augen gelassen hatte, war im Souvenirshop, als nämlich Dillon Bradley anrief. Sie erinnerte sich daran, dass sie gesehen hatte, wie Katie sich mit jemandem angeregt unterhielt. Ihr gegenüber hatte sie nur leider nicht sehen können.
Im Souvenirladen waren sicher Überwachungskameras angebracht, aber sie konnte ja schlecht ohne triftigen Grund hingehen und nach den Aufnahmen fragen.
    Ach Dillon, dachte sie jetzt, warum musstest du auch anrufen? Doch ihn traf natürlich keine Schuld, vielmehr gab sie sich selbst die Schuld, weil sie nämlich wieder mal die Arbeit nicht hatte Arbeit sein lassen können. Sobald sie sich dem Ausgang näherten, hatte sie ihr Handy angeschaltet, obwohl sie den Tag ganz Katie versprochen hatte. Immer nur die Arbeit. Sie war ihr fast das Wichtigste im Leben geworden, und dabei hatte sie ihr alles kaputt gemacht.
    Seit Jahren hatte sie keine Verabredung, geschweige denn eine Beziehung mehr mit einem Mann gehabt. Und langsam fing sie auch an sich zu fragen, ob sie wirklich so eine gute Mutter war, wie sie immer gedacht hatte. Denn viel Geld, ein schönes rosa Mädchenzimmer und eine gute Schule waren nicht alles. Vielmehr brauchte Katie sie als Mutter, ihre Zeit, ihre Aufmerksamkeit.
Mary starrte aus dem Fenster, wo sie nur eine einzige Wolke am blauen Mai-Himmel entdeckte.
    ›› Oh Katie, es wird alles gut werden‹‹, sagte sie laut. ››Wenn wir wieder vereint sind, wird uns nichts mehr trennen. Ich werde mich bessern, das verspreche ich dir.‹‹
    ***
    Mary wusste nicht, dass Susi gerade an der nur heran gelehnten Tür vorbeikam und mitanhörte, was sie sagte. Mary schien sich gar nicht bewusst zu sein, dass sie die Worte laut aussprach.
Susi hielt sich die Hand vor den Mund. Mensch, da ist doch wirklich etwas nicht in Ordnung, dachte sie. Warum sollte Mary so sprechen? ››Wenn wir wieder vereint sind ...‹‹? So was sagte man doch nicht, wenn das Kind nur über

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