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49 Stunden

49 Stunden

Titel: 49 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda McLean
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sogar sich selbst belogen.
Gestern hatte sie sich noch eingeredet, dass schon alles gut werden würde. Doch heute war sie ein Wrack, das gar nichts mehr wusste.
    Gegen sieben machte sie sich in Joggingkleidung auf, den Lakeshore Drive hoch zu laufen. Sie ging durch den kleinen Tunnel, der unter der normalerweise vielbefahrenen Schnellstraße hindurch führte. Es war Sonntagmorgen und doch waren bereits einige Jogger und Biker unterwegs, Leute, die mit ihren Hunden Gassi gingen. Alles, was Mary sich wünschte, war allein zu sein. Sie lief, lief immer schneller, als wenn sie so vor ihren Problemen davonlaufen könnte. Sie lief, bis ihr die Lungen wehtaten und setzte sich dann an den North Avenue Beach.
    Der Strand war so gut wie leer. Mary saß im kalten Sand und starrte auf den See. Sie erinnerte sich daran, wie sie noch am Tag zuvor mit ihrer Tochter auf den See geblickt hatte. Wie sie die Belugas beobachtet hatten. Wie glücklich Katie ausgesehen hatte. Unglaublich, dass das nicht einmal vierundzwanzig Stunden her war. Es schien wie in einem anderen Leben.
    Die ganze Zeit musste Mary an Katie denken. Sie machte sich solche Sorgen und konnte nur beten, dass die Kidnapper sie gut behandelten. Wer hatte nicht diese Filme gesehen, in denen Kinder, die entführt wurden, in kalten, dreckigen Löchern gehalten wurden? Bei dem Gedanken daran zuckte Mary zusammen. Sie zitterte, hatte solche Angst um ihr einziges Kind.
    ›› Oh Gott, bring mir meine Katie heil zurück!‹‹, sagte Mary Richtung Himmel. ››Ich verspreche auch, dass ich besser auf sie aufpassen werde, sie keine Sekunde mehr aus den Augen verlieren werde. Ich werde eine bessere Mutter sein, die Mutter, die Katie verdient. Sie ist so ein wundervolles Mädchen, so lieb und fröhlich. Bitte lass nicht zu, dass diese Männer ihr die Fröhlichkeit für immer nehmen.‹‹
    Sie schlug die Hände vors Gesicht. ››Oh Gott, mach, dass es ihr gut geht. Bitte mach, dass sie am Leben ist.‹‹
    Es waren 15 Stunden vergangen. 15 Stunden, in denen sie Katie nicht gesehen hatte. 15 Stunden der Angst, der Ungewissheit. Und es sollten noch mehr als 24 Stunden vergehen, bis sie sie wiedersehen würde. Falls sie sie überhaupt jemals wiedersah.
Sie konnte nicht mehr, es wurde zu viel. Wie konnte man ganz allein solche Angst ausstehen, solch eine Zeit durchmachen?
    Mary war drauf und dran, doch die Polizei einzuschalten. Sie holte schon ihr Handy aus der Bauchtasche. Doch dann fielen ihr die Worte der Kidnapper ein. Würde sie die Polizei alarmieren, wäre alles zu spät. Sie würden Katie umbringen.
Mary steckte das Telefon wieder weg, stand auf und lief weiter. Lief vor der Angst davon und dem neuen Tag entgegen.
    ***
    Susi war gegen acht Uhr wach. Sie stand auf und machte sich auf die Suche nach Mary, konnte sie allerdings nirgendwo finden. Sie wusste, dass sie sonntagmorgens manchmal joggen ging und dachte, dass sie das wohl gerade tat. Mary hatte gestern wirklich übermüdet ausgesehen, wahrscheinlich hatte sie sich nach einer erholsamen Nacht aufgemacht, um sich die frische Luft ins Gesicht wehen zu lassen.
Also ging Susi ins Bad und machte sich danach daran, das Frühstück vorzubereiten.
Als Mary eine Stunde später zurück kam, war alles fertig.
    ›› Oh, das riecht aber gut‹‹, sagte Mary.
    Susi lächelte sie an. ››Geht es dir heute besser?‹‹
    ›› Viel besser‹‹, antwortete Mary und setzte sich an den Tisch.
Sie nahm sich einen Bagel, schnitt ihn auf und bestrich ihn mit Frischkäse. Dann nahm sie eine Tomatenscheibe und ein wenig Bacon und legte alles obendrauf. Genüsslich biss sie ab. Sie schien Hunger zu haben, hatte wohl am Abend zuvor nichts gegessen.
    Susi war beruhigt. Anscheinend hatte sie sich ganz unnötig Sorgen gemacht. Als sie aber das Thema Katie anschnitt, verzog sich Marys Miene wieder und das sorgenvolle Gefühl machte sich erneut in Susi breit.
    ›› Es fühlt sich komisch an, ohne Katie am Tisch zu sitzen, oder?‹‹, fragte sie. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals ohne Katie gefrühstückt zu haben.
    Mary sah sie an und nickte.
    ›› Wann kommt denn Katie heute wieder? Holst du sie ab oder wird sie gebracht?‹‹, fragte Susi weiter. ››Oder soll ich sie abholen?‹‹
Es war eigentlich ihr freier Tag, doch das machte ihr im Moment herzlich wenig aus. Sie wollte nur sehen, dass es ihrem Sprössling gut geht.
    Mary räusperte sich. ››Sie kommt heute noch nicht wieder.‹‹
    ›› Nicht?‹‹, fragte Susi

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