49 Stunden
wie sie sich am gestrigen Abend verhalten hatte. Dann lag es also doch nicht an ihm, es war etwas ganz anderes im Spiel, etwas viel Schwerwiegenderes.
Er war froh, dass Susi ihn angerufen hatte, auch wenn er noch nicht so richtig schlau aus ihren Worten wurde. Er musste gründlich darüber nachdenken.
›› Susi, hören Sie mir genau zu! Bleiben Sie in Marys Nähe. Versuchen Sie, etwas über Katies Aufenthaltsort herauszubekommen. Ich werde ebenfalls ein wenig recherchieren. Wir werden der Sache schon auf die Spur kommen.‹‹
Er hörte Susi aufatmen. ››Sie glauben mir also?‹‹, fragte sie.
›› Natürlich. Ich weiß, Sie würden sich nicht an mich wenden, wenn Sie sich nicht große Sorgen machen würden. Außerdem habe ich gestern Abend ebenfalls ein auffälliges Verhalten an Mary bemerkt.‹‹
›› Sie waren gestern Abend bei ihr?‹‹
›› Ja, nur kurz. Wir waren verabredet, sie hat mich allerdings gleich wieder weggeschickt – wegen angeblichen Unwohlseins.‹‹
›› Ich weiß nicht, was da im Busch ist, Mr. Bradley, aber wir müssen unbedingt herausfinden, wo Katie ist. Glauben Sie, ihr Vater hat sie entführt?‹‹
Bradley dachte kurz nach. Das glaubte er eigentlich nicht, Mary hatte ihm erzählt, dass er nichts mehr mit ihr und Katie zu tun haben wollte und sich irgendwo in Europa aufhielt. Aber man wusste nie.
›› Das denke ich nicht. Aber ich werde einige Anrufe machen und versuchen, etwas herauszufinden. Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich etwas weiß.‹‹
›› Sie können mich unter dieser Nummer erreichen, jederzeit, okay?‹‹
›› Ja, Susi. Und danke!‹‹
›› Ich danke Ihnen, Mr. Bradley.‹‹
Dillon hängte auf und überlegte, was er als Erstes tun sollte. Er schaltete seinen Laptop an und gab den Namen ››Glenn Walters‹‹ im System ein. Es gab einige davon in der Chicagoer Gegend, er konnte es allerdings eingrenzen, da er von Mary wusste, dass Glenn Fotograf war. Er fand zwei davon. Das Foto des einen entsprach aber ganz und gar nicht dem Mann, den er sich an Marys Seite vorgestellt hatte. Also blieb nur einer übrig:
Glenn Walters, geb. 18.06.1973 in Blythewood, South Carolina, abgeschlossenes Studium am Columbia College, SC, (nicht zu verwechseln mit der renommierten Columbia University in New York), derzeitiger Beruf: Fotograf, geschieden, 1 Kind, keine Vorstrafen
Nein, kein Treffer. Dillon merkte sofort, dass er bei Glenn an der falschen Adresse war. Da waren ganz andere Leute am Werk, gefährliche Leute. Er hoffte nur, dass Mary nicht das Opfer einer Erpressung geworden war, die die Entführung ihres einziges Kindes beinhaltete.
An welchen Fällen war sie zurzeit dran? Er rief die Akten im PC auf und hatte alles augenblicklich vor sich. Gott sei Dank für die moderne Technik, dachte er und ging einen Fall nach dem anderen durch, bis er an einem bestimmten Fall stehenblieb, den er sich ganz genau durchlas.
Eine halbe Stunde später rief er einen Freund an, einen Freund bei der Polizei. Es ging nicht anders. Wenn es wirklich so war, wie er dachte, ging es um Leben und Tod.
***
Sie hatte Tamara gesagt, sie müsse mal aufs Klo und war Richtung Haustür gegangen. Doch sie hatte es sich einfacher vorgestellt, als es war, denn Tamara kam ihr nachgelaufen.
›› Ich komme mit‹‹, hatte sie gesagt und sie bis ins Bad begleitet.
Katie hatte nicht einmal pinkeln können, wo Tamara doch direkt neben ihr stand und sie beobachtete.
Danach waren sie zurück in den Garten gegangen und Tamara hatte vorgeschlagen, Regenwürmer auszugraben. Sie hatte ihr eine Schaufel in die Hand gedrückt und angefangen zu buddeln.
Das war vor einer gefühlten Stunde gewesen. Seitdem saßen sie im Dreck und gruben nach Würmern. Eklig, dachte Katie, sagte aber nichts, denn Tamara schien diese Beschäftigung großen Spaß zu bereiten.
Immer wieder hörte Katie die Bahn vorbei rattern. In der hätte ich sein können, wenn ich es nur irgendwie geschafft hätte, wegzulaufen, dachte sie.
›› Wir brauchen neues Wasser. Holst du uns welches vom Wasserhahn dort?‹‹, bat Tamara sie und zeigte mit dem Finger.
Katie sah sie an. ››Ja, gib mir den Eimer, ich hole welches.‹‹
Sie stand auf und sah dabei, dass ihre Knie ganz schmutzig waren, genauso wie ihre hellen Schuhe. Oh je, dachte sie, Mommy wird bestimmt schimpfen. Einen Moment überlegte sie, ob es wirklich so eine gute Idee war, sie finden zu wollen, doch dann entschied sie, dass sie gern den Ärger auf
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