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49 Stunden

49 Stunden

Titel: 49 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda McLean
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bis sie ihre Tochter wiedersah.
    Es tat ihm leid, ihr das antun zu müssen, aber das war nun mal sein Job. Er hatte weitaus Schlimmeres getan als das hier. Warum ihn gerade diese Geschichte so mitnahm, konnte er sich selbst nicht erklären. War es eventuell möglich, dass auf seine alten Tage doch noch sein Herz zum Vorschein kam?
    Er kam gerade aus der Dusche, war dabei, sich die Hose hochzuziehen. Mit einer Hand nahm er den Hörer ab, während er mit der anderen fortfuhr, seinen Kopf trocken zu rubbeln.
    ›› Das kleine Miststück hat versucht abzuhauen!‹‹, hörte er eine kreischende Stimme, bevor er sich auch nur mit einem Wort melden konnte.
    Sofort hielt er inne und schmiss das nasse Handtuch auf den alten braunen Sessel. ››Was? Sag mir jetzt bloß, du hast sie wieder!‹‹
    ›› Hab sie in letzter Sekunde geschnappt, ein Glück für dich. Sie wollte gerade die Treppen zum Bahnhof hoch.‹‹
    Carlo war entsetzt. ››Sie hat es bis zum Bahnhof geschafft? Verdammte Scheiße! Warum habt ihr denn nicht auf sie aufgepasst?‹‹
    ›› Das haben wir! Tamara war draußen mit ihr im Garten. Sie ist einfach abgehauen.‹‹
    ›› Und wo warst du?‹‹, wollte Carlo wissen. Er war jetzt wirklich sauer.
    ›› Drinnen, wo sonst? Hab den Haushalt gemacht.‹‹
    ›› Oder meinst du, du hast deine Daily Soaps geguckt?‹‹
    ›› Halt die Klappe, Carlo! Du hast ja keine Ahnung, wie es ist, sechs Kinder großzuziehen. Da braucht jede Mutter mal `ne halbe Stunde für sich.‹‹
    Sechs sind es ja gar nicht mehr, dachte er, sagte es aber nicht laut.
››Von mir aus kannst du den ganzen Tag vor der Glotze hocken, aber nicht, wenn ich dich mit so `ner wichtigen Sache beauftrage. Scheiße, Marge, das hätte mächtig nach hinten losgehen können. Wenn sie weg wäre ...‹‹
    ›› Ist sie aber nicht. Ich bin ihr gleich, als Tamara es mir sagte, nachgerannt wie so `ne Verrückte. Die Leute müssen gedacht haben … Und als ich sie dann hatte, hat sie nach mir getreten, das kleine Biest. So was aber auch. Carlo, du schuldest mir diesen Monat echt `n bisschen extra Kohle. Ich brauch dringend neue Schuhe.‹‹
    ›› Du hast Sorgen. Schuhe? Wir hätten beide im Knast landen können.‹‹
    ›› Das können wir immer noch, oder etwa nicht?‹‹
    ›› Nein, nicht, wenn du tust, was ich dir sage. Wo ist die Kleine jetzt?‹‹
    ›› Na, oben auf dem Dachboden, hab sie weggesperrt, damit sie nicht wieder wegläuft.‹‹
    ›› Du hast sie weggesperrt? War das denn wirklich nötig? Würdest du das mit deinen Kindern auch tun?‹‹
    ›› Hab`s schon getan. Weißt du, Carlo, mit sechs Kindern ...‹‹
    ›› Zwei davon hast du ja gar nicht mehr‹‹, murmelte er.
    ›› Was? Was hast du da eben gesagt?‹‹
    ›› Gar nichts, Marge. Pass auf! Sorg einfach dafür, dass sie bis morgen nichts anstellt. Ich hol sie gleich nach der Verhandlung ab und übergebe sie der Mutter.‹‹
    ›› Hast du mal darüber nachgedacht, was ist, wenn deine Richterin sich nicht darauf einlässt und die Kaution ablehnt?‹‹
    Das hatte Carlo. Und er hatte nicht die geringste Ahnung, was er in dem Fall tun würde. ››Darüber mach du dir mal keine Gedanken, verstanden? Ich melde mich noch mal.‹‹
    ›› Schaff mir das kleine Ding nur ja bald vom Hals.‹‹
    Carlo legte ohne ein weiteres Wort auf. Er hob das Handtuch auf und trocknete sich weiter die Haare ab, als es an der Tür klingelte.
    ***
    Dillon war mehrmals drauf und dran gewesen, Mary anzurufen, er hielt das Handy seit Stunden in der Hand. Doch er wusste, dass er aus ihr nichts rausbekommen würde. Er kannte sie gut genug, sie war eine Alleinkämpferin, dachte, sie brauche niemanden, nur sich selbst. Und auch wenn er sie für diese Stärke bewunderte, bedauerte er doch, dass sie sich ihm nicht anvertraute. Nur wusste er nicht, ob sie das nicht tat, weil er ihr so wenig bedeutete oder weil sie Angst hatte.
    Er hatte beschlossen, dass er ihr am besten helfen konnte, wenn er im Hintergrund blieb. Sein Kumpel Keith Shields hatte sich sofort bereit erklärt, ihm zu helfen. Sie waren schon eine lange Zeit befreundet und hatten sich im Laufe der vergangenen Jahre gegenseitig immer mal wieder einen Gefallen getan – dazu waren Freunde ja da.
    Als Keith das von Mary hörte, kam es ihm gleich genauso verdächtig vor wie Dillon. Keith kannte Mary nicht, wusste außer der paar Brocken, die Dillon immer mal wieder erwähnte, nichts von ihr, doch er erkannte,

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