5 1/2 Wochen
die Tasche zu packen und zu tragen, damit ich ihn schmuggeln kann. Zu meiner Schande gestehe ich, dass ich das heute nach fast 28 Kilometern nicht mehr schaffe. Es muss so gehen! Ich schicke also positive Gedanken voraus in die ansässigen Gasthäuser und suggeriere mir Zuversicht.
Total am Ende entdecke ich ein Hotel, das von außen schon sehr vornehm wirkt. Angesicht meines körperlichen Zustandes, bin ich gerne bereit, diese Nacht ein wenig mehr zu bezahlen. Ich brauche zurzeit nur noch dringend - ganz dringend - eine Dusche, etwas zu Essen und ein Bett. Das Thema ist in diesem Haus jedoch sehr schnell durch. Mit Hund nehmen sie mich nicht, auch nicht, wenn er in seiner Tasche bleibt. Ich bin entsetzt. Sehen die denn nicht, dass ich nicht mehr weiter weiß? Nichts zu machen. Es bleibt dabei.
An der Theke sitzt ein alter Spanier, der wohl erkannt hat, wie es mir geht und erklärt mir mitfühlend und sehr geduldig angesichts der Verständigungsschwierigkeiten, wo sich im Ort ein weiteres Hotel befindet. Der unfreundliche Señor hinter dem Tresen, fällt ihm ins Wort: „Pero no perro (aber keine Hunde).“ Der mir wohl gesonnene Mann lässt sich nicht beirren, zwinkert mir beruhigend zu und lacht: „Sí, sí, venga (Ja, ja, geh los)!“ Ich bedanke mich, darf nur hoffen, dass dieser Tipp ernst gemeint ist. Leider kann ich dieses Lokal nicht hoch erhobenen Hauptes und eleganten Ganges verlassen, da spielt mein Körper nicht mehr mit. So watschele ich von dannen.
Ich konzentriere mich auf die eben gehörte Wegbeschreibung und bete, dass dieser „Marsch“ nicht unnötig ist, sonst muss ich in meinem Rucksack schlafen. Ich kann nicht mehr. In dieser Situation läuft mir Paul über den Weg. Entsetzt und mit Panik in den Augen schildere ich, was mir soeben passiert ist. Er läuft in seine Herberge, vor der wir gerade stehen, um nachzufragen, ob sie mich mit Hund aufnehmen. Er muss mich enttäuschen. Ich danke ihm, er gibt mir eine Umarmung und wir verabschieden uns. Ich habe keine Zeit mehr zu verlieren. Nicht das mir noch einer das letzte Zimmer in dem empfohlenen Hotel vor der Nase wegnimmt.
Zu meiner Erleichterung finde ich genannte Örtlichkeit schon zwei Minuten später. An der Eingangstür befindet sich ein großes Schild auf dem steht: „NO PERRO“. Was bleibt mir anderes übrig: unmittelbar vor dem Hotel, dessen Front komplett aus Glas ist, und ich somit mitten auf dem Präsentierteller sitze, packe ich meinen Rucksack aus, um die Ruddi-Tasche parat zu machen, setze meinen müden „Krieger“ hinein und mit der Gewissheit, dass sie mich von drinnen beobachtet haben, gehe ich wild entschlossen an den Tresen- Zu meiner großen Überraschung sitzt dort mein Gönner aus dein ersten Hotel zustimmend mit dem Kopf nickend und Daumen hoch. Er muss mich also überholt haben, ohne dass ich es gemerkt habe. Ich lächle ihm erstaunt zu und sage: „Gracias, señor, gracias por todo.“
Die Chefin des Hauses lächelt mich an, begrüßt mich sehr herzlich, wirft einen kurzen, aber wissenden Blick auf die Hunde-Tasche und kommt mit einem Schlüssel bewaffnet auf mich zu, um mich zu meinem Zimmer zu geleiten. Ich bin sicher, dass sie weiß, was sich in der Tasche befindet. Stillschweigend wird festgelegt, nicht darüber zu sprechen. Wohlgemerkt, ich habe soeben ein Zimmer in einem Hotel bekommen, an dessen Eingangstür ein Verbotsschild für Hunde angebracht ist. Immer wieder begegnen mir auf dem Jakobsweg völlig Fremde, die sich um mich kümmern, denen ich wichtig bin. Danke!
Mein Zimmer ist klein, aber fein. Die Señora teilt mir noch freundlich mit, dass es bei ihr auch Pilgermenüs gibt und ich gebe ihr zu verstehen, nach dem Duschen gerne zum Essen runterzukommen. Kein Wort wird über meinen Hund verloren. Diese Frau ist großartig. Heute fällt es mir angesichts der fast 30 zurückgelegten Kilometer besonders schwer, dem Drang zu widerstehen, einfach ins Bett zu fallen. Ich rufe mich zur Ordnung: „Abendessen muss sein!“ Tagsüber halte ich mich mit dem Essen zurück, weil es sich mit vollem Bauch nicht gut laufen lässt. Das allabendliche Pilgermenü braucht der Körper aber unter allen Umständen, um sich regenerieren zu können. Irgendwo muss er sich ja schließlich die neue Energie herholen.
Ich gehe Duschen und genieße danach ein köstliches Mahl. Den heutigen Abend verbringe ich alleine, und das ist auch gut so. Ich habe meinen Spaß daran, die Menschen um mich herum einfach nur ein bisschen zu
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