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5 1/2 Wochen

5 1/2 Wochen

Titel: 5 1/2 Wochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Kürten
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riesengroßen Haus mit der leuchtenden Reklame „Hotel“ über dem Eingang und kann mein Glück kaum fassen.
    Beim Betreten des überaus großen Gastraums, der mit grellbunter Neonlicht-Reklame beleuchtet ist, habe ich das Gefühl, in einer Spielothek gelandet zu sein. An den Wänden hängen Automaten und an diesen hängen Männer, die mich ungeniert anzüglich von oben bis unten mit einem ekligen, notgeilen Grinsen ansehen. Ein Raunen geht durch die Automatenreihe und sie werfen sich vielsagende Blicke zu. Es ist nicht ganz einfach, aber ich versuche, die Typen zu ignorieren Ich fühle mich auf einmal so eingeengt, so betatscht, obwohl der Abstand zwischen den Kerlen und mir gute fünf Meter beträgt.
    Hinter der langen niedrigen Theke steht eine junge Frau, die sehr bunt und aufreizend gekleidet und noch farbenprächtiger geschminkt ist. Die blonden Haare sind wild und unsortiert auf dem Kopf zusammengesteckt. Sie fragt mich, ob ich ein Zimmer haben wolle. Ich bejahe das sofort, um so schnell wie möglich hier raus zu kommen. Sie geht mit mir durch einen Hausflur, der an den Treppenaufgang eines verlassenen Fünfziger-Jahre-Bürogebäudes erinnert. Die Tür direkt gegenüber dieser Treppe wurde irgendwann einmal durchschossen oder eingeschlagen. Spätestens jetzt sollte ich zusehen, dass ich Land gewinne, aber ich folge dieser „Dame“ den dunklen Flur runter. Der Boden ist, wie die Treppe auch, der blanke Estrich.
    Endlich bleibt sie stehen und macht sich an dem Türschloss zu schaffen. Der Schlüssel scheint der falsche zu sein. Mit viel Gerüttel an der Klinke und Schlüssel hin und her drehen, bekomme ich dann doch noch Einblick ins „Paradies“. Ein penetranter Geruch schlägt mir entgegen. Sie betritt den halbdunklen Raum, zeigt mir im Vorbeigehen, wo sich das Bad befindet. Dann stehen wir vor einem Regal und ich entdecke darin Wäschestücke. Ich weise sie darauf hin. Panisch schubst sie mich aus dem Zimmer und zieht die Tür hinter sich zu, ohne abzuschließen.
    Sie zieht mich in die entgegengesetzte Richtung, vorbei an dem Treppenaufgang und der Tür mit den Schusslöchern und versucht mit dem gleichen Schlüssel ein weiteres Zimmer aufzuschließen. Das gelingt ihr auch. Schneller als eben. Warum ergreife ich nicht die Flucht? Ich weiß schon lange, dass ich hier nicht bleiben will und abhauen sollte, so lange es noch geht. Aber ich bin wie gelähmt. „Scheiße! Wo bin ich hier bloß gelandet?“ So langsam gerate ich in Panik.
    Als sich die Tür öffnet, fällt mir auf, dass die Wände nur wenige Zentimeter dick sind, nicht mehr als das Türblatt selbst. Der Geruch, der mir aus diesem Raum entgegenschlägt ist ein Gemisch aus Schweiß, Nikotin, Alkohol, Bahnhofsklo und Verwesung. Das Bett an sich versteckt sich unter einer dreckigen, ehemals wahrscheinlich weißen, mittlerweile aber kackgelben und fleckigen Decke. Viele kleine und größere Löcher weisen daraufhin, dass ihre Zeit längst abgelaufen ist und sie schon so einiges erlebt und mitgemacht hat. Mit zusammengekniffenen Augen - das Grauen erwartend - lasse ich meinen Blick über das klebrige Bett schweifen, um sicher zu gehen, dass da keiner - sei es tot oder lebendig - drin liegt.
    Die bodentiefe Fensterscheibe hat neben dem Griff ein Loch, so groß wie ein DIN-A-5-Blatt. Es handelt sich um eine Schiebetür, die auf einen umlaufenden Laubengang führt. Sie ist nicht nur kaputt, sondern auch noch einige Zentimeter weit geöffnet. Der Versuch, sie zu schließen, schlägt fehl. Ich zeige entsetzt darauf und frage, wie ich mich hier sicher fühlen könnte. Die Señorita ist ganz hibbelig und gibt mir zu verstehen, dass sie nach einer Lösung suchen will. Geschäftig stürzt sie aus dem Zimmer.
    So stehe ich, wie angenagelt alleine in diesem Raum und weiß nur eins: Ich muss weg, ganz schnell. Beim Rausgehen fällt mein Blick noch in das offene Bad, wenn man das so nennen darf: Unübersehbar dreckig, keine Klobrille, winziges Waschbecken mit zentimeterdickem Knös an den Armaturen und am Abfluss; offene genauso eklige Dusche und eine kleine Spiegelplatte unter einer nikotingelben, runden, uralten Lampe mit einer Schnur dran, um sie zum Leuchten zu bringen. Vom Fußboden will ich erst gar nicht anfangen. Für den Gestank fehlen mir die Worte, um ihn näher zu beschreiben. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf - wenn Sie wollen. Egal welche Gerüche auch immer Sie sich vorstellen, Sie können keine Fehler machen, Sie liegen in jedem Fall richtig,

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