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5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

Titel: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnie Ware
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Sie war schlaff und kraftlos, und so blieb es weitere drei Tage. Die meiste Zeit schlief sie. Wenn sie wach war, lächelte sie mich an, wenn ich ihre Vorlagen wechselte und sie wusch. Sogar der Luxus, auf dem Toilettenstuhl Wasser lassen zu können, gehörte jetzt der Vergangenheit an.
    Die Freunde kamen noch einmal zu Besuch und waren sehr ernster Stimmung, wenn sie gingen, denn sie wussten, dass sie sich gerade für immer von ihrer lieben Cath verabschiedet hatten. Am Abend des dritten Tages war es offensichtlich, dass sie die Nacht nicht mehr überstehen würde. Also blieb ich nach Ende meiner Schicht mit Caths Bruder und ihrer Schwägerin bei ihr. Die Nachtpflegerin hatte noch nie eine Leiche gesehen und war ungeheuer erleichtert, dass ich blieb. Als ich an den Jahre zurückliegenden Tag dachte, an dem ich selbst an ihrer Stelle gewesen war, wurde mir klar, wie weit ich gekommen war. Damals hatte ich kaum geahnt, wie viele wunderbare Menschen ich auf so persönliche Art kennenlernen würde und was für unvorhergesehene Geschenke mir auf diesem Wege zuteilwerden sollten.
    In den letzten Tagen hatte Cath ihre Schmerzmittel intravenös bekommen, weil sie feste Tabletten nicht mehr schlucken konnte. Am Abend war noch einmal eine Schwester vorbeigekommen, um weitere Schmerzmittel abzugeben. Cath war nicht mehr wach. » Das wird die letzte Dosis sein « , sagte sie zu Caths Bruder und mir. » Sie wird die Nacht sowieso nicht mehr überleben. « Wir bedankten uns freundlich bei ihr, und ich brachte sie hinaus. » Sie wird noch in der nächsten Stunde sterben « , sagte die Krankenschwester, als ich mich an der Tür von ihr verabschiedete. In meiner Rolle lag so viel Freude und so viel Trauer zugleich. Trauer, weil ich Abschied nehmen und loslassen musste. Glück, weil das Leiden ein Ende hatte und zwischen mir und den Patienten so viel Liebe gewesen war. Es war bittersüß, und mir stiegen die Tränen in die Augen.
    Cath wartete nicht mal mehr eine Stunde. Sie starb, als ich in ihr Zimmer zurückkam. Ihre Atmung hatte sich verlangsamt und dann ganz ausgesetzt. Als ich sie so daliegen sah und wusste, dass ihr wunderbarer Geist jetzt an einem anderen Ort war, musste ich unter Tränen lächeln. Und immer noch hörte ich ihre Stimme in meinem inneren Ohr: » Bleib nicht für immer bei den Sterbenden. Lass auch mal wieder ein bisschen Freude in dein Leben « , hatte sie mir am Morgen zuvor mit ersterbender Stimme zugeflüstert.
    Da brach ich endgültig in Tränen aus, und ich ließ sie fließen, während ich neben ihrem Bett stand. » Gute Reise, meine Freundin « , sagte ich im Stillen, und es kam von Herzen. Ihr Bruder und ihre Schwägerin, die selbst weinten, kamen zu mir herüber und umarmten mich liebevoll. Dann wollte sich die Familie noch um einige Formalitäten kümmern. Ich blickte ein letztes Mal auf Caths Leiche, einen Körper, den ich so oft gewaschen und massiert hatte. Ihr Geist hatte ihn verlassen. Doch sie war in meinem Herzen, und mit einem sanften Lächeln nahm ich von ihr und ihrer Familie für immer Abschied. Dann trat ich zum letzten Mal aus Caths Haus und zog die Tür hinter mir zu. Die Straßenlaternen warfen ihr helles Licht auf die stille Vorstadtstraße.
    Wenn einer meiner Patienten gestorben war, kam mir die Welt immer irgendwie surreal vor. Meine Sinne waren geschärft, ich fühlte mich, als würde ich die Welt von einer anderen Warte aus sehen. Als ich in die Tram stieg, war ich mir der anderen Menschen um mich herum kaum bewusst. Die Welt draußen glitt vorbei, und ich dachte über Cath und unsere schöne gemeinsame Zeit nach.
    Als die Tram an einer Ampel hielt, beobachtete ich lachende Menschen, die gerade ein Restaurant betraten. Es war ein lauer Abend, und alle, die ich auf der Straße herumlaufen sah, waren heiterer Stimmung. Meine müden, erschöpften Augen lächelten, als sie die Anzeichen von so viel Fröhlichkeit sahen. Als ich wieder in die Realität zurückkam, drangen Klänge aus dem Inneren der Tram an meine Ohren. Hier hörte ich auch nur fröhliche Gespräche. Es war eine von diesen Nächten, in denen das Glück förmlich in der Luft liegt. Und obwohl diese Nacht sicherlich genug Traurigkeit für mich bereitgehalten hatte, war auch Glück beigemischt, weil ich Cath kennengelernt hatte.
    Das Gelächter der anderen Menschen tanzte mit mir und machte mich auch glücklich. Als die Tram wieder anfuhr, sah ich aus dem Fenster und dachte an die guten Herzen der Menschen, die ich hier sah,

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