5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)
dabei floss, war beeindruckend. Die Herzen öffneten sich, und obwohl sie einerseits schier zerbrechen wollten, wurden sie auf der anderen Seite auch geheilt, durch den freien Ausdruck von Liebe.
An einem besonders tränenreichen Tag ging ihre letzte Freundin gerade wieder, und sie weinte und lachte gleichzeitig, weil Cath und sie immer noch herumwitzelten, bis sie außer Sichtweite war. Als sie weg war, sah Cath mich liebevoll an: » Ja, es ist wichtig, seine Gefühle herauszulassen und sie zu akzeptieren. Und für meine Freunde ist es auch gesund « , meinte sie. » Auf die Art nehmen sie auch bessere Erinnerungen mit. Sie werden nicht blockiert sein, weil sie noch ganz unnötig Dinge mit sich herumschleppen. «
Ihre Analyse gefiel mir, und ich nickte. In meinen dunkleren Tagen hatte ich mich auch irgendwann von meinen Gefühlen lösen können, weil mir klar wurde, dass sie nur der emotionale Ausdruck meines Schmerzes oder meiner Freude waren, aber nicht die Person ausmachten, die ich wahrhaft war. Wie jeder Mensch trug ich die Weisheit meiner Seele in mir. Aber um mein wahres Selbst kennenzulernen, die göttliche Weisheit, die in mir wohnte, musste ich meine Gefühle herauslassen. Wenn ich das nicht tat, würden sie mich daran hindern, jemals mein wahres Potenzial zu entfalten. Deswegen freute es mich so, dass Cath zu ganz ähnlichen Schlussfolgerungen gekommen war, auch wenn sie sie etwas anders formulierte.
Da sie sowieso eher dünn war, dauerte es nicht lange, bis sie durch den Gewichtsverlust wirklich krank aussah. » Meine Zeit läuft ab. Ich kann die Anzeichen nicht ignorieren, das steht fest « , erklärte sie eines Morgens, als sie auf dem Toilettenstuhl saß. Ich unterhielt mich oft mit meinen Patienten, während sie ihr morgendliches Geschäft verrichteten und ich in der Nähe wartete. Auf die Tatsache, dass sie gerade ihren Darm entleerten, achteten wir überhaupt nicht. Das gehörte einfach zum geregelten Tagesablauf, und es war sinnlos, sich durch solche Tagesordnungspunkte von einem guten Gespräch abhalten zu lassen. Als ich Cath hinterher ins Bett half, stimmte ich ihr zu– tatsächlich deutete alles darauf hin, dass ihre Zeit jetzt ablief.
Als sie wieder bequem lag, meinte sie: » Es tut mir nicht leid, wie ich gelebt habe, weil ich aus fast allem, was ich getan habe, etwas gelernt habe. Aber wenn ich die Chance hätte, noch einmal irgendetwas anders zu machen, dann würde ich mir mehr Glück und Freude gönnen. « Ich war ein bisschen verblüfft, diese Worte ausgerechnet von ihr zu hören. Natürlich hatte ich solche Äußerungen schon von anderen Patienten gehört, aber ich hätte Cath immer als fröhlichen Menschen eingeschätzt. Na ja, so fröhlich, wie man eben sein kann, wenn man im Sterben liegt und sich auf Grund dessen ganz hundsmiserabel im eigenen Körper fühlt. Ich hakte also nach.
Sie sagte, dass sie ihre Arbeit geliebt hatte, aber immer zu viel Gewicht auf das Ergebnis gelegt hatte. Sie hatte an Projekten für Jugendliche in sozialen Schwierigkeiten gearbeitet und glaubte daran, dass es wichtig war, einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, um ein befriedigendes Leben zu führen. » Jeder von uns hat ein Talent, das er anderen zugute kommen lassen kann. Es ist egal, welche Arbeit man tut. Wichtig ist, dass man sich bewusst bemüht, einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, in der Hoffnung, eine bessere Welt zu schaffen « , erklärte Cath. » Die Dinge werden nur besser, wenn uns allen bewusst wird, wie sehr wir uns gegenseitig beeinflussen und voneinander abhängen. Alleine kann man nichts Gutes tun. Wenn wir nur lernen könnten, im Interesse aller zusammenzuarbeiten, statt ständig in Konkurrenz und Angst zu leben. «
Obwohl sie erschöpft und mittlerweile die meiste Zeit ans Bett gefesselt war, hatte Cath noch eine Menge zu sagen. Die Philosophin würde der letzte Teil sein, der an ihr starb, vermutete ich (was ich natürlich gut fand). Ich massierte ihr die Arme und Hände mit Creme, während sie sprach. » Wir alle können etwas Positives beitragen. Ich habe meinen Beitrag geleistet. Aber während ich mich auf meinen Lebenszweck konzentrierte, vergaß ich darüber völlig, meine Arbeit auch zu genießen. Es ging mir nur um das Ergebnis. Als ich eines Tages die Arbeit fand, die ich wirklich liebte, eine Arbeit, die ich in der Absicht verrichtete, mich einzubringen, war ich immer noch ergebnisorientiert. «
Das hatte ich schon häufig beobachtet. Und diese
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