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5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

Titel: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnie Ware
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Worte hatte ich auch schon oft genug von anderen Patienten gehört. Während sie auf ihr Ziel hinarbeiten, vernachlässigen sie nicht selten den gegenwärtigen Moment. Das war es, was Cath meinte. Sie machten ihr Glück vom Endergebnis abhängig und achteten nicht so sehr auf den Prozess, der dort hinführte. Ich bemerkte, dass keiner von uns immer immun dagegen ist, mich selbst eingeschlossen.
    » Ja, aber auf diese Art habe ich mir eben potenzielles Glück geraubt « , fuhr sie fort. » Das meine ich, wenn ich sage, ich würde es anders machen. Natürlich ist es wichtig, nach seiner Lebensaufgabe zu suchen, aber es ist falsch, sein Glück allein vom Endergebnis abhängig zu machen. Die Dankbarkeit für jeden Tag auf dem Weg zu diesem Ergebnis ist der Schlüssel zum Glück in der Gegenwart. Und nicht erst dann, wenn die Ergebnisse sichtbar werden oder wenn man in Ruhestand geht oder wenn dies oder jenes passiert. « Cath seufzte. Sie war erschöpft von ihrem leidenschaftlichen Ausbruch, aber sie hatte– wie es so oft der Fall ist– das dringende Bedürfnis, ihre Erkenntnis weiterzugeben.
    Nachdem ich zugehört und ihr gezeigt hatte, dass ich ihre Gedankengänge gut verstand, zog ich ihre Decken zurecht und ging in die Küche, um uns ein bisschen Tee zu kochen. Während ich frisches Zitronengras aus dem Garten schnitt, dachte ich über Caths Worte nach. Mir fielen ähnliche Äußerungen von anderen sterbenden Menschen ein. Ein Vogel zwitscherte, und der Geruch des Zitronengrases aus der Teekanne zog durch die Küche. Da war es nicht schwer, mich dankbar ganz im Jetzt zu fühlen.
    Cath, die sich nun wieder entspannen und zuhören wollte, fragte mich, wo ich wohnte. Ich lachte kurz und erzählte, das sei immer die erste Frage meiner Freunde, wenn sie mich anriefen. » Wo wohnst du denn im Moment? « Diese Worte hörte ich oft. Also erzählte ich Cath von meinem früheren Wanderleben, dann von den letzten paar Jahren, in denen ich regelmäßig den Housesitter gespielt hatte, und schließlich auch von meinem Gefühl, dass mir die Energie für so eine unstete Existenz langsam ausging. Hier in Melbourne bekam ich auch nicht so regelmäßig und zuverlässig Aufträge wie in Sydney. Und inzwischen nervte es mich, nicht zu wissen, wo ich als Nächstes wohnen würde. Das Umziehen selbst störte mich auch. Früher hatte ich es genossen und geliebt, jetzt fand ich es langsam, aber sicher ermüdend.
    Bis vor Kurzem hatte ich zwischen meinen Housesitter-Aufträgen immer bei Freunden gewohnt. Jetzt hatte ich mir ein kleines Zimmer bei einer Frau gemietet, die ich flüchtig kannte. Ich war ihr sehr dankbar für ihre Freundlichkeit und auch für die Tatsache, dass ich nicht alle paar Wochen umziehen musste, aber dieses Haus war eben doch spürbar ihr Reich. Es fühlte sich für mich also nie wirklich nach einem Zuhause an, und das war langfristig auch nicht ideal.
    Doch das sollte alles so sein, denn die Situation trug dazu bei, dass sich meine Sehnsucht nach einer eigenen Wohnung verstärkte. Es war fast zehn Jahre her, dass ich zum letzten Mal eine eigene Wohnung, eine eigene Küche gehabt hatte. Der Wunsch danach wuchs täglich. Cath, die einundfünfzig Jahre im selben Haus gewohnt hatte, meinte, sie könnte sich so ein Leben beim besten Willen nicht vorstellen. Ich erwiderte, ich könnte mir ihr Leben auch nicht vorstellen, und obwohl ich mich langsam wieder nach einer eigenen Wohnung sehnte, würde ein Teil von mir immer ein wenig das Nomadenleben lieben. Momentan schwebte mir eine Art Fixpunkt vor, von dem aus ich meine Reisen unternehmen konnte, statt jedes Mal, wenn mich das Fernweh plagte, mein ganzes Zuhause zu verlegen.
    Die Wanderjahre, die einen großen Teil meines Erwachsenenlebens ausgemacht hatten, prägten auch einen großen Teil der Person, die ich einmal gewesen war. Doch jetzt vollzogen sich Veränderungen in mir, und ich hatte weder den Wunsch noch die Energie, dieses alte Leben aufrechtzuerhalten. Ich wollte einfach mal wieder meine eigene Küche und die Privatsphäre, die man nur in seiner eigenen Wohnung hat.
    Cath stimmte mir zu, dass eines im Leben garantiert ist, nämlich die Veränderung. Sie lachte und meinte, ohne mich, die ich mein Leben so oft über den Haufen warf, könnte es auch keinen Durchschnitt geben. Ich antwortete, dass Leute wie ich nötig waren, um Leute wie sie auszugleichen, die ein halbes Jahrhundert im selben Haus wohnten, und wir mussten kichern. Unsere Lebensweise war so

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