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5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

Titel: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnie Ware
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leicht abgedunkelten Zimmer schon im Moment des Eintretens. So war es von Anfang an gewesen, und ich hatte gleich am ersten Tag eine Bemerkung darüber zu Lenny gemacht. Er lächelte. » Oh ja, hier ist es wirklich friedlich. Aber das spüren nur bestimmte Menschen. Vom Personal kommen viele rein mit ihrer ganzen Geschäftigkeit, die merken überhaupt nicht, wie sich dieser Raum anfühlt. « Das konnte ich hinterher selbst beobachten. Manche seiner Besucher waren jedoch friedliebende Menschen. Sie spürten die besondere Atmosphäre sofort, und das war schön.
    Da Lenny gerade schlief, zog ich mir einen Stuhl ans Bett. Eine Weile las ich in einem Buch, aber in Gedanken war ich bei ihm. Nach einer Weile rührte er sich und entdeckte mich. Er klopfte auf sein Bett, und ich gab ihm meine Hand. Daraufhin fiel er wieder in Schlaf, und die Stunden vergingen. Ab und zu bewegte er sich wieder, dann gab ich ihm einen Schluck zu trinken oder küsste einfach nur seine Hand.
    » Es war ein gutes Leben « , sagte er leise in die Stille, als er aufwachte. » Es war ein gutes Leben. « Dann döste er wieder weg, während ich ihn liebevoll betrachtete. Das Herz tat mir weh, und ich vergoss ein paar Tränen. Ich fragte mich, warum ich mir nicht einen leichteren Job ohne so viel emotionales Beiwerk hatte suchen können. Manchmal war es einfach zu schmerzhaft. Trotzdem wusste ich, dass die anderen Jobs eben nicht solche Geschenke mit sich brachten, wie ich sie durch den Umgang mit meinen Patienten bekam.
    » Mmm. Ein gutes Leben « , wiederholte er, schlug seine müden Augen noch einmal auf und lächelte mich an. Als er meine Tränen sah, drückte er meine Hand. » Mach dir keine Sorgen, Mädchen. Ich bin bereit. « Seine Stimme war fast schon ein Flüstern. » Versprich mir etwas. «
    Ich hätte am liebsten aufgeschluchzt, aber ich lächelte durch meine Tränen. Ein Lächeln, das nicht wirklich ein Lächeln war, sondern ein Zeichen, das hier jemand erfolglos versuchte, tapfer zu sein. » Natürlich, Len. «
    » Zerbrich dir nie den Kopf über irgendwelchen Kleinkram. Nichts davon ist wichtig. Nur Liebe ist wichtig. Wenn du das im Gedächtnis behältst, dass die Liebe immer gegenwärtig ist, dann wirst du ein gutes Leben haben. « Sein Atem veränderte sich, und das Sprechen fiel ihm immer schwerer.
    » Danke für alles, Len « , brachte ich trotz meiner Tränen heraus. » Ich bin so glücklich, dass wir uns kennengelernt haben. « Irgendwie hörten sich diese Worte so kindisch an, denn ich hätte noch so viel mehr sagen können und wollen. Doch am Ende hatte ich meine Gefühle damit auf die einfachste Art ausgedrückt. Ich beugte mich vor und küsste ihm die Stirn. Wie ich sah, döste er schon wieder weg.
    Ich ließ meinen Tränen freien Lauf. Manchmal muss man nur kurz den Stöpsel ziehen, und dann merkt man, dass da eine ganze Flut hervorbrechen will. Man weiß gar nicht, wofür diese Tränen alle sind. Ich hatte den Stöpsel gezogen, und jetzt weinte und weinte ich. Lenny schlief die nächsten Stunden durch. Es war denkbar, dass er nie wieder aufwachte. Als ich mich leergeweint hatte, sah ich ihn zärtlich und schweigend an. Und dann kam natürlich Roy hereinmarschiert.
    Ich hätte am liebsten gelacht, denn ich wusste, dass Lenny die Komik der Situation gesehen hätte, wenn er wach gewesen wäre. Aber er war nicht wach, und mein schwachesLächeln und meine blutunterlaufenen Augen, die gerade literweise Tränen vergossen hatten, hätten Roy eigentlich alles sagen müssen: Vielleicht wacht Lenny nicht mehr auf.
    Wieder flossen ein paar langsame Tränen der Liebe. Aber es war kein Strom des Kummers mehr, und sie versiegten nach kurzer Zeit. Ich glaube, es war Roys nettes Gesicht und das Wissen um seine freundliche Absicht, die mich noch einmal zum Weinen gebracht hatten, auch ich wusste, dass Lenny ihn nicht hier haben wollte.
    Roy setzte sich auf die andere Seite des Bettes. Er schlug seine Bibel auf, um anzufangen zu lesen, sah aber kurz zu mir herüber, wie um sich meiner Billigung zu versichern. Ich zog ein Gesicht, das ihm sagte: » Na ja, ich überlass es dir, aber ich glaube, er würde es zu schätzen wissen, wenn er jetzt in Frieden gelassen würde. « Roy nickte. Die Bibel blieb aufgeschlagen in seinen Händen, aber er las nicht. Ich war ihm dankbar dafür, dass er die Andächtigkeit dieses Augenblicks respektierte. Nicht, dass er mit dem Vorlesen aus der Bibel keine andächtigen Absichten verfolgt hätte, aber in der

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