5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)
Mieten bekam, fand ich– einen Tag, nachdem ich beschlossen hatte, dass es jetzt reichte– ein Cottage. Es lag in den Ausläufern der Blue Mountains, mit einem Bach und Buschland auf der anderen Straßenseite, und war einfach wunderhübsch.
Ich besaß zwar überhaupt keinen Hausrat, aber darüber machte ich mir keine Sorgen. Es fühlte sich richtig an, und das Cottage war mir so leicht zugefallen, dass ich nur noch zuversichtlicher wurde. Alles, was ich brauchte, würde schon zu mir kommen, und so geschah es auch. Es sprudelte nur so. Die Besitzer eines Schuppens, in dem man Lagerflächen mieten konnte, boten mir ein paar Sachen an, die sie entsorgen sollten– ein Sofa hier, ein bisschen Bettwäsche dort. Meine Cousine wohnte schon ein Jahrzehnt in dieser Gegend und hatte einen stabilen Freundeskreis. Über den bekam ich eine Waschmaschine. Dann kam ein Kühlschrank dazu, ebenso Bücherregale, Küchenutensilien, Vorhänge undein antiker Schreibtisch. Ein riesiges Netzwerk von Leuten warf sich mit Begeisterung darauf, mich mit Möbeln zu versorgen. Sie gaben mir alles, was sie entbehren konnten, weil sie von meiner Situation fasziniert waren, aber auch weil sie einfach gutherzige Menschen waren. Es war wundervoll.
Ich kaufte mir einen Van, als ich in New South Wales angekommen war. Obwohl ich mich durchaus fest niederlassen wollte, hatte ich vor, auf ein paar Folk-Festivals zu gehen, und ein Bett auf Rädern war mehr mein Stil, als auf dem Festivalgelände ein Zelt aufzuschlagen. Außerdem half es mir, ein Gefühl von Freiheit zu bewahren, weil ich wusste, dass ich jederzeit wegfahren konnte, wohin ich nur wollte. Mein Timing mit dem Autokauf und dem Einzug ins Cottage war perfekt. Ich zog im selben Monat ein, in dem die alljährliche Sperrmüllentsorgung stattfand.
Die Möbel, die die Leute nicht mehr haben wollten, landeten auf dem Gehweg, und wer wollte, konnte sich etwas davon aussuchen und mitnehmen, bevor die Müllabfuhr die Reste einsammelte. Die Leute winkten mir von ihren Verandas zu, wenn sie sahen, dass ich mir kleine Gegenstände aus ihrem Sperrmüll herausklaubte, lächelten mir zu und ermunterten mich, mitzunehmen, was immer ich wollte– einen Rattan-Wäschekorb, einen schmalen Schrank für meine kleine Küche, einen Gartentisch. Außerdem konnte ich noch ein paar klassische Möbelstücke ergattern. Die ehemaligen Besitzer halfen mir zum Teil sogar eigenhändig, die Möbel in meinen Van zu hieven, darunter auch ein altes, aber tolles Sofa für meine Veranda.
Daneben ging ich auf viele Hinterhofflohmärkte, auf denen ich jede Menge Schnäppchen machte und dabei einen Riesenspaß hatte. Das Einzige, was ich gerne ladenneu haben wollte, war eine Matratze. Ich wollte eine rückenfreundliche, auf der nie jemand anders geschlafen hatte als ich, auf die nur meine eigene Energie übergehen sollte. Eine Bekannte, eine ganz wunderbare Frau, schenkte mir eine Geldsumme, weil sie es so aufregend fand, dass ich nach so vielen Jahren wieder sesshaft wurde. Die Summe war so hoch, dass ich mir davon genau eine Matratze kaufen konnte. Innerhalb von nur drei Wochen war aus sechs Kartons, die in ein kleines Auto passten, ein voll eingerichtetes Zwei-Zimmer-Cottage geworden, das so aussah, als hätte ich schon jahrelang darin gewohnt. Es war eine großartige Zeit.
An meinem ersten Abend lag ich mitten auf dem Wohnzimmerboden, streckte die Arme zu beiden Seiten aus und musste bis über beide Ohren grinsen. Meine eigenen vier Wände! Endlich hatte ich wieder meine eigenen vier Wände. Die Erleichterung, Dankbarkeit und Freude waren so überwältigend, dass mich einen Monat lang kaum jemand zu Gesicht bekam. Ich konnte mich einfach nicht losreißen von meinem Haus, wenn ich nicht gerade in die Arbeit gehen musste. Wenn ich nach Hause kam, sah ich mein Heim an und strahlte.
Ich bekam zwar nicht die ganze Fördersumme, die ich beantragt hatte, aber mit dem, was mir bewilligt wurde, konnte ich das Gefängnisprogramm zumindest in Gang bringen. Ich dachte mir, dass ich im Laufe der Zeit ja weitere Fördergelder von anderen Stiftungen beantragen konnte. Und im Grunde war es erst mal aufregend genug, überhaupt diese ersten Fördergelder zu bekommen und zu beobachten, wie meine Idee Schritt für Schritt Realität wurde. Da die Förderung von einer privaten Stiftung kam und das Justizvollzugssystem mich nicht bezahlen musste, war ich in ihren Augen eine Ehrenamtliche. Mein Lehrplanentwurf war genehmigt worden. Ich stellte
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