5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)
ich während meines ersten Aufenthalts in Melbourne vor fast zehn Jahren direkt neben ihnen gewohnt. Damals hatte ich jedoch noch nicht mal meinen ersten Song geschrieben und entsprechend auch noch nicht an ein Songwriting-Programm gedacht. Aber es hatte einen seltsamen Reiz, auf dem Weg zu ihnen die altbekannte Straße wieder entlangzugehen und dabei zu überlegen, wie sehr sich mein Leben und ich selbst verändert hatten, seit ich dort gewohnt hatte.
Meine anfänglichen Bemühungen in Gefängnissen in Victoria fruchteten nichts, also beschloss ich, es in New South Wales zu versuchen. Ich führte gerade eine Fernbeziehung mit einem Mann in New South Wales. Zwar glaubte ich nicht, dass diese Beziehung dauerhaft funktionieren würde, aber sie hatte sicher bessere Chancen, wenn wir näher beieinander waren statt durch Tausende von Kilometern getrennt. Zudem wohnte auch eine furchtbar nette Cousine in der Gegend, die mir anbot, bei ihr zu wohnen, bis ich selbst etwas gefunden hatte.
Liz, die mich vor ein paar Monaten unter ihre Fittiche genommen hatte, war meine größte Hilfe während der Phase, in der sich mein Gefängnisprojekt konkretisierte. Ich verlor nie den Mut, weil sie hartnäckig daran festhielt, dass man alles auf die Beine stellen kann, wenn man sein Netzwerk nutzt und die richtigen Leute miteinander in Kontakt bringt. Außerdem musste ich an die Worte vieler meiner Patienten denken: Alleine kann man nichts Gutes tun. Wir müssen zusammenarbeiten. Liz klärte mich auch auf, wie wichtig es war, eine Schirmherrschaft zu finden. Die meisten privatrechtlichen karitativen Stiftungen verlangten, dass eine Wohltätigkeitsorganisation die Fördergelder für mich entgegennahm, damit die Stiftung in den Genuss der Steuererleichterungen kam. Dann musste ich der Wohlfahrtsorganisation die Summe in Rechnung stellen, sodass ich mein Geld als Selbstständige aus der Spende der Stiftung bekam. Eine Organisation zu finden, die bereit war, diese Fördergelder zu kanalisieren, stellte anfangs eine gewisse Herausforderung dar. Aber wie es so oft ist, wurde ich wieder an den Kreislauf des Lebens erinnert und wie häufig wir uns einmal komplett im Kreis bewegen müssen.
Bevor ich in die Kleinstadt zog, in der ich aufgewachsen bin, hatte meine Familie in einem Vorort von Sydney gelebt. Das war damals, in den Siebzigerjahren, eine ländliche Umgebung. Dort verbrachte ich mein Vorschuljahr. Jetzt öffnete sich nach zahllosen Telefonaten und Mails für mich die Tür zu einer Wohltätigkeitsorganisation durch die Kirche, mit der meine erste Schule in Verbindung stand. In der Zwischenzeit waren fünfunddreißig Jahre vergangen, und jetzt saß ich hier in einem Büro und blickte auf den Spielplatz hinunter, den ich als kleines Kind benutzt hatte. Das verlieh der Arbeit an meinem Gefängnisprojekt eine schöne sentimentale Note.
Die Begeisterung der Zuständigen für Weiterbildung in dem Frauengefängnis, das ich mir ausgesucht hatte, half mir ebenfalls, wenn die Bewerbungen für die Fördergelder wieder mal gar zu kompliziert wurden. Sie war eine fortschrittliche, enthusiastische Frau, die meine Vision teilte und meinen Vorschlag überzeugend ihrem regionalen Management vorlegte. Zunächst hatte ich zwei Frauengefängnisse kontaktiert, aber das Echo war sehr unterschiedlich ausgefallen. Die einen meinten, sie würden nicht mal Papier und Stift stellen, das müsste ich schon selbst mitbringen. Die anderen boten nicht nur Schreibzeug, sondern auch die Gitarren und alles andere, womit sie mir behilflich sein konnten. Je länger ich mit der Planung des Projekts beschäftigt war, umso klarer wurde mir, dass ich mehr als genug mit der Betreuung eines Kurses an einem Gefängnis zu tun haben würde. Da war natürlich klar, für welches der beiden Gefängnisse ich mich entschied.
Ewig sah es so aus, als würde überhaupt nichts vorangehen, aber als schließlich alles Gestalt annahm, ging es blitzschnell, und innerhalb weniger Tage war ich auf der Straße Richtung Norden. Ungefähr einen Monat wohnte ich bei meiner Cousine und ihrer vielköpfigen Familie. Nach der Stille meiner vorherigen Arbeit und meiner bisherigen Wohnsituation war es seltsam, aber auch ganz wunderbar, wieder unter so vielen Menschen zu sein. Das Haus war ganz schön chaotisch mit drei Generationen unter einem Dach, zuzüglich sieben Katzen und drei Hunden. Aber meine Sehnsucht nach einer eigenen Küche war zu groß, und obwohl ich hörte, dass man nur schlecht etwas zum
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