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5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

Titel: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnie Ware
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Beziehung zu meinem Vater zum Beispiel war früher sehr stürmisch und schmerzhaft für mich gewesen. Aber Aufrichtigkeit, Mitgefühl und Zeit hatten die Verletzungen wunderbar geheilt. Jetzt genossen wir eine sehr respektvolle, heitere, zärtliche Freundschaft. Es gab eine Zeit, in der ich das nie für möglich gehalten hätte, aber jede familiäre Beziehung kann heilen, wenn die Liebe bleibt und beide Parteien dazu bereit sind, wie es bei uns der Fall war. Es war offensichtlich, dass zwischen Greg und Maryanne immer noch Liebe übrig war und auch die Sehnsucht, vom anderen verstanden zu werden. Es war eben alles verzerrt durch den Schmerz.
    Nachdem die beiden ihren Kummer formuliert hatten, fragte ich, was sie aneinander mochten. » Nichts « , antwortete Greg schroff. Ich lockerte die Situation mit Humor auf, und nach einer Weile rückte er plötzlich mit ein paar Sachen heraus. Maryanne nannte ebenfalls ein paar Eigenschaften. Beide hatten mit ihrem Ego zu kämpfen, vor allem Greg, denn er wollte seine Schwester unbedingt hassen. Aber ich hatte diese Anregung gebracht, weil es bei mir damals funktioniert hatte, wenn ich an meine eigenen Familienmitglieder dachte. In den Jahren, als meine Beziehung zu ihnen am schmerzhaftesten war, versuchte ich auf Dinge zurückzugreifen, die ich an ihnen mochte oder sogar liebte. Zuerst ging es mir wie Greg, und mir wollte kaum etwas einfallen. Aber das war nur mein Schmerz, der da aus mir sprach und mich blind machte für ihre guten Seiten. Als ich mich davon befreit hatte, wurde mir klar, dass sie alle anständige, gutherzige Menschen waren, auch wenn die Unterschiede in unserer Lebensweise vielleicht verhindern, dass wir jemals ein besonders enges Verhältnis haben werden.
    Ich konnte mich an Dinge aus der Vergangenheit erinnern, die sie mit den besten Absichten getan hatten. Auch wenn manche davon später leider gegen mich verwendet wurden, waren sie zunächst nett gemeint gewesen. Inzwischen erkannte ich auch, dass es Gelegenheiten gegeben hatte, bei denen sie versucht hatten, mir ihre Liebe zu zeigen. Aber ich war so verletzt gewesen, dass ich alles zurückgewiesen und weggestoßen hatte. Hinter all diesen Missverständnissen verbargen sich jedoch wunderbare Menschen– wie es jeder ist unter der Schicht, die das beste Selbst überschatten kann. Heute waren also Greg und Maryanne dran, ein paar von ihren Missstimmigkeiten zu bereinigen.
    Wie sich herausstellte, hatte Greg jahrzehntelang eine Abneigung gegen seine Schwester gehegt, weil sie den Mut besessen hatte, das Leben zu leben, zu dem sie sich berufen fühlte, das Leben, das sie sich wünschte. Doch Maryanne war nicht daran schuld, dass Greg nie dasselbe getan hatte. Vielmehr hatte er sich selbst im Weg gestanden. An diesem Nachmittag kamen viele Gefühle an die Oberfläche, und auch wenn sie am Ende nicht gerade als beste Freunde auseinandergingen, waren sie doch ein gutes Stück weiter als zu Anfang. Jeder von ihnen verbrachte noch ein Weilchen allein mit Charlie, dann fuhren sie, und mein Patient und ich waren wieder allein.
    Nachdem seine Kinder gegangen waren und ich in sein Zimmer trat, sah er mich nur kopfschüttelnd an und lachte leise. » Tja, mein Mädchen. Das baut sich jetzt schon seit zwanzig Jahren auf. Ich hab mich schon immer gefragt, wann der Vulkan wohl ausbricht « , kicherte er. » Ich bin froh, dass es passiert ist, bevor ich gehe. Vielleicht darf ich ja doch noch erleben, wie die beiden Freunde werden. «
    Die Vögel sangen in den Bäumen, und ein oranger Schmetterling flog vorbei. Wir sahen lächelnd zu und plauderten weiter. Charlie erzählte, dass die beiden als Kinder durchweg sehr enge Freunde gewesen waren. Greg passte immer auf seine kleine Schwester auf, und sie vergötterte ihn. Als sie jedoch ein unabhängig denkender Teenager wurde, hatten sie angefangen zu streiten und nie wieder zur alten Nähe zurückgefunden.
    » Aber wissen Sie, Bronnie, ich mache mir gar keine Sorgen um Maryanne. Die ist relativ glücklich. Es geht mir um Greg. Er hat nie aufgehört, sich beweisen zu wollen. Wenn er sagt, dass er immer mehr für mich getan hat als Maryanne, hat er in gewisser Hinsicht recht. Andererseits hat sie mir in weniger sichtbarer Weise auch sehr geholfen. Aber es hat ihn ja niemand gezwungen. Meistens hat er Sachen gemacht, die ich noch gut selbst hätte erledigen können– und eigentlich auch gern selbst erledigt hätte. « Er seufzte. » Er macht Überstunden ohne Ende in einem Job,

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