5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)
Männer ihre Liebe auf andere Art zeigen, zum Beispiel indem sie Sachen für ihre Partnerin tun. Kinder nehmen ihre Eltern für selbstverständlich. Eltern manchmal auch ihre Kinder. Freunde, Cousins, Brüder, Schwestern, Kollegen, Großeltern werden alle für selbstverständlich genommen.
Es fällt uns leicht, bei anderen das in den Mittelpunkt zu stellen, was man nicht mag. In Wirklichkeit ist dies jedoch immer nur ein Spiegelbild unserer eigenen Person. Doch selbst die Dinge, die wir an anderen lieben, werden allzu oft nicht gewürdigt. Ja, manchmal erfordert es Mut, aufrichtig zu sprechen, und wir können die Reaktion unseres Gegenübers nicht beeinflussen. Wir müssen aber auch offen für seine Bedürfnisse sein.
Doch ich habe erfahren, dass Ehrlichkeit belohnt wird, auch wenn es vielleicht nicht auf die Art geschieht, die wir erwartet hätten. Vielleicht kommt die Belohnung in Form von Selbstrespekt oder als ein Leben ohne Schuldgefühle, wenn jemand gestorben ist, in Form von befriedigenderen Beziehungen, als Ende von schädlichen Beziehungen oder in einer Weise, von der wir vorher nichts ahnten. Je länger man den ehrlichen Ausdruck seiner Gefühle aufschiebt, umso länger trägt man die Dinge mit sich herum, die gesagt werden müssen.
Von Nanci kamen keine klaren Worte mehr, aber das war egal. Das Geschenk, das ich an jenem Tag erhalten hatte, war mir Belohnung genug. Ihr Enkel bemerkte auch noch einmal einen klaren Moment bei ihr, als er ihr eines Nachmittags etwas vorsang. Nanci sagte nichts, aber sie sah ihrem Enkel in die Augen und lächelte ihn liebevoll an– nicht wie ein Alzheimerpatient, sondern wie eine Großmutter, die ihren Enkel stolz anlächelt, der sich an diesem Tag entschieden hatte, seine Gefühle durch Singen auszudrücken.
Wir können nicht vorauswissen, welche Geschenke uns begegnen, bevor sie da sind, aber eines weiß ich ganz bestimmt: Mut und Aufrichtigkeit werden immer belohnt.
Versäumnis Nummer 4 :
Ich wünschte, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden gehalten.
Zwischen den langfristigen Pflegejobs in den Privathäusern meiner Patienten arbeitete ich immer mal wieder Schichten in Pflegeheimen. Allerdings keine gewöhnlichen Schichten, wofür ich ganz dankbar war, denn ich fand diese Heime absolut grässlich. Die Patienten dort lagen nicht unbedingt im Sterben, sondern brauchten nur spezielle Hilfe. Manchmal wurde ich einfach als zusätzliche Arbeitskraft für ein bestehendes Team angestellt und sollte mich gar nicht um einen bestimmten Patienten kümmern.
Wenn man sich seine Illusionen über unsere Gesellschaft bewahren möchte, sollte man Pflegeheimen tunlichst fernbleiben. Doch wenn Sie sich stark genug fühlen, um sich das Leben ungefiltert anzusehen, dann besuchen Sie doch mal eines und verbringen Sie ein bisschen Zeit dort. Viele einsame Menschen gibt es da– richtig viele. Und jeder von uns könnte jederzeit auch dort landen.
Bei diesen Gelegenheiten erlebte ich auch verschiedene Pflegeteams. Das war manchmal eine niederschmetternde Erfahrung, manchmal aber auch sehr beeindruckend. Einige Pfleger, mit denen ich in diesen Jahren kurz zusammenarbeitete, waren wunderbare, gutherzige Menschen, die ganz offensichtlich den richtigen Beruf gewählt hatten. Sie waren geistig rege und hatten ein freundliches Wesen. Dem Himmel sei Dank für solche Leute. Doch da die meisten Pflegeheime personell unterbesetzt sind, müssen die Mitarbeiter ihre gute Laune permanent auf eine ganze Menge Patienten verteilen.
Am anderen Ende der Skala waren die, die im Laufe ihres Arbeitslebens müde und mutlos geworden waren oder die noch nie Begeisterung für diesen Beruf besessen hatten. In der Nacht, in der ich Doris kennenlernte, arbeitete ich in einem Team, in dem ein schrecklicher Mangel an Empathie herrschte.
Die Heimbewohner schlurften gerade mit ihren Gehstöcken und Rollatoren in den gemeinschaftlichen Speisesaal. Es waren durch die Bank relativ betuchte Leute, denn es handelte sich um ein privates, sogenanntes » Luxus « -Pflegeheim. Tatsächlich war die Innenausstattung wunderschön, die Gärten gepflegt und die Gemeinschaftsbereiche sauber. Doch das Essen war fürchterlich. Die Mahlzeiten wurden außerhalb des Heims vorgekocht und in der Mikrowelle aufgewärmt, es schmeckte nach überhaupt nichts und sah auch nicht appetitlich aus. An dem Essen, das ich hier sah, war nichts Frisches oder Nahrhaftes. Die Heimbewohner bestellten ihr Essen jeweils am Ende einer Woche, und dann
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