5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)
einige sehr dunkle Ecken in mir aufgesucht hatte, wusste ich besser, was ein wahrer Freund ist. Es ist leicht, eine Menge Bekannte zu haben, und ich mochte diese Leute, weil wir uns gegenseitig das Leben schöner machten. Aber wenn es hart auf hart kommt, gibt es nicht viele, die mit einem den schlimmsten Schmerz durchstehen können. Wer das tut, ist ein wahrer Freund.
» Ich schätze, es geht darum, die richtigen Freunde für die richtige Gelegenheit zu haben « , sinnierte Elizabeth. » Ich habe nicht die richtigen Freunde für diese Gelegenheit, nämlich mein Ableben. Verstehen Sie, was ich meine? «
Ich nickte und erzählte von einem Szenario aus meinem Leben, das zwar bei Weitem nicht so ernst gewesen war wie ihres, bei dem ich aber auch nicht die richtigen Freunde für diese spezielle Situation gehabt hatte. Und wenn ich daran zurückdachte, konnte ich definitiv verstehen, dass es verschiedene Ebenen von Freundschaften und Verbindungen gibt, und manchmal sehnen wir uns nicht nach einer bestimmten Person, sondern eher nach einer bestimmten Art von Freundschaft.
Nach meinen Jahren auf der Insel hatte ich eine Weile in einer Druckerei in Europa gearbeitet. Meine Kollegen waren nett, und ich genoss die Chancen, die sich mir boten und mir die Welt noch weiter öffneten. Doch die Inselbewohner waren wie eine Familie gewesen. Wenn einer von uns weg war, zum Beispiel in Urlaub auf dem Festland, sagte er immer, wie schön es doch war, zur Inselfamilie zurückzukehren.
Ich fand neue Freunde in Europa, obwohl ich sie heute rückblickend wohl auch eher nette Bekannte nennen würde. Einmal machte ich mit drei Bekannten meines Alters eine Reise durch mehrere Länder. In den italienischen Alpen hatten wir eine Hütte gemietet, ohne Elektrizität und fließend Wasser. Es war fantastisch, eine völlig andere Landschaft als mein geliebtes Australien, das seine eigene Großartigkeit besitzt, aber eben ganz anders ist. Ich fand die Alpen überwältigend schön.
Wir wuschen uns in einem Bach, der aus den Bergen kam. Obwohl es Sommer war, war das Wasser eisig kalt– hier floss wirklich nur geschmolzener Schnee. Ich setzte mich mitten in das talwärts rauschende Wasser und schnappte nach Luft. Trotzdem genoss ich gleichzeitig noch die fantastische Aussicht und fühlte mich gestärkt. Nichtsdestoweniger war das Wasser wirklich beißend kalt.
Wenn ich mich einmal überwunden habe, in einem eiskalten Fluss oder Meer zu schwimmen, fühle ich mich hinterher immer ein bisschen aufgedreht, wie Hunde nach einem Bad. Die rennen dann auch herum wie verrückt, überdreht und energiegeladen, ganz egal, ob sie das Bad genossen haben oder nicht. So ging es mir auch, nachdem ich in diesem eisigen Gebirgsbach gebadet hatte: Ich fühlte mich so richtig zum Blödeln aufgelegt.
Ich war also ein bisschen überdreht, als ich mich abtrocknete, anzog und zur Hütte zurückkam. Ich machte ein paar gutmütige Scherze und amüsierte mich ganz prächtig, als ich meinen neuen Freunden kleine alberne Anekdötchen erzählte. Bis mir klar wurde, dass sie mit keinem meiner Witze etwas anfangen konnten. Aus ihrem verwirrten Lächeln sprach ein » Was zum Teufel redet die da? « , und ich wusste Bescheid. Allerdings muss ich gestehen, dass ich angesichts ihrer verblüfften Mienen gleich noch mehr lachen musste. Na, immerhin hatte ich Spaß mit meinen Witzen. Die drei waren fröhliche, liebenswerte Menschen, aber das Problem war, dass der Humor in unseren Kulturen so unterschiedlich war. Plötzlich fehlten mir meine alten Freunde so richtig schmerzlich. Die hätten nicht nur mit meiner Albernheit etwas anfangen können, sie hätten sich über meine Witze totgelacht, selbst welche gemacht, und am Ende hätten wir uns alle gekrümmt vor Lachen.
An jenem Abend saßen wir nach einer ausgedehnten Nachmittagswanderung zu einem Berggipfel im Laternenlicht beim Essen zusammen und unterhielten uns. Es war schön. Aber wenig später zogen sich alle bis auf mich zum Schlafen zurück. Die Wanderung war großartig gewesen, und mir war noch immer zum Jubeln zumute. Ich wünschte mir nichts mehr, als mit Freunden zusammenzusitzen und unter Gelächter diesen fantastischen Tag ausklingen zu lassen. Ganz bestimmt wollte ich noch nicht zu Bett gehen.
Aber da meine Freunde schliefen, war es ganz still in der Hütte. Ich trug eine Laterne in meine kleine Kammer, stellte sie auf den Tisch und verbrachte die nächsten zwei Stunden mit Schreiben. In der Ferne hörte ich
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