Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

Titel: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnie Ware
Vom Netzwerk:
, brüllte sie und zeigte auf die Tür. Ich saß ruhig da, sah sie an, sandte ihr freundliche Gedanken und wartete, bis der Ausbruch vorbei war. Dann war es still. Ungefähr eine Minute saßen wir so nebeneinander, ohne Worte, aber so nah beieinander, dass wir uns hätten aneinanderlehnen können. » Fertig? « , fragte ich mit einem milden Lächeln.
    » Vorerst « , schnauzte sie. Ich nickte und sagte immer noch nichts. Das Schweigen hielt an. Schließlich legte ich den Arm um sie, küsste sie auf die Wange und ging in die Küche. Ein paar Minuten später kam ich mit einer Kanne Tee zurück. Rosemary saß immer noch so da wie vorher und sah aus wie ein verlorenes kleines Mädchen.
    Ich half ihr hoch und führte sie zum Sofa gegenüber. Der Tee wartete schon auf dem Beistelltischchen. Rosemary setzte sich. Ich legte ihr eine wunderschöne Decke über die Beine, und sie blickte lächelnd zu mir auf. Dann setzte ich mich neben sie. » Ich hab solche Angst und bin so allein. Bitte verlassen Sie mich nicht « , sagte sie. » Bei Ihnen fühle ich mich so gut aufgehoben. «
    » Ich gehe nirgendwohin. Ist schon okay. Solange Sie mich mit Respekt behandeln, bin ich für Sie da « , sagte ich aufrichtig.
    Sie lächelte mich an wie ein kleines liebesbedürftiges Mädchen. » Dann bleiben Sie bitte. Ich möchte, dass Sie bleiben. « Ich nickte, küsste sie noch einmal auf die Wange, und sie strahlte.
    Von diesem Moment an verbesserte sich unser Verhältnis schlagartig. Sie erzählte mir von ihrer Vergangenheit, und ich lernte sie besser verstehen. Sie hatte die Menschen immer zurückgestoßen. Da ich mich lange genug selbst nach diesem Muster verhalten hatte, aber auch wusste, wie wohltuend es war, damit zu brechen, erklärte ich Rosemary, dass es nicht zu spät war, die Menschen an sich heranzulassen. Sie sagte, sie wüsste nicht wie, aber sie wollte es auf jeden Fall versuchen und netter zu den Leuten sein.
    Ihre Krankheit entwickelte sich nur langsam, aber es gab doch genug Anzeichen dafür, dass sie sich täglich weiter in ihrem Körper ausbreitete. So wurde sie immer schwächer. Die Veränderung ging am Anfang langsam vor sich, und Rosemary versuchte es immer wieder zu verdrängen. Sie schmiedete Pläne, dass ich ihre Buchführung übernehmen und ihr Investment-Portfolio in Ordnung bringen sollte, und verlor sich in Details. Ich hörte einfach zu, auch wenn ich wusste, dass es dazu nicht mehr kommen würde. Rosemary kündigte an, dass sie sich ein paar Stunden mit mir zusammensetzen würde, um mich quasi einzuarbeiten, sobald sie sich kräftig genug dazu fühlte. Ich konnte immer wieder beobachten, dass die Leute noch Zukunftspläne schmiedeten, obwohl ihre Kräfte von Tag zu Tag nachließen.
    Außerdem bestand sie darauf, dass ich überall in der Stadt Termine für sie machte. Sie ließ mich vom Telefon im Schlafzimmer aus anrufen, so dass sie jedes meiner Worte hören, sich ständig einmischen und damit das ganze Gespräch kontrollieren konnte. Dann musste ich die Termine wieder verschieben oder absagen. Rosemary war zweifellos eine sehr dominante Persönlichkeit. Ich ließ mich gern darauf ein, gewisse unnötige Dinge für sie zu erledigen, aber manches lehnte ich auch rundheraus ab. So hatte ich zum Beispiel keine Lust, meine Zeit und Energie darauf zu verschwenden, nach Dingen zu suchen, die wir schon an jedem Fleckchen im Haus erfolglos gesucht hatten.
    Jeden Tag bröckelten ihre emotionalen Mauern ein Stückchen weiter ab, und wir kamen uns immer näher. Rosemarys Verwandte lebten weit weg, aber sie riefen regelmäßig an. Ein paar Freunde kamen sie regelmäßig besuchen und auch ein paar ehemalige Geschäftspartner. Aber die meiste Zeit war es ein ziemlich stilles Haus mit einem wunderschönen Garten, den wir zusammen genossen.
    Eines Nachmittags legte ich Bettwäsche zusammen. Rosemary saß im Rollstuhl und sah mir zu. Sie befahl mir, mit dem Summen aufzuhören. » Es geht mir auf den Wecker, dass Sie die ganze Zeit so fröhlich sind und ständig am Summen « , erklärte sie trübselig. Ich brachte meine Arbeit zu Ende, machte den Wäscheschrank zu, drehte mich um und sah sie amüsiert an. » Na, ist doch wahr « , sagte sie. » Immer summen Sie, immer sind Sie fröhlich. Ich wünschte, es würde Ihnen ab und zu auch mal elend gehen. «
    Das war so typisch Rosemary, dass es mich nicht überraschte. Ich war nicht immer fröhlich, aber wenn ich es war, dann meckerte sie deswegen herum. Statt ihr zu antworten, sah

Weitere Kostenlose Bücher