5 Freunde 16 - Fünf Freunde auf dem Leuchtturm
verkündete er. »Eine solche schicken wir - und du suchst dir eine für deinen Vater aus, Brummer.«
»Vergebliche Liebesmüh«, grinste Brummer. »Er wird sie nicht einmal lesen.«
»Dann schicke eine an deine Mutter«, riet Anne.
»Ich habe keine Mutter mehr«, sagte Brummer. »Sie ist tot. Sie starb, als ich geboren wurde. Deshalb sind ja mein Vater und ich immer zusammen unterwegs.«
»Das tut mir sehr, sehr leid.« Anne meinte es ehrlich. Auch die anderen waren bestürzt. Kein Wunder, daß Brummer sich oft nicht zu benehmen wußte und so selbständig war! Die Mutter fehlte. Armer Brummer. Anne kämpfte mit der Versuchung, ihm alle im Geschäft vorrätigen Brötchen zu kaufen.
»Iß noch ein Brötchen, Brummer«, ermunterte sie ihn. »Oder ein Eis. Ich lade dich dazu ein. Auch Schelm bekommt eins.«
»Wir werden alle noch ein Brötchen und dazu ein Eis essen«, entschied Julius. »Auch Tim und Schelm. Dann besorgen wir unsere Einkäufe und gehen nach Hause - nach Hause in den Leuchtturm. Das klingt großartig, nicht?«
Sie schrieben drei Karten: eine an Herrn und Frau Kirrin, eine an Hanna und eine an den Professor. »Jetzt werden sie wissen, daß es uns gut geht«, sagte Anne und klebte die Marken drauf.
Der Regen hatte inzwischen aufgehört, und so stand ihrem Einkaufsbummel nichts mehr im Wege. Frisches Brot, Butter, Eier, zwei Dosen Milch, etwas Obst und noch dies und das wurde beschafft, und dann wandten sie sich zu der kleinen Mole.
»Bald kommt die Flut«, sagte Julius. »Los - wir werden gerade noch rechtzeitig unseren Leuchtturm erreichen. Bitte, laß die Eier nicht fallen, Brummer.«
Sie sprangen über Felsbrocken, hüpften über kleine Wassertümpel und vermieden sorgsam die vereinzelten mit schlüpfrigem Tang überzogenen Stellen. Bald türmte sich ihr Zuhause vor ihnen auf.
»Gegen den neuen Leuchtturm auf dem Hochfelsen ist dieser winzig«, meinte Brummer. »Ihr solltet mal hinübergehen. Die kreisende Lampe dort ist herrlich. Ihr Licht ist so stark, daß die Schiffe es meilenweit sehen.«
»Im Augenblick hat dieser hier mehr Anziehungskraft für mich«, versicherte Richard voll Überzeugung und stapfte die Stufen zu der schweren Holztüre hinauf.
»Ha - seht - zwei Flaschen Milch stehen auf der Treppe! Das war sicher der Milchmann.«
»Er versorgte uns täglich mit Milch, als ich mit meinem Vater hier war«, erklärte Brummer. »Aber er kann nur morgens bei Ebbe kommen, weil er keinen Kahn hat. Vermutlich hat er erfahren, daß wir jetzt hier sind, und wollte fragen, ob wir Milch brauchen. Er wird durch den Briefkasten gerufen haben, und als niemand öffnete und er keine Antwort bekam, hat er für alle Fälle mal zwei Flaschen Milch dagelassen.«
»Vernünftiger Mensch!« lobte Richard. »Fische deinen Schlüssel aus der Tasche und schließe auf, Brummer!«
»Ich kann mich nicht erinnern, heute morgen hinter uns abgeschlossen zu haben«, gestand Brummer und durchwühlte seine Taschen. »Ich muß ihn wohl im Schloß steckengelassen haben. Laßt mich überlegen - gestern abend schlossen wir ab und ließen den Schlüssel im Schloß stecken. Also muß ich heute morgen aufgeschlossen haben, damit wir hinaus konnten.«
»Stimmt - aber als du aufgeschlossen hattest, ranntest du spornstreichs mit Georg die Treppe hinunter, und wir übrigen folgten«, überlegte Julius weiter. »Anne war die letzte. - Hast du hinter dir abgeschlossen, Anne?«
»Nein, daran habe ich überhaupt nicht gedacht«, gab Anne zu. »Ich knallte die Tür nur zu und rannte hinter euch her. Also muß der Schlüssel noch immer im Schloß stecken.«
»Dann müßte sich die Tür auch öffnen lassen«, schloß Julius folgerichtig, »und drinnen wartet der Schlüssel auf uns. Also vorwärts!«
Er stemmte sich kräftig gegen die Tür, da sie ein biß- chen klemmte - und wie zu erwarten gewesen war, ging sie auf. Julius streckte die Hand nach dem Schlüssel aus.
Er war nicht da! Stirnrunzelnd blickte Julius die anderen an.
»Es muß doch jemand hier gewesen sein! Er fand die Tür unverschlossen - nahm den Schlüssel an sich - und wahrscheinlich noch zahlreiche andere Dinge«, überlegte er laut. »Wir sehen am besten einmal nach. Kommt!«
»Warte - da liegt etwas auf der Fußmatte«, sagte Richard und hob einen Brief auf. »Auch der Postbote war inzwischen hier - dies ist ein Brief vom Felsenhaus. Also waren mindestens zwei Leute während unserer Abwesenheit hier. Aber sicher hätte keiner von ihnen den Schlüssel
Weitere Kostenlose Bücher