5 Freunde 16 - Fünf Freunde auf dem Leuchtturm
wir nie an die Fundamente tief unten im Felsen denken. Sind sie tief unten?«
»O ja, sicher«, murmelte Brummer hinter seinem Buch. »Mein Vater erzählte mir, beim Bau des Leuchtturmes hätten sie tief in die Felsen hineingebohrt - so eine Art Schacht. Und er sagte, die Felsen seien von Höhlen und Gängen durchzogen. Der Schacht endet in einer solchen Höhle.«
»Tatsächlich?« auch Richards Interesse war nun erwacht. »Ich habe noch gar nicht darüber nachgedacht, wie man einen solchen Turm gegen Stürme sichert. Natürlich, sein Fundament muß sich ja tief hinabsenken.«
»Mein Vater fand irgendwo eine alte Skizze«, erinnerte sich Brummer. »So ein Plan, der damals zum Bau angefertigt wurde.«
»Eine Architektenzeichnung, wie sie zu einem Hausbau hergestellt wird?« fragte Anne.
»Ja, so ähnlich«, nickte Brummer. »Ich kann mich nicht mehr gut daran erinnern. Ich weiß nur noch, daß alle Räume drauf zu sehen waren, verbunden durch die Wendeltreppe - als Abschluß der große Leuchtraum oben - und unten war die Anlage des Fundamentes eingezeichnet.«
»Kann man in den Schacht hinuntersteigen?« wollte Richard wissen. »Gibt es eine Leiter oder etwas Ähnliches?«
»Ich weiß es nicht«, Brummer zuckte mit den Schultern. »Ich war nie unten. Auf diesen Gedanken bin ich nie gekommen.«
»Weißt du, wo die alte Karte ist - diese Bauskizze?« fragte Julius. »Wohin hat sie dein Vater gelegt?«
»Oh, vermutlich warf er sie in den Papierkorb«, meinte Brummer. »Halt — sie könnte im Leuchtraum sein! Wenn ich mich recht entsinne, nahm mein Vater sie einmal mit hinauf, weil der Mechanismus der Lampe darauf erklärt war.«
»Auf alle Fälle werden wir mal nachsehen«, beschloß Julius. »Komm mit, Brummer. Ein Glück, daß du dich zur Zeit nicht in Autos verwandelst! Du scheinst erwachsen zu werden.«
Sie kletterten also zu zweit die Wendeltreppe hinauf bis in den Leuchtraum. Julius war auch jetzt wieder beeindruckt von der einzigartigen Aussicht, die sich hier oben bot. Der Regen hatte nachgelassen, und die See kochte, aufgewühlt von heftigen Windstößen, in wirbelndem, zornigem Tumult.
Brummer kroch in eine dunkle Ecke unter der Lampe und kam schließlich, triumphierend eine weiße Papierrolle schwenkend, wieder zum Vorschein. »Ich habe sie! Ich wußte doch, daß sie hier oben sein mußte!«
Sie kehrten mit ihrem Fund zu den anderen zurück und breiteten die Karte auf dem Tisch aus. Der Plan erwies sich als vorzüglich und überaus klar gezeichnet.
»Wie kommt es, daß Architekten so wunderbar zeichnen können?« wunderte sich Georg. »Sind sie Architekten, weil sie sich so gut darauf verstehen - oder zeichnen sie so gut, weil sie Architekten sind?«
»Wahrscheinlich trifft stets beides zu«, meinte Julius und beugte sich über die Skizze. »Aha das hier ist das Fundament. Du meine Güte, es reicht wirklich tief in den Fels hinab!«
»Große hohe Bauwerke wie dieser Turm haben immer solch tief verankerte Fundamente«, belehrte ihn Richard. »Es ist noch nicht lange her, da haben wir in der Schule gelernt, wie ...«
»Laß die Schule aus dem Spiel!« beschwor ihn Anne. »Sie gehört der Vergangenheit an. Brummer, ist die Anlage des Fundamentes begehbar?«
»Ich sagte doch schon ich weiß es nicht«, entgegnete Brummer. »Jedenfalls muß es dort unten gräßlich sein - dunkel und stickig und eng und ...«
»Wir wollen es trotzdem versuchen«, unterbrach Georg ihn. »Augenblicklich ist mir so langweilig, daß ich einschlafen und hundert Jahre nicht mehr aufwachen werde, wenn ich jetzt nicht irgend etwas unternehme.«
»Quatschkopf!« brummte Julius. »Übrigens - gar keine schlechte Idee! Wenn du schläfst, hätten wir wenigstens unsere Ruhe hier. Ooooooch - du brauchst mich deshalb nicht gleich zu boxen, Georg!«
»Los!« befahl Georg. »Wir steigen hinunter und erforschen das Fundament!«
Nur auf Anne übte der Ausflug in den Schacht keinen Reiz aus; die übrigen, einschließlich Tim, rasten die Treppe hinunter.
Brummer zeigte ihnen eine große, runde Falltür, die gegenüber der Eingangstür in den Boden eingelassen war. »Wenn wir diesen Deckel öffnen, können wir in den Schacht hinuntersehen.«
Also hoben sie mit vereinten Kräften die schwere runde Holzklappe hoch und starrten hinab. Zu sehen war nichts, nichts außer Finsternis. »Ich werde meine Taschenlampe holen«, rief Julius und lief eilig die Treppe wieder hinauf.
Bald erhellte der Schein seiner Lampe den runden
Weitere Kostenlose Bücher