5 Freunde 16 - Fünf Freunde auf dem Leuchtturm
glauben, was ihr wollt, Kinder - finden werdet ihr jedoch nichts. Den Schatz hat sich wohl längst das Meer geholt. Auf Wiedersehen! Ich werde Jeremias den Tabak geben, wenn er vorbeikommt.«
»Junge!« rief Richard, als sie wieder vor dem Laden auf der Straße standen. »Ist das spannend! Aber ich glaube, Tom hat recht. Das Meer hat sich den Schatz geholt - und das ist die Erklärung dafür, warum er niemals entdeckt wurde.
»Und ich glaube immer noch, daß er wohlbehalten irgendwo schlummert«, beharrte Georg. »Und Brummer auch.«
»O ja - wahrscheinlich ist auch Tim deiner Meinung«, neckte sie Richard. »Er hat ein ebenso kindliches Gemüt wie du.«
Diese Bemerkung trug ihm einen harten Puff von Georg ein. Er lachte. »Beruhige dich! Wir werden dir die Erlaubnis erteilen, dem Schatz nachzujagen, nicht wahr, Jul? Wir statten der Räuberhöhle so bald wie möglich einen Besuch ab. Und jetzt machen wir einen Spaziergang zu den Klippen, auf denen das erste Feuer als Warnung vor den Teufelsfelsen prasselte.«
Es wurde ein schöner Spaziergang die felsige Küste entlang. Das Gras stand in frischem Grün, die ersten Veilchen kamen hervor, und die Schlüsselblumen waren in kleinen gelben Häufchen über das Land verstreut. Schelm klammerte sich fest an Brummers rechtes Ohr aus Angst, von der steifen Brise, die ständig vom Meer her wehte, fortgepustet zu werden.
Tim tollte vergnügt und ausgelassen umher, der Schwanz war stets in Bewegung. Und die Nase mußte überall hineinriechen.
Sie gelangten schließlich zu dem Feld, auf dem hoch oben am Mast eine rote Flagge lustig im Winde flatterte. Daneben stand eine Tafel. Georg las:
›Diese Flagge warnt am Tage die Schiffe vor den Teufelsfelsen. Bei Nacht strahlt der Leuchtturm am Hochfelsen ein Warnlicht aus. In früheren Zeiten wurde auf diesem Platz eine Lampe entzündet, später übernahm ein kleiner Leuchtturm auf dem Teufelsfelsen diesen Dienst. Er steht noch, ist jedoch nicht mehr in Betrieb.‹
»Ha - das ist ein Irrtum!« meinte Brummer und wies auf den letzten Satz. »Wir haben ihn doch in Betrieb genommen! Ich werde die Angabe ändern.« Und er zog tatsächlich einen Bleistift aus der Tasche und war im Begriff, die letzten sechs Worte durchzustreichen.
Julius fiel ihm in den Arm. »Sei vernünftig! Du kannst doch nicht auf einer öffentlichen Hinweistafel herumschmieren. Sag bloß nicht, daß du zu der Sorte gehörst, die überall etwas hinkritzeln!«
Brummer steckte den Bleistift wieder ein. »Na schön. Ich dachte ja nur, daß der Hinweis berichtigt werden müßte. Ich gehöre nicht zu denen, die auf alle Mauern und Plakate kritzeln!«
»Dann ist es ja gut«, schloß Julius das Thema ab. »Brummer, können wir von hier aus die Teufelsfelsen sehen - ich meine die Felsen, auf denen auch unser Leuchtturm steht?«
»Nein«, antwortete Brummer. »Seht, dieser Felsenkamm biegt etwas nach links ab, und die Teufelsfelsen liegen rechts von hier, hinter der Biegung. Versteht ihr, wie ich es meine? Hier, von diesem Punkt ab, müssen die Schiffe ins offene Meer hinaussteuern, sonst laufen sie auf die Felsen auf. Man kann auch ganz klar sehen, warum die Schiffe zerschellen mußten, wenn die Strandräuber die Lampe von hier den Weg zurücktrugen, den wir gerade gekommen sind, und sie dort auf die Felsen stellten. Die liegen nämlich weiter landeinwärts.«
»Ich glaube, ich würde Ein-Ohr-Bill genauso hassen, wie Jeremias ihn haßt«, sagte Georg. In Gedanken ließ sie die prächtigen Schiffe an sich vorüberziehen, die vor Jahren hier in die Tiefe sanken, nur weil ein gewissenloser Mann sich gierig bereichern wollte.
»Ich glaube, wir müssen umkehren«, sagte Julius mit einem Blick auf seine Uhr. »Vergeßt nicht, daß wir noch einiges einkaufen müssen. Wir beeilen uns lieber - es sieht plötzlich nach Regen aus.«
Er sollte recht behalten: Sie hatten das Dorf noch nicht wieder erreicht, als es zu regnen begann. Sie flüchteten in einen kleinen Laden, der sich ›Morgenkaffee‹ nannte, und bestellten für jeden eine Tasse Kaffee und ein Brötchen.
Die Brötchen waren so knusprig und frisch, daß sie sich noch gleich welche einpacken ließen. Dann fielen Anne die Postkarten ein.
»Wir müssen unbedingt welche kaufen«, bestimmte sie, »und heute noch eine abschicken. Am besten erledigen wir das gleich jetzt.«
Richard lief in den Regen hinaus und kehrte mit einem Stoß bunter Karten zurück. »Auf einigen ist der Leuchtturm zu sehen«,
Weitere Kostenlose Bücher