5 Freunde 16 - Fünf Freunde auf dem Leuchtturm
Gesetzes. »Übrigens - mein Name ist Scharf, Polizeiwachtmeister Scharf.«
»Ein sehr passender Name für einen Polizisten«, meinte Julius mit fröhlichem Grinsen. »Haben Sie nun den Dieb erwischt, der unseren Schlüssel und das übrige mitgehen ließ?«
»Nein, aber ich habe einen ziemlich sicheren Verdacht«, sagte Scharf. »Ich konnte zwar niemanden finden, der in der fraglichen Zeit am Kai war, doch der Zufall wollte es, daß eine Frau von ihrem Fenster aus jemanden an der Mole herumstehen und schließlich über die Felsen marschieren sah in Richtung Leuchtturm.«
»Wer war es? Der Milchmann? Der Postbote?« Richard wurde allmählich ungeduldig.
»O nein! Ich sagte deinem Freund schon: Die beiden sind über jeden Verdacht erhaben!« versicherte Scharf beinahe empört. »Es war - hm -, nun ja, ein Mann, den man fast unter das einreihen kann, was man als Gesindel bezeichnet.«
»Wer ist es?« drängte nun auch Julius. Er fürchtete plötzlich, es könnte der alte Jeremias gewesen sein. Konnte er zum Gesindel gehören? - Er hatte einen so guten Eindruck auf sie gemacht.
»Es ist niemand, den ihr kennt«, fuhr Scharf mit seinem Bericht fort. »Er stammt aus einer Familie, die hier in sehr schlechtem Ruf steht. Ein Mann namens Jacob - Jacob Lomer. Die Lomers pflegten sich früher etwas mit Strandräuberei zu befassen. Und ...«
»Strandräuberei! Der alte Jeremias erzählte uns Strandräubergeschichten aus früherer Zeit«, unterbrach ihn Richard. »Einer hieß Nossy und ein anderer Bart Verwandte eines sehr berüchtigten Räubers. Ein-Ohr-, eh, Ein-Ohr ...«
»Bill«, ergänzte Scharf. »Ja - Ein-Ohr-Bill. Er ist lange tot. Als er lebte, war der alte Jeremias ein junger Mann. Dieser Jacob hier, den man heute beobachtet hat, wäre ein Ururgroßenkel von Ein-Ohr-Bill, glaube ich - so ungefähr wenigstens. Laut Jeremias ist er ein getreues Abbild vom alten Ein-Ohr-Bill. Es ist schlechte Erbmasse in der Familie, anscheinend werden sie sie nicht los.«
»So - es war also Jacob, der dem Leuchtturm einen Besuch abstattete. Warum wird er dann nicht festgenommen?« fragte Julius. »Und gezwungen, den Schlüssel und die anderen Sachen herauszugeben?«
»Ja, da müßte einer von euch mitkommen und bezeugen, daß die Sachen tatsächlich euer Eigentum sind. Dann könnte ich vielleicht etwas machen«, erklärte ihnen der Polizist. »Er könnte aber auch inzwischen alles versteckt haben, außerdem ist er so leichtsinnig, daß es mich nicht wundern würde, wenn er alles verschenkt hätte. Ein bißchen schwach im Kopf, der Jacob, und ein Schurke. Ha - er hätte bestimmt auch mit Begeisterung Schiffen zum Kentern verholfen! Würde genau zu ihm passen.«
»Ich fahre sofort mit Ihnen hinüber«, entschloß sich Julius. »Die Anwesenheit der anderen ist doch dabei nicht nötig, oder?«
»Nein, nein, einer reicht«, winkte der Wachtmeister ab und stieg zusammen mit Julius die Wendeltreppe hinab. Die Tür fiel bereits mit lautem Knall ins Schloß, als die anderen noch schweigend an ihren Plätzen standen und sich gegenseitig ansahen.
»Hm. Man stelle sich vor, der Ururgroßenkel des schrecklichen Ein-Ohr-Bill lebt noch genau dort, wo der Alte lebte«, sagte Richard. »Und er ist auch ein Spitzbube. Es war alles schon einmal da.«
»Wir müssen morgen unbedingt die Räuberhöhle besuchen, wenn es sich einrichten läßt«, erinnerte sich Georg. »Jeremias Boonsen sagte, er würde uns führen.«
»Wenn sich dort nur nicht ein uralter Räuber versteckt hält!« Annes Phantasie machte kühne Sprünge. »Älter als Jeremias Boonsen - mit einem Bart, der ihm bis auf die Füße reicht - eine Gestalt ähnlich der eines alten Wassermanns - mit einer schauerlich glucksenden Stimme und Augen wie ein Fisch.«
»Aber Anne!« Georg war sprachlos. »Wenn du solche Sachen erzählst, bekomme ich ja tatsächlich Angst vor der Höhle.«
»Was wohl Julius macht?« dachte Brummer laut. »Schelm, hör mit dem Gehüpfe auf! Ich bilde mir schon ein, ganz außer Atem zu sein.«
Julius feierte inzwischen in Jacobs Haus ein Wiedersehen mit den gestohlenen Dingen, mit der Decke, dem Wecker und Annes Portemonnaie, das allerdings nun leer war.
»Und was ist mit dem Schlüssel?« fragte der Wachtmeister. »Na los - du hast den Schlüssel aus dem Schloß gezogen - wir wissen es. Gib ihn heraus, Jacob!«
»Ich habe ihn nicht genommen«, behauptete Jacob mürrisch.
»Jacob, du weißt, ich muß dich mitnehmen«, drohte der Polizist. »Du
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