5 Freunde 16 - Fünf Freunde auf dem Leuchtturm
wohin wir gehen können - und wir hätten sogar noch großen Spaß!«
»Oh - und wo befindet sich dieser wundervolle Ort?« fragte Georg ungläubig.
»Nun — ich dachte an meinen Leuchtturm«, verkündete Brummer. Und als ihn alle nur stumm und verständnislos anstarrten, nickte er bekräftigend mit dem Kopf. »Ich sagte mein Leuchtturm! Wißt ihr nicht, was ein Leuchtturm ist?«
»Nun sei bitte nicht albern«, wies ihn Richard zurecht. »Jetzt ist nicht die passende Zeit für dumme Witze.«
»Es ist kein Witz«, verteidigte sich Brummer empört. »Es ist die reine Wahrheit. Fragt doch meinen Vater!«
»Aber lieber Brummer du kannst doch unmöglich einen Leuchtturm besitzen«, schmunzelte Frau Kirrin.
»Doch besitze ich einen«, beteuerte Brummer. »Das ist so: Mein Vater mußte einmal eine ganz besondere Arbeit machen, die an Land nicht erledigt werden konnte - und so kaufte er sich eben einen alten leerstehenden Leuchtturm und arbeitete dort. Ich war die ganze Zeit bei ihm - herrje, war das wundervoll dort! Tagein, tagaus nur Wind und klatschende Wellen ringsherum.«
»Aber sicher hat er ihn dir nicht geschenkt, oder?« erkundigte sich Julius noch immer voller Zweifel.
»Doch, das hat er. Warum sollte er nicht, wenn ihm später selbst nichts mehr daran lag?« fragte Brummer. »Er hatte keine Verwendung mehr dafür - und kaufen wollte ihn niemand -, und ich wünschte ihn mir so sehr. Deshalb schenkte er ihn mir zu meinem letzten Geburtstag. Er gehört also mir.«
»Ich werd' verrückt!« staunte Julius. »Georg hier wurde durch ihre Mutter Eigentümerin einer Insel und Brummer durch seinen Vater Eigentümer eines Leuchtturms! Ich wünschte, meine Eltern würden mir einen feuerspeienden Berg oder etwas Ähnliches, richtig Aufregendes schenken!«
Georgs Augen strahlten Brummer an. »Ein Leuchtturm, der wirklich dir gehört! Wo steht er denn?«
»Etwa fünfzehn Kilometer von hier die Küste entlang nach Westen«, erklärte Brummer. »Schrecklich groß ist er ja nicht - aber überwältigend schön! Die alte Lampe ist auch noch dort, außer Betrieb natürlich.«
»Warum?« wollte Richard wissen.
»Weil in einiger Entfernung an der Küste ein neuer Leuchtturm gebaut wurde an einer Stelle, die für diesen Zweck günstiger ist«, erklärte Brummer. »Deshalb war auch der alte zu kaufen. Für meinen Vater war es ein idealer Arbeitsplatz. Kein Mensch konnte ihn dort stören. Nur über die Möwen ärgerte er sich dann und wann. Er behauptete, sie miauten wie große Katzen, so daß er sich fast verpflichtet fühlte, ihnen ein Milchnäpfchen hinzustellen.«
Alle lachten, und Brummer strahlte stolz in die Runde. Er rechnete es sich selbst als große Leistung an, daß es ihm gelungen war, diesen Heiterkeitsausbruch hervorzurufen; sogar Hanna und Frau Kirrin lachten mit. Er stimmte in das Gelächter ein und trommelte dazu auf den Tisch. »Nun glaubt ihr mir, ja?« fragte er. »Der Leuchtturm gehört wirklich mir. Fragt meinen Vater. Laßt uns alle in den Leuchtturm ziehen, bis unsere Väter mit ihrer Arbeit fertig sind. Tim und Schelm nehmen wir mit - es ist für alle ausreichend Platz dort.«
Dieser Vorschlag kam so unerwartet, daß für Minuten keiner etwas darauf zu sagen wußte. Georg brach den Bann, indem sie ihm einen freundschaftlichen Puff versetzte. »Ich komme mit! Märchenhaft - in einem Leuchtturm wohnen! Das glauben mir die Mädchen in der Schule bestimmt nicht!«
»Tante Fanny, dürfen wir gehen?« fragte Anne. Auch in ihren Augen glänzte die Vorfreude.
»Ja, hm - ich weiß nicht«, meinte ihre Tante zögernd. »Der Vorschlag ist doch recht ungewöhnlich. Ich muß das mit deinem Onkel und Brummers Vater besprechen.«
»Mein Vater erlaubt es«, versicherte Brummer. »Wir haben noch ein paar Vorräte dort gelassen - und einige Decken. Wird es nicht wundervoll sein, wenn wir in einem Leuchtturm unseren eigenen Haushalt führen?«
Bei den fünf Freunden fand der Vorschlag großen Anklang. Sogar Tim klopfte mit dem Schwanz auf den Boden, als hätte er jedes Wort verstanden. Wahrscheinlich hatte er das auch - ihm entging ja nie etwas.
»Ich habe eine Landkarte, auf der mein Leuchtturm eingezeichnet ist.« Brummer kramte in allen Taschen. »Sie ist schon recht zerknittert und schmutzig, weil ich sie mir so oft ansehe. Schaut - das ist die Küste - und genau hier steht mein Leuchtturm auf Felsen. Seht ihr den Punkt, der ihn anzeigt?«
Alle steckten die Köpfe über der zerknüllten Karte
Weitere Kostenlose Bücher