5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)
spürte, wie ihre Brüste gegen seinen Oberkörper drückten. Evrèl stöhnte leise, als er seine Hüfte näher an ihre Mitte drückte. Er übte sich in Zurückhaltung, doch auch Émine hatte beinahe den Punkt erreicht, an dem sie jeglichen Anstand vergaß.
Sein Kuss wurde fordernder. Sie spürte, wie sich jedes Haar an ihrem Körper aufstellte, eine Reaktion, die sie in der Gestalt eines Eluvirs nie erlebt hatte. Eine Welle des Bedauerns und der Bewunderung durchflutete sie, denn mit einem Mal erschien ihr der Gedanke an ein Leben als Mensch erstrebenswerter denn je.
Evrèl löste seine Lippen von ihren, sie wanderten hinüber zu ihrem Ohr, in das er zärtlich hineinbiss. Émine spürte, wie schwer ihm die Zurückhaltung fiel. »Ich kann nicht mehr dagegen ankämpfen«, hauchte er an ihrem Ohr. »Ich habe niemals zuvor etwas so sehr besitzen wollen wie dich.« Um seine Worte zu unterstreichen, umfasste er ihre Pobacken und drückte Émine kraftvoll gegen seine Hüfte. Er lehnte sich auf sie, erdrückte sie beinahe mit seinem Gewicht. Sie grub ihre Nägel in seine Schultern, als er sanft, aber fordernd in sie eindrang. Erregung entflammte in ihr, die Explosion der Gefühle ließ Tränen in ihren Augen aufsteigen. Brennendes Verlangen brandete über sie hinweg und entlockte ihr ein leises Stöhnen.
Sie wiegten sich in einem langsamen Rhythmus. Die kleine Lampe, die als einzige Lichtquelle den Wintergarten erhellte, warf erotische Schatten an die Wand. Émine verlor sich in diesem Augenblick, vergaß ihre Bedenken und wünschte sich nichts sehnlicher, als den Moment für immer festzuhalten.
5
»Merde«, fluchte er soleise, dass Émine es nicht hören konnte. Evrèl war sich bewusst, dass er im Begriff war, einen großen Fehler zu begehen. Weshalb nur hatte das Schicksal ihn so hart getroffen? Weshalb ausgerechnet er? Weshalb ausgerechnet Émine? Es grenzte an ein Wunder, dass sie ihm die Geschichte, er sei ins Haus des Grafen eingedrungen, um ihm illegale Substanzen zu verkaufen, geglaubt hatte. Der Strick um seinen Hals straffte sich mit jedem Atemzug, in dem er sich tiefer in die Scheiße ritt. Émine war ein wunder Punkt in seiner schwarzen Seele, er hätte es nie fertiggebracht, ihr etwas anzutun. Stattdessen lehnte er nun auf einem kleinen Tisch im gläsernen Garten des Comte de Bornelle, während Émine sich lustvoll unter ihm wand wie ein Aal. Verdammt!
Der Duft von menschlichem Leben umhüllte ihn und raubte ihm beinahe den Verstand. Seine letzte Mahlzeit war gerade ein paar Stunden her, und schon wieder spürte er das unangenehme Reißen unter der Haut seiner Handrücken. Der Hunger war allgegenwärtig.
Émine umfasste seinen Nacken mit ihren schlanken Fingern und zwang ihn, ihr ins Gesicht zu sehen. Sie blickte durch halb geschlossene Lider zu ihm auf, ihre Augen ein hellgrünes Meer aus Liebe, Vertrauen und Verlangen. Evrèl war nicht in der Lage, den Rhythmus seiner Bewegungen zu verlangsamen, denn sein Körper hatte ein beunruhigendes Eigenleben entwickelt, das sich nur noch selten dem Verstand unterordnete. Er konnte seine Abstammung nicht verleugnen, und es kostete ihn ein hohes Maß an Selbstbeherrschung, das Tier in ihm nicht aus seinem Käfig zu lassen. Émine durfte nicht erfahren, was er wirklich war.
Das schmerzhafte Pochen unter der Haut erinnerte ihn unablässig an seinen Hunger. Die Bestie schrie und wütete in ihrem Käfig. Nur mit Mühe unterdrückte Evrèl die Metamorphose, die ihn in ein blutrünstiges Ungeheuer verwandeln würde. Die Tatsache, dass Émines Duft nun der eines Menschen war, erleichterte ihm diese Aufgabe nicht gerade. Sie roch süß und nach blühendem Leben. Er wünschte, sie würde ihre Gestalt in Manier eines Eluvirs auflösen, doch der Zauber des Grafen hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Ausgerechnet Evrèl – der schwache Evrèl – sah sich nun mit einem Hunger konfrontiert, den nicht einmal ein stärkerer Asravir, als er selbst es war, zu unterdrücken imstande gewesen wäre. Er hatte Émine vom ersten Tag an geliebt. Bereits als kleiner Junge hatte er ihr nachgestellt und es kaum erwarten können, endlich das Alter zu erreichen, in dem er ihr seine Aufwartung machen konnte. Gerade noch rechtzeitig hatte er erkannt, wie gefährlich es war, einen Eluvir zu lieben. Ihr zuliebe hatte er sich den Kontakt verboten. Bis zum heutigen Tag war er erfolgreich darin gewesen, seine Gefühle zu unterdrücken. Merde! Weshalb nur war er hierhergekommen?
»Worüber denkst
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