5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)
fester. Sie spürte seinen heißen Atem auf ihrer Kopfhaut. »Ich wäre gar nicht in der Lage, von dir zu lassen, selbst wenn ich es wollte«, sagte er. »Als ich dich vorhin gesehen habe, war für mich bereits besiegelt, worauf es hinauslaufen würde.«
Ein letzter Rest von Widerstand, der sich in Émine festgesetzt hatte, schmolz wie Eis in der Sonne. Eine heiße Welle des Begehrens durchflutete sie, verdrängte ihre Zweifel und ihr Gewissen. Sie war beseelt von dem Gedanken, Evrèl allen Umständen zum Trotz zu berühren und sich ihm hinzugeben. Er hatte ihr einmal das Herz gebrochen, sie würde ihn nicht ein weiteres Mal gehen lassen, ohne zuvor ihr Verlangen befriedigt zu haben.
Er beugte den Kopf zu ihr hinab und fuhr mit den Händen ihre Taille hinauf bis zur Verschnürung des Kleides unterhalb ihrer Brüste. Mit geschickten Fingern löste er den Knoten, weitete den Ausschnitt mit den Händen und streifte den Stoff über ihre Arme und den Oberkörper. Sie sah den Hunger in seinem Blick, als er in die Knie ging, um das Kleid über ihren Po und die Beine zu ziehen, bis sie vollkommen nackt vor ihm stand. Er küsste ihren Bauchnabel, während seine Hände über ihre Oberschenkel strichen. Unwillkürlich entfuhr ihr ein leises Stöhnen, denn seine Berührungen fühlten sich an wie tausend Nadeln, so viel intensiver, als sie es mit dem Körper eines Engels hätte wahrnehmen können. In einem Winkel ihres Bewusstseins ermahnte Émine sich zur Vernunft. Sie musste schnellstmöglich nach Hause zurückkehren, damit sie ihren alten Körper zurückerlangen konnte. Doch Evrèl erstickte die Stimme in ihrem Kopf mit seiner Zunge, die eine nasse Spur um ihren Bauchnabel herumlegte. Schon bald war sie kaum noch in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.
Evrèl erhob sich, seine Wange streifte dabei wie zufällig an ihrer Brust entlang. Er versuchte, sich das eigene Hemd aufzuknöpfen, aber seine ungeduldigen Finger waren nicht dazu imstande. Er befreite sich kurzerhand mit einem Ruck von dem unliebsamen Kleidungsstück. Stoff zerriss, das Hemd fiel zu Boden. Sein nackter Oberkörper war breit, straffe Muskeln umspannten seine Arme. Zahlreiche Narben zeugten von einem Leben, in dem es keinen Platz für Mitleid und Erbarmen gab.
Er löste den Gürtel seiner Hose, die raschelnd zu Boden fiel. Wieder umfasste er Émine mit seinen starken Armen, seine warme Haut rieb sich an ihrer. Er griff um ihre Taille und hob sie hoch, als sei sie eine Puppe. Sie spreizte die Beine, schlang sie um seinen Körper und verschränkte die Knöchel hinter seiner Hüfte. Evrèl setzte sie behutsam auf einem der Tische ab. Er küsste ihren Hals und stieß ein tierhaftes Knurren aus, das Émine einen wohligen Schauer des Begehrens über den Rücken jagte. Sie ließ den Kopf nach hinten sinken und genoss die Spur kleiner Bisse, die er an ihrem Hals und ihren Brüsten hinterließ. So lange hatte sie sich nach diesem Augenblick verzehrt, so viele Jahre, in denen sie ihn nicht hatte vergessen können. Die Situation hatte etwas Surreales an sich, doch die Leidenschaft verdrängte jeden Zweifel, der sich in ihr regte.
»Ich habe immer gehofft, dich nie wieder zu sehen«, presste Evrèl hervor. »Ich wollte dir dies ersparen.« Ihre Blicke trafen sich, und beinahe erschrak Émine angesichts der Entschlossenheit in seinen Augen. »Ich bin schwach«, flüsterte er. »Ich kann mich nicht dagegen wehren.«
Émine rang sich ein Lächeln ab, obwohl sie wusste, dass ihr nicht danach zumute sein sollte. Sie war auf dem besten Weg, etwas zutiefst Unschickliches zu tun. Sie war eine unverheiratete Frau, noch dazu nicht menschlichen Blutes. Émine hatte einen heiligen Auftrag zu erfüllen, es gab in ihrem Leben keinen Platz für die Liebe zu einem Mann. Dennoch hatte sie niemals zuvor etwas so sehr gewollt wie Evrèls Berührungen. Er hatte Recht: Es war besser für sie beide gewesen, dass er sich vom Grünen Heim ferngehalten hatte. Er musste geahnt haben, dass es nicht mehr lange bei schüchternen Küssen geblieben wäre. Wie hatte Émine so naiv sein können, zu glauben, einen Mann lieben und gleichzeitig den Aufgaben eines Eluvirs nachkommen zu können? Sie schalt sich eine Närrin.
Er riss sie aus ihren Gedanken, indem er über ihren schneeweißen Bauch strich, sich zu ihr hinabbeugte und sie erneut küsste. Sein Mund war warm, feucht, weich und süß wie Honig. Seine Zunge strich über die Kante ihrer Zähne. Émines Atem ging flacher, sie keuchte. Sie
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