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5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

Titel: 5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: e-book LYX
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Kindes, und sie sahen einen verdorrten Baum am Rande einer Wiese stehen.
    »Granatäpfel sind die liebsten Früchte meiner Mutter. Ich hatte gehofft, dass, wenn sie hierherkommt, ich sie mit einem begrüßen könnte. Damit es nicht so schwer für sie ist, dass sie tot ist. Aber das geht jetzt nicht mehr.« Das Mädchen fing erneut an zu weinen, und Persephone blickte Hilfe suchend zu Hades, doch dieser schüttelte den Kopf.
    »Die Pflanzen wachsen in meinem Reich, aber ich gebie te nicht über sie«, erklärt e er und blickte dabei so traurig, als würde es ihm das Herz brechen, Persephone enttäuschen zu müssen.
    »Vielleicht ist der Baum gar nicht tot«, versuchte sie nun das Mädchen zu trösten und streckte die Hand nach dem Kind aus. »Komm, lass uns einmal genauer nachsehen.«
    Zögernd ergriff das Kind Persephones Hand und ging mit ihr gemeinsam zu dem Baum.
    »Siehst du, er ist tot. Er blüht nicht, trägt keine Blätter mehr, und Früchte schon gar nicht«, sagte es.
    Persephone berührte die Zweige des kahlen Baums und seufzte. Das Mädchen hatte Recht. Der Baum war tot. Kein Gott, nicht einmal Demeter, war in der Lage, etwas Totem wieder Leben einzuhauchen.
    »Es tut mir leid. Aber wir werden einen neuen Baum pflanzen, und er wird sicher wachsen und gedeihen und genauso groß und schön werden, wie dieser es war. Und dann kannst du deiner Mutter einen Granatapfel geben, wenn ihre Zeit auf der Erde vorüber ist.«
    Das Mädchen schluckte schwer, nickte jedoch langsam und sah Persephone mit großen Augen an.
    »Danke schön. Das ist sehr nett von dir.«
    Persephone lächelte und strich dem Kind ein letztes Mal über den Kopf, ehe sie zu Hades zurückkehrte.
    »Du willst also Bäume pflanzen?«, fragte dieser sie, als sie vor ihm zum Stehen kam.
    »Wieso nicht?«, fragte sie ihn und legte den Kopf zur Seite, als sie auf seine Antwort wartete.
    »Nun, zum einen ging ich davon aus, dass die Gartenarbeit dir kein großes Vergnügen bereitet … «
    Persephone unterbrach ihn kopfschüttelnd. »Die Gartenarbeit selbst macht mir Spaß. Es ist die Erwartung meiner Mutter, die mir kein Vergnügen bereitet«, korrigierte sie ihn. Hades unterdrückte ein Schmunzeln, was Persephone keineswegs entging. »Was noch? Welchen Einwand gibt es gegen das Pflanzen eines neuen Baumes?«
    »Es gibt keinen Einwand. Nur … «
    »Nur was?«, fragte Persephone ungeduldig und verschränkte die Arme vor der Brust, als sie sah, wie schwer es Hades mittlerweile fiel, sein Grinsen zu unterdrücken.
    »Mich interessiert, wieso du einen zweiten Baum pflanzen willst. Fürchtest du, der erste könnte sich einsam fühlen?«
    Persephone sah ihn an, als habe er den Verstand verloren.
    »Aber du hast doch gesehen, der Baum ist tot. Wir müssen einen neuen … « Sie drehte sich um und deutete auf den Baum, an dem sie eben noch mit dem Mädchen gestanden hatte. Der Anblick, der sich ihr bot, verschlug ihr die Sprache.
    Zarte grüne Blätter sprossen an seinen Zweigen, und hier und da konnte sie tiefrote Blütenknospen erkennen, die sich langsam öffneten.
    »Aber wie … Das ist unmöglich! Der Baum war doch tot!«
    Hades ergriff ihre rechte Hand und drehte die Handfläche nach oben. Als er sie an seine Lippen führte und einen Kuss in die Innenfläche setzte, ruhte sein Blick auf ihr.
    »Du bist stärker, als du glaubst. Stärker als deine Mutter, die die Pflanzen bis zu ihrer Reife wachsen und sie dann nach Belieben verdorren lässt. Selbst stärker als ich.«
    Persephone sah ihn mit offenem Mund an. Ihr Blick fiel zurück auf den Baum, dann auf ihre Hände. Als sie wieder in Hades’ Gesicht blickte, breitete sich langsam ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Ihr Herz schlug schneller, als sie daran dachte, dass das Wiedererwachen des Baumes aus der Totenstarre allein ihr Werk gewesen war. Zu gerne hätte sie in diesem Augenblick ihrer Mutter gegenübergestanden, um ihr zu sagen, dass diese sich in ihr geirrt hatte.
    ****
    »Ist alles in Ordnung? Du bist heute so still.«
    Corrie sah mit einem Lächeln zu Enid und griff nach ihrem Wasserglas. »Ja, alles in Ordnung. Ich hab nur so merkwürdige Sachen geträumt, das geht mir etwas nach.«
    »Oh, verstehe. Albträume?«
    »Nein!« Corrie schüttelte hastig den Kopf. Enid sah sie mit hochgezogenen Brauen an und ließ ihre Kaffeetasse sinken, die sie gerade in die Hand genommen hatte. Corrie räusperte sich und spürte, wie ihr heiß wurde. Sie wusste selbst nicht, wieso sie Enid so vehement

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