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5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

Titel: 5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: e-book LYX
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auf.
    »Da siehst du, was du getan hast!«, fauchte ihre Mutter dem Fremden entgegen. Nein , korrigierte Corrie ihre Gedanken. Er war kein Fremder.
    »Zeus«, sie neigte leicht den Kopf, und der oberste der Götter erwiderte die Geste seiner Tochter.
    Demeter wurde blass, als sie sie ansah. »Corrie … «
    »Persephone«, unterbrach diese ihre Mutter und wandte sich nun an sie.
    »Aber Corrie, Kore, sei doch vernünftig. Lass uns reden.«
    »Reden?« Persephone lachte bitter auf und schüttelte den Kopf. »Nein, ich weiß, wie dein Reden aussieht. Du redest. Doch du hörst nie zu. Du hörst mir nie zu. Nicht einmal hat es dich interessiert, was ich wollte, wie ich mich fühlte. Es ging und geht immer nur um dich. Du musst mir nicht erklären, was das hier alles sollte. Das weiß ich. Du erträgst es nicht, allein zu sein. Du kannst nicht begreifen, dass ich mit Hades glücklich bin. Glücklicher, als ich es bei dir je war. Du hast mich nie gefragt, wie es mir geht. Du hast immer über meinen Kopf hinweg Entscheidungen für mich getroffen, die ich zu befolgen hatte.«
    »Kore … « Demeter streckte die Hand nach ihrer Tochter aus, doch Persephone trat einen weiteren Schritt zurück und hob ihren Kopf ein wenig höher.
    »Nein. Persephone. Kore ist kein Name. Nicht einmal das wolltest du mir gönnen. Mein Name ist Persephone. Ich bin kein Kind mehr. Ich bin eine erwachsene Frau, und ich werde jetzt zu meinem Mann zurückkehren, zu dem ich schon vor Monaten hätte zurückkehren sollen.«
    »Aber … « Demeters Augen funkelten mit neu gewonnenem Ärger, und sie sah zu Zeus, der den Austausch schweigend beobachtet hatte.
    »Es ist Frühling. Ihre Zeit ist nun ohnehin bei mir.«
    »Sie hat mir sechs Monate mit meinem Mann gestohlen. Sie hat die Erde und die Pflanzen um ihre wohlverdiente Ruhe gebracht. Es ist nicht mehr als mein Recht, jetzt zu Hades zurückzukehren. Die uns gestohlenen Monate fordere ich hiermit ein.«
    Persephone sah, wie Zeus ein Schmunzeln unterdrückte. Sie vermied es, ihre Mutter anzusehen, doch deren beginnenden Wutausbruch konnte sie bereits erahnen.
    Zeus nickte langsam und hob seine Hand, um Demeter davon abzuhalten, ihn zu unterbrechen. »Du hast wohl gesprochen, Persephone. Und du hast vollkommen Recht. Geh zu deinem Mann. In einem Jahr wirst du für den nächsten Frühling wieder zu deiner Mutter zurückkehren.«
    »Das kannst du nicht tun!« Demeter stampfte wütend mit dem Fuß auf. Zeus zog die Brauen hoch und sah sie gelangweilt an. »Kann ich nicht?«
    »Ich warne dich, wenn Persephone nicht bei mir bleibt, werde ich … «
    »Wenn du dich noch einmal in mein Leben einmischst und mir deinen Willen aufzwingst, werde ich nie wieder ein Wort mit dir reden.«
    Demeter sah Persephone entgeistert an, fand jedoch keine Worte, um ihrem Entsetzen Ausdruck zu verleihen.
    »Ich halte mich an den Kompromiss, so wie ich es immer getan habe. Ich kehre zur Oberwelt zurück, wenn die Zeit gekommen ist. Bis dahin kannst du toben und fluchen, so viel du willst. Mein Herz wirst du nicht erweichen. Das hast du vor vielen Jahren erfolgreich für deine Worte unempfänglich gemacht.«
    Demeters schweigende Maske der Wut war das Letzte, was Persephone sah, ehe sie das Haus verließ. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, hörte sie, wie ihre Mutter wieder anfing, mit Zeus zu streiten. Der Himmel zog sich zusammen und ein Donnergrollen erhob sich über ihr. Doch es war ihr egal. Sie lief bis zur nächsten Straßenecke und winkte sich ein Taxi herbei.
    ***
    Hades’ Hände umklammerten das Geländer des Balkons. So düster, wie der Himmel gerade wurde, war auch seine Stimmung. Er hatte alles ruiniert. Ein Donnergrollen durchfuhr die Luft, und Hades sah, wie es am anderen Ende der Stadt blitzte.
    »Jetzt veranstaltest du so ein Theater?«, rief er in den aufkommenden Sturm. »Du hättest von Anfang an handeln sollen. Du hättest sie suchen und zu mir zurückbringen sollen. Hör auf, so ein Spektakel zu betreiben, und bring mir meine Persephone zurück.«
    Doch sein Bruder reagierte nicht. Hades konnte nur raten, was es mit dem Sturm auf sich hatte. Dazu war er jedoch zu müde. Wie sollte er seinen Fehler nur wiedergutmachen? Wie konnte er Persephone dazu bekommen, ihm noch einmal zu vertrauen?
    Das Läuten der Klingel schreckte ihn aus seinen Gedanken. Wahrscheinlich wieder irgendein Botenjunge, der sich im Stockwerk geirrt hatte. Mit großen Schritten ging er zur Wohnungstür und riss sie auf. Er hatte kaum

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