5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)
sodass die Kugel ihn traf und nicht sie. Ein Tod in ihren Armen, das war ein Leben voller Staus wert gewesen. Grace weinte. Und Lucanael schrie wutentbrannt. Und Gaiya lachte. Lucanael riss ihr in einer einzigen fließenden Bewegung den Kopf ab.
Und Grace küsste Matts Hals mit ihren seidigen, blutigen Lippen. Dann war Lucanael über ihm, und seine Worte drangen tief in Matt ein. Dein Verhalten, Matthew Delaware, bester aller Fänger, bestätigt unseren ursprünglichen Plan. Wir sind gekommen, um das Bündnis der Institute und der Engel zu erneuern. Eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Fängern, Gefallenen und Engeln, ein Funken der Hoffnung für die Zukunft. Dein liebevolles Verhalten zeigt, dass ihr Fänger in der Lage seid, zu fühlen und zu lieben. Du und Grace, ihr seid der Anfang einer neuen Ära. Ihr seid der Funke.
Und es schneite in London. Im November.
Epilog
Grace
Stille
Anfangs fühlte es sich an, als würde das Leben aus mir herauslaufen wie in einer Sintflut. Es konnte gar nicht abwarten, meinen Körper zu verlassen. Wenn ich wirklich eine Seele hatte, dann wehrte sie sich nicht. Oder ich war einfach zu müde und leer, um mich gegen den Tod zu wehren. Wahrscheinlich beides. Zwar hatte der Engel mich wieder atmen lassen, doch es fiel mir schwer. Jeder Atemzug brannte. Das Einzige, was ich noch spürte, war mein Kopf an der Scheibe des zu schnell fahrenden Autos.
Die Beschleunigung presste mich in den Sitz, und hätte ich noch die Kraft gehabt, die Augen zu öffnen, wäre die Welt an mir vorbeigeflogen wie ein Traum. Ich hörte nur den Regen. Und seine Stimme. Immer wieder diese eine Stimme, die ich unter allen anderen erkannt hätte. Die ebenso erschöpft klang, wie ich mich fühlte, und doch erfüllt war von … Liebe.
Irgendwann floss das Leben langsamer, und der Schmerz kam wieder, mit seiner kompromisslosen Heftigkeit. Ich fand meine Stimme wieder. Ich schrie. Das himmlische Feuer hatte mich geheilt, ja. Doch nun erst spürte ich den Preis. Da war nichts mehr, außer dem Feuer in meinem Inneren. Und seiner Hand, die mich hielt. Ich wollte nach ihr greifen, doch ich war zu schwach. Vielleicht war es auch Gottes Werk, denn er wusste, dass ich diese Hand, einmal ergriffen, niemals wieder loslassen würde. Ich war nicht mehr im Auto. Nach einem Zeitraum – irgendwas zwischen einem Tag und drei Wochen – wurde mir bewusst, dass der Himmel, wenn es der Himmel war, sich verdächtig nach den Betten im Institut anfühlte. Wenn es der Himmel war, dann würde ich mich wegen der lausigen Qualität der Bettwäsche beschweren. Wenn es das Institut war, würde ich diese Schlamperei dem zuständigen Vorgesetzten melden. Welcher ich war, was die lausige Qualität erklärte. Was mich davon abhielt, mich bei Gott bzw. mir selbst wegen der Bettwäsche zu beschweren, war wieder diese Stimme. Seine Stimme. Und das Erste, was ich nach langer Zeit sah, war sein Gesicht. Er war so wunderschön, und innerlich betete ich, dass das nicht der Himmel war, dass er nicht tot war.
»Oh Gott, ich hatte Angst.« Worte drangen an mein Ohr, ohne einen Sinn zu ergeben. »Ich hatte eine solche Angst.« Diese Stimme, rau und vertraut. Sie klang nach Heimat, aber in erster Linie so, als hätte er bereits seit Stunden gesprochen. Nur langsam löste ich den Blick von seinen Händen und schaffte es aufzublicken. Seine Augen weiteten sich, als er realisierte, dass ich ihn hörte. Matthew . Für diesen einen Moment war er mein Matthew . Da waren so viele Worte. Worte, die von seinen Lippen an mein Ohr drangen und von wahrer Liebe und Sehnsucht sprachen, die um Verzeihung baten und von Gefühlen erzählten, die niemals aufgehört hatten. Von meinen Lippen kamen ähnliche Worte. Sie kamen nicht aus meinem Hirn, sondern aus meinem Herzen, und ich brauchte lange, bis sich mein Hirn wieder zu Wort meldete.
»Grace. Du … Du bist mir so wichtig«, flüsterte er, als es so weit war.
»Nicht«, formte ich mit den Lippen. Das wollte ich nicht hören, denn ich spürte, dass es diesmal anders war als in allen vorangegangenen Tagen. Diesmal war es endgültig. Mein Körper war bereits zerbrochen, nun sollte nicht auch noch mein Herz folgen. Denn während mein Körper noch heilte und ich mithilfe von Gehhilfen allmählich wieder einsatzfähig wurde, lag mein Herz ungeschützt vor ihm, verpackt in all die Träume der letzten Tage; Träume von einer Welt, in der er meine Hand nicht mehr loslassen musste . In der es keine Arbeit gab und keinen
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