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5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

Titel: 5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: e-book LYX
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Schmerz, keine Vergangenheit und keine Zukunft. In der es nichts gab außer unserer Liebe. Und kein Ende. Nicht schon wieder.
    »Warum?«, raunte er, und ich spürte, dass er seine Hand unter meinen Kopf schob. Weg von der meinen. Sie blieb leer und wurde kühl, sobald die seine fehlte.
    »Weil ich dich nicht noch einmal verlieren will.« Nie mehr. Seine Welt war die Hitze und meine das Eis. An seiner Seite würde ich verbrennen, doch ohne ihn würde ich einfrieren und nie wieder auftauen. Doch was war der Mittelweg? Schneematsch? Nein! Da gab es nur eine Bitte, einen letzten Wunsch. Eine Bitte, deren Antwort mich nur zerbrechen konnte. Sie würde das Ende dieser kurzen Episode des Glücks bedeuten. Das Ende der Vergangenheit. Es gab nur noch diese eine Bitte.
    » Bleib bei mir .«
    Und es gab nur eine richtige Antwort. Diesmal sagte er es mir direkt ins Gesicht. Denn Gott wohnte nun in uns, und Gott war die Wahrheit.
    »Das kann ich nicht. Ich bin ein gottverdammter Egoist, Gracy.«
    Eine ehrliche Antwort. Die nicht so wehtat, wie ich befürchtet hatte. Aber noch immer schmerzte. Man musste den Dolch im Herzen nicht mehr umdrehen, wenn er erst feststeckte. Es genügte, um langsam zu verbluten. Und doch erinnerte einen der Dolch an das, was man gehabt hat. Und es war wunderschön.
    »Das stimmt nicht.« Ich versuchte zu lächeln. Etwas vereinnahmte seine Augen. Nicht nur Sorge. Da war diese Entschlossenheit, die ihn hatte vor mich springen lassen, die mich gerettet und verdammt hatte.
    »Diese Umgebung bringt mich um.«
    Das Institut. Auch diese Tatsache hatte sich über all die Jahre hinweg nicht verändert.
    »Und dich tötet sie auch, Grace. Was bringt dir dieses ewige Leben hier? Es erfordert Mut, einen Neubeginn zu wagen. Ja, aber …«
    Ich hörte ihn kaum. Was brachte mir dieses ewige Leben hier? Ohne ihn. Es war meine Bestimmung, hier zu sein. Das war mein Leben, so armselig es auch sein mochte. Eine Bestimmung, die er niemals gewollt hatte und die ich nun lebte. Das, wofür ich lebte und sterben wollte. In mir drehte sich alles bei dem Gedanken, dass es so sein sollte wie vor drei Wochen. Bevor Matt wieder zurückgekommen war. So leer. So kühl. Doch tief in mir wusste ich, dass niemals wieder irgendetwas so sein würde wie bisher. Dass wir bereits alles verändert hatten.
    »Aber du hast doch deine Veränderung, Matt. Du hast alles verändert. Was willst du denn noch?« Meine Stimme klang fremd. Nach Verzweiflung und Angst. Ich würde mich an echte Gefühle erst wieder gewöhnen müssen.
    »Das alles hätte ich ohne dich niemals geschafft, Gracy. Dieser Pakt mit den Engeln. Ich hätte die Kraft niemals gehabt. Du bist mein Wille. Komm mit mir.« Komm mit mir. Drei Worte. Es klang so einfach. Da war dieser Mann, der sein Leben für mich gegeben hätte und für den schon immer alles so einfach gewesen war. Ich konnte hier nichts mehr tun, nichts mehr verändern. Hier war meine Geschichte bereits niedergeschrieben. Was hielt mich auf?
    »Das kann ich nicht«, antwortete ich, noch ehe ich diesen Entschluss tatsächlich gefasst hatte. Ich atmete noch einmal tief ein, und bevor er noch etwas sagen konnte, flüsterte ich mit aller Liebe, die ich aufzubringen imstande war: Doch ich bin wenigstens mutig genug, dich gehen zu lassen. Ich wollte es flüstern! Doch ich konnte es nicht. Stattdessen flüsterte ich: » Blau, Pflaumenkuchen, Regenwetter!« Als Antwort auf die Fragen in der Bar. Als endgültigen Abschluss mit der Vergangenheit.
    Er musste lächeln, und sein Lächeln ließ mich lächeln. Jedes weitere Wort wäre zu viel gewesen, da gab es nur noch den Kuss. Der Kuss, der für ein Leben lang reichte. Wir mussten es nicht aussprechen. Er schmeckte nach Abschied.
    Das Kissen war nass. Meine Augen waren nur kurz geschlossen gewesen. Matt war nicht da, wahrscheinlich nur kurz auf dem Flur. Das Kissen war nass, und alles schmeckte nach Tränen. Die Welt war in einen Schleier gehüllt, nass und salzig. Und leer. Wieso hatte der Kuss nach Abschied geschmeckt? Auf einmal war die Welt nicht kalt, so wie ich es erwartet hatte. Sie war nur leer. Da waren wieder die Worte aus der Bar in meinem Kopf. Meine Worte. » Du hast mir gar keinen Kuss gegeben, bist einfach abgehauen. Kein Abschiedskuss, der für ein Leben lang reicht.«
    Als ich auf dem Dach stand, war ich bereits vollkommen durchnässt vom Platzregen. Eine Weltuntergangsszene. Natürlich war er verschwunden, wie sollte es auch anders sein? Abschiede waren noch

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