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5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

Titel: 5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: e-book LYX
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Augen zu öffnen, doch meine Lider wollten mir nicht gehorchen. So blieben mir nur meine anderen Sinne, um herauszufinden, wo ich mich befand und was passiert war.
    Ich lag in einem Bett, das nicht besonders bequem war, und irgendetwas drückte auf meinen Zeigefinger. Das Piepen wurde schneller, ertönte jedoch weiter in gleichmäßigem Takt.
    Als Nächstes drängte sich mir ein penetranter Geruch auf. Medikamente. Desinfektionsmittel. Und noch etwas anderes, das ich nicht zuordnen konnte. Ich verzog das Gesicht.
    Wieder versuchte ich, die Augen zu öffnen, und diesmal klappte es. Erst nach und nach wurde mein Umfeld scharf, doch das reichte aus, um zu erkennen, wo ich war. In einem Krankenhaus. Ich stöhnte auf. Krankenhäuser verabscheute ich noch mehr als menschenleere Kirchen.
    Mein Blick fiel auf die Fenster. Die Vorhänge waren nur halb zugezogen, sodass ich etwas vom schwarzen Nachthimmel sehen konnte. War ich so lange bewusstlos gewesen? Und wie war ich überhaupt hierhergekommen? In diesem Moment öffnete sich die Tür mit einem leisen Klicken.
    »Kara.« Noah starrte mich an, in der einen Hand einen Plastikbecher, in der anderen die Türklinke.
    »Hi«, erwiderte ich mit heiserer Stimme und einem matten Lächeln. Wer sonst hätte mich herbringen sollen, wenn nicht er? Noah schloss die Tür hinter sich und näherte sich meinem Bett mit langsamen, fast schon bedächtigen Schritten.
    Die Schatten unter seinen Augen waren dunkler geworden, und die Bartstoppeln in seinem Gesicht ließen seine Züge noch markanter wirken. Er stellte den Plastikbecher ab, zog einen Stuhl heran und setzte sich neben mich. Sein Blick war so besorgt, dass sich sofort mein schlechtes Gewissen meldete.
    »Was ist passiert?«, flüsterte ich und versuchte mich in dem schmalen Krankenhausbett etwas aufzurichten. Noah war sofort an meiner Seite und platzierte die Kissen so, dass ich zumindest halb sitzen und halb liegen konnte.
    »Danke.«
    Er nickte lediglich, blieb neben meinem Bett stehen und sah auf mich hinab. »Du bist zusammengebrochen«, antwortete er nach einem Moment.
    Ich runzelte die Stirn. Ich war was ?
    »Erinnerst du dich nicht?«, wunderte er sich.
    Doch, natürlich erinnerte ich mich. Ich brauchte nur einen Moment. Es hatte irgendetwas mit Mia zu tun, zumindest so viel spuckte mein vernebeltes Gehirn aus. Mia. Ein Auto. Noah, der mich von der Straße zerrte.
    Wie kleine Tropfen rieselten die Erinnerungen auf mich ein. Ungläubig starrte ich Noah an. »Du hast mich gerettet«, stieß ich verblüfft hervor. »Gleich zwei Mal hintereinander.«
    Das Lächeln auf seinem Gesicht sah nicht glücklich aus. »Ich konnte schlecht zulassen, dass du noch mal vor meinen Augen angefahren wirst. Und kurz danach bist du in meinen Armen zusammengebrochen, also hatte ich gar keine andere Wahl, als den Krankenwagen zu rufen.«
    Auch wenn er versuchte, das Ganze mit einem leichten Tonfall und lockeren Worten abzutun, sah ich die Sorge in seinem Blick. Wieder ein Appell an mein schlechtes Gewissen.
    »Danke.« Das meinte ich ehrlich. Was auch immer vor Mias Haus geschehen war, ich hatte nicht geplant, vor ein Auto zu laufen und zu sterben. Nicht schon wieder. Wäre Noah nicht zur Stelle gewesen, hätte der Wagen mich angefahren. Ich verdankte diesem Mann mein Leben.
    »Bist du es nicht langsam leid, mir ständig nachzurennen und das Leben zu retten?« Das sollte kein Vorwurf sein, im Gegenteil, ich fühlte mich eher beschämt deswegen. Er tat alles, um mir zu helfen, und ich war so egoistisch, nur an mich und meine Probleme zu denken.
    Er schüttelte den Kopf und griff nach meiner Hand. »Das hier ist ernst, Kara.« Eindringlich schaute er mich an. »Für die Ärzte mag das nur ein Kreislaufkollaps sein, aber ich weiß es besser. So beginnt es. Wenn du nicht mit deinem bisherigen Leben abschließt, wird es schlimmer, bis dann … «
    Ich schwieg betroffen. Es war nicht das erste Mal, dass er mir das klarzumachen versuchte. Aber wie sollte ich es schaffen? Wie konnte ich alles hinter mir lassen, wenn meine Schwester noch dort draußen war und Probleme hatte und meine Hilfe brauchte?
    »Wie schlimm?«, fragte ich leise nach. Seine Hand in meiner erstarrte.
    »Weitere Anfälle«, presste er hervor. »Du brichst zusammen, bleibst immer länger bewusstlos. Die Ärzte werden am Ende eine Blutung im Gehirn feststellen, die sie nicht mehr stoppen können. Und dann wachst du nicht mehr auf.«
    Wieder stand ich vor meinem Grab. Ein sanfter Windhauch

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