5 STERNE FÜR DIE LEIDENSCHAFT
…
Klick. Klick.
Das war ein eindeutiges Geräusch. Kameras. Sie bekam ein flaues Gefühl in der Magengegend.
Sams Miene verfinsterte sich. „Kopf runter.“
Bisher konnte der Fotograf sie nur von hinten erwischt haben. Sam warf ein paar Geldscheine auf den Tisch und nahm Bella schützend in die Arme. Zum Glück waren ihre Einkäufe schon draußen im Wagen, sodass sie ungehindert loslaufen konnten.
Sam schützte sie mit seinem Körper, während sie durch die Schwingtüren in die Küche eilten. Feuchtwarme Luft schlug ihnen entgegen, es roch nach gebratenem Fleisch. „Der Notausgang ist da hinten“, rief er.
„Aber … unsere Mäntel.“ An die winterlichen Temperaturen in Paris war sie nicht gewöhnt, schließlich stammte sie aus dem sonnigen Kalifornien.
„Dafür habe ich schon gesorgt.“ Er zog sie an einem Koch mit einer beeindruckend hohen Mütze vorbei.
Am Notausgang wartete schon ein Bediensteter mit ihren Mänteln über dem Arm. Sam hatte für den Notfall wirklich alles gut vorbereitet! Im Stillen bewunderte sie seine Voraussicht.
„Merci.“ Sam schlüpfte in seinen schwarzen Mantel, während der Angestellte Bella beim Anziehen half.
Zum Glück war der Parkplatz auf der Hinterseite des Gebäudes fast leer. Mit schnellen Schritten eilten sie auf den bereitstehenden schwarzen Mercedes zu. „Schnell, Cinderella“, rief Sam. „Bevor sich das Ding in einen Kürbis verwandelt.“ Selbst in dieser Situation verlor er nicht seinen Humor.
Der Fahrer hielt ihnen die Tür auf. Schnell stiegen sie ein. Bellas Herz schlug heftig, nicht nur wegen der körperlichen Anstrengung, sondern auch vor Aufregung. Ihr war bewusst, wie schnell eine Horde von Reportern einen Unfall verursachen konnte. Als der Wagen auf die Hauptstraße eingebogen war, bemerkte sie, dass ihnen zwei Motorräder folgten.
Die Presse hatte sie aufgespürt. Die Jagd begann.
Mit hoher Geschwindigkeit raste der Fahrer durch die Pariser Straßen, doch die Motorräder kamen immer näher. Mit zitternden Händen überprüfte Bella ihren Sicherheitsgurt. Sam nahm sein Handy und gab der Crew seines Privatjets Anweisung, die Maschine startklar zu machen. Nachdem er das Gespräch beendet hatte, herrschte im Auto Totenstille. Immer wieder sah Bella sich ängstlich um.
Minuten später durchquerten sie ein Sicherheitstor und erreichten den kleinen Privatflugplatz. Die Maschinen des Jets liefen schon.
Schnell stiegen sie aus dem Wagen aus. Zum Glück würden die Paparazzi nicht durch das Sicherheitstor kommen, aber ihre Fotoapparate hatten starke Teleobjektive.
„Mach schnell!“ Sam führte sie die Stufen zum Flugzeug hinauf. „Der Wachmann wird die Fotografen nicht mehr lange am Knipsen hindern können.“
In großer Hast luden zwei Hilfskräfte die Weihnachtseinkäufe aus dem Kofferraum des Mercedes ins Flugzeug um.
Erschöpft ließ Bella sich in den Ledersitz sinken. Ihr Atem ging schwer. Eigentlich hätte sie jetzt entnervt sein müssen, ja sogar wütend.
Aber mit Sam an ihrer Seite hatte sich das Ganze mehr wie ein spannendes Abenteuer angefühlt.
Vielleicht weil sie im Stillen darauf vertraut hatte, dass er jedes Problem schon in den Griff bekommen würde? „Ich kann immer noch kaum glauben, dass wir den ganzen Tag über unbehelligt durch Paris spazieren konnten.“
Sam schnallte sich an. „Ach, man fällt beim Einkaufen oder im Restaurant nicht weiter auf, wenn man fließend und akzentfrei Französisch spricht.“
„Und das kannst du wirklich.“
Eigentlich hätte sein perfektes Französisch sie nicht wundern sollen, schließlich arbeitete er in Frankreich. Trotzdem fragte sie sich, was für Überraschungen er wohl noch zu bieten hatte.
„Die Menschen sehen immer nur, was sie sehen wollen. Wir schienen zwei ganz normale Einheimische zu sein, die ihre Weihnachtseinkäufe erledigen.“
Trotzdem – er hatte ein Talent darin, der Presse zu entwischen, wie sie es noch nie erlebt hatte. Und das wollte schon etwas heißen, weil sie ständig mit Leuten aus der Filmindustrie zu tun hatte, von denen viele recht geschickt darin waren.
Die Motoren röhrten auf, und das Flugzeug erhob sich sanft in die Lüfte. Der Haufen von Einkaufstaschen, den sie in einer Ecke verstaut hatte, verrutschte kaum.
Es war ein wirklich großer Haufen.
Sie hatte für jeden etwas besorgt; gerade in letzter Zeit war ihre Familie ja noch gewachsen. Besonders schwer war es ihr gefallen, etwas für ihre Großmutter zu finden. Das hatte sie sehr betrübt.
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