5 STERNE FÜR DIE LEIDENSCHAFT
wenn sie im Moment ganz offensichtlich nicht gut auf ihn zu sprechen war.
Spielerisch legte er ihr den Schal um den Hals. „Jetzt komm schon.“ Er hielt den Schal fest und zog sie näher an sich. „Na los, setz dein bezauberndes Lächeln auf.“
„Darauf kannst du lange warten.“ Mit einem kräftigen Ruck riss sie sich den Schal vom Hals. „Ich bin sauer auf dich.“
Angriff ist die beste Verteidigung, schoss es ihm durch den Kopf. „Jetzt mal ganz langsam, junge Dame“, erwiderte er. „Wenn jemand Grund hat, sauer zu sein, dann bin ich es. Du hast dich einfach aus meiner Suite gestohlen, ohne dich zu verabschieden. Wenn ich das mit dir gemacht hätte, wäre ich ein gefühlloser Mistkerl. Warum ist es etwas anderes, wenn du dich davonschleichst?“
Wütend knüllte sie den Schal zusammen und warf ihn ihm entgegen. „Du machst wohl Witze.“
„Was?“ Er fing den Schal auf, bevor er zu Boden gleiten konnte. „Frauen dürfen sauer sein, wenn der Partner sich nach dem Sex davonschleicht, aber Männer nicht?“
Mit offenem Mund sah sie ihn an. Jetzt hab ich sie getroffen, dachte er. Soll sie ruhig darüber nachgrübeln, ob ich vielleicht am nächsten Morgen noch gerne ein bisschen mit ihr gekuschelt hätte.
Bella wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Na schön. Es tut mir leid, dass ich mich nicht von dir verabschiedet habe.“ Böse sah sie ihn an. „Und jetzt kannst du dich bei mir entschuldigen.“
„Wofür?“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Du weißt genau, was du gemacht hast.“
„Ja, ich habe dich gestern vor der Presse gerettet. Du hast recht, ich bin wirklich ein ganz mieser Typ.“
Zornig tippte sie ihm mit dem Zeigefinger auf die Brust. „Du hast Charlotte angerufen.“
„Wer sagt das?“
„Willst du es etwa leugnen?“
Offenbar wusste sie es schon. „Ich leugne gar nichts.“
Er ging in die Mitte des Zimmers, damit sie ihn nicht so leicht hinauswerfen konnte. Mit Kennerblick musterte er die Einrichtung der Suite. Die Ausstattung mit einem großen Flachbildfernseher war in jedem Garrison-Hotel gleich, auch in den USA, aber bei den europäischen Filialen legte er besonderen Wert auf eine dem jeweiligen Land angepasste Dekoration.
„Ja, ich habe heute Morgen Alec angerufen. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“
„Nach allem, was ich erzählt habe, musstest du wissen, dass meine Cousine in Wirklichkeit meine Halbschwester ist“, schimpfte sie und ließ sich in einen der Sessel fallen. „Das ist eine schwierige Situation für mich, wie du dir vorstellen kannst. Damit wollte ich mich erst auseinandersetzen, wenn ich mich bereit dafür fühle. Und nicht, wenn es dir in den Kram passt.“
Plötzlich fiel ihm auf, dass das Hundekörbchen nirgendwo stand. „Wo ist Muffin?“
„Einer deiner Angestellten geht mit ihr Gassi.“
„Gut.“
„Sieh doch am besten mal nach, wo er so lange mit ihr bleibt“, forderte sie ihn auf. Das war schon fast ein Rauswurf.
„Was die Sache mit Charlotte angeht … Ich dachte, du brauchst jemanden, mit dem du darüber reden kannst.“ Er nahm sich ein paar Weintrauben vom Frühstückstisch und steckte sie sich in den Mund.
„Das ist immer noch meine Entscheidung.“
„Jetzt mal sachte“, gab er zurück. „Ich hatte es nur gut gemeint.“
„Keine Hintergedanken?“
„Was sollte ich denn für Hintergedanken haben?“
„… sagte die Spinne zur Fliege, bevor sie sie fraß.“
„Kannst du mir noch mal verzeihen?“ Er nahm eine Weintraube und fuhr ihr damit über die Lippen, so wie er es nachts mit den Erdbeeren getan hatte.
Sie nahm die Frucht in den Mund und biss ihn dabei leicht in den Finger. „Noch nicht.“
Noch nicht? Das hieß, es gab noch Hoffnung. Das war ihm sehr wichtig, denn schon ihr spielerischer Biss gerade eben hatte ihn schon wieder kräftig erregt.
Bella aß die Weintraube und fuhr sich genießerisch mit der Zunge über die Lippen.
„Was sollte das vorhin mit dem Kidnappen bedeuten?“, fragte sie selbstbewusst.
Aha, also hatte sie doch Interesse. Das war schon ein halber Sieg, freute er sich insgeheim. „Ich hatte mir gedacht, dass du vielleicht auch noch was anderes von Frankreich sehen willst als nur dieses Hotelzimmer.“
Gespielt entrüstet rümpfte sie die Nase. „Inklusive eines Spießrutenlaufs durch die Reportermeute? Danke, ich verzichte.“
Mit einer schnellen Handbewegung band er ihr den Schal wie ein Kopftuch um und ließ ihr die Sonnenbrille in den Schoß
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