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5 Tage im Sommer

5 Tage im Sommer

Titel: 5 Tage im Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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acht von zehn Fällen klappt es.«
    »Und was ist in den anderen beiden Fällen?«
    Geary schüttelte den Kopf. »Es handelt sich nicht um eine perfekte Wissenschaft.«
    »Warum ausgerechnet gestern? Warum Emily?«
    »Wenn ich Recht habe, dann war der Zeitpunkt kein Zufall. Ich weiß aber nicht, ob es unbedingt Emily treffen musste.«
    Will durchfuhr ein Schauder. Falscher Ort, falsche Zeit. »Was soll ich denn jetzt tun, Dr. Geary?«
    »Geben Sie mir ein wenig Zeit. Sprechen Sie mit niemandem, bevor ich nicht die Zeit gefunden habe, mir einen Reim daraus zu machen. Reden Sie nicht mit der Presse, das könnte unseren Mann verschrecken.«
    »Aber würde die Publicity uns nicht helfen?« Will dachte an all die Fernsehmeldungen, Gesichter, die über den Bildschirm flackern, dazu die Geisterstimme eines Nachrichtensprechers, die grabesdüster um Hinweise zum Verschwinden einer Frau, eines Mannes oder eines Kindes bittet. Und die seltsam quälenden Einzelheiten: Geburtsdatum, Gewicht, Haarfarbe, verschwunden am soundsovielten, um jene Uhrzeit.
    »Es gibt einen richtigen Zeitpunkt und einen falschen, die Medien hinzuzuziehen«, sagte Geary. »Ich würde das gern mit einem Kriminologen besprechen, den ich kenne und dessen Meinung ich gerne einholen möchte. Er hat mir in der Vergangenheit geholfen, ein paar ganz harte Nüsse zu knacken.«
    »Und wenn man zu lange wartet?«
    »Ein gewisses Risiko besteht immer. Aber denken Sie nach, Will. Im Moment haben Sie mehr zu gewinnen als zu verlieren.«
    »Wie lange?«
    »Ich ruf Sie um drei Uhr an, spätestens halb vier. Lassen Sie mir bis halb vier heute Nachmittag Zeit, bevor Sie mit jemandem sprechen.«
    Sie tauschten Telefonnummern und Adressen aus.
    »Fahren Sie nach Hause zu Ihren Kindern. Duschen Sie, essen Sie etwas. Ich melde mich.«
    Will stieg in seinen gemieteten SUV, in dem es noch nach Zigarettenrauch roch. Er beschloss, Geary zu vertrauen. Irgendetwas musste er tun. Er konnte nur hoffen, dass es nicht der schlimmste Fehler seines Lebens sein würde.

KAPITEL 5
    D aisy, komm von dem Anleger runter!«
    Marian hatte gedacht, dass ihre Tochter mit fünf Jahren schlau genug sein müsste, Gefahren zu erkennen. Sie irrte sich. Daisy hatte sich bis an den äußersten Rand des Anlegers vorgewagt, weil sie etwas in der Sonne hatte glitzern sehen.
    »Ted, sieh mal nach, was die Kleine da aufgesammelt hat.«
    Ihr Mann Ted eilte im Laufschritt zu dem kurzen Anleger und ging neben Daisy in die Hocke.
    »He, Daddy«
    Marian musste schmunzeln. Daisy sah genau aus wie ihr Vater. Groß, dünn, und ihrer beider braune Haut glänzte vom Sonnenschutzmittel.
    »Was hast du denn da, Süße?«
    »Ein Armband. Guck mal. Ist das nicht hübsch?«
    Ted drehte sich zu Marian um. »Ein Armband mit Glücksanhängern.«
    »Zeigt es mir mal. Und du, Daisy geh bitte da vom Rand weg.«
    Daisy und Ted kamen zu Marian, die auf einer Decke am Ufer saß. Sie warteten auf Marians Cousin Henry, der sie mit seinem Boot abholen kam. Ihm gehörte eine ganze Kette von Drugstores, aber er brachte es nicht über sich, einen öffentlichen Anleger zu benutzen: Das kostete ja Geld. Er hätte von Martha’s Vineyard direkt nach Waquoit Bay tuckern können, stattdessen nahm er den langen Umweg nach Popponesset Beach. Jedes Jahr im Sommer warteten sie an diesem ungepflasterten Ende von Simon’s Narrow Road auf ihn. Hier befand sich in einer verborgenen schmalen Bucht der winzige Anleger, der von Leuten benutzt wurde, die sich selbst gern als Eingeweihte betrachteten.
    »Zu reich, um Geld auszugeben«, sagte Marian über Henry. Wenn Daisy nicht so gern mit Henrys Boot gefahren wäre, hätten sie die Überfahrt einfach mit der Fähre gemacht.
    Aber mit Henry war es immer lustig. Das musste Marian zugeben. Wenn sie Martha’s Vineyard erreicht hatten, würde er sie in einem alten Elektro-Car mit Baldachin und flatternden weißen Fransen zu ihren Häusern in Oak Bluffs bringen. Ziemlich albern und großspurig, aber Daisy amüsierte sich jedes Mal köstlich. Dann würden sie sich in dem orangefarbenen Knusperhäuschen einrichten, das Grandma Peet Marians Mutter hinterlassen hatte, und Henry würde in seinem eigenen rosafarbenen, von der eigenen Mutter geerbten Haus verschwinden. Man erzählte sich, dass Grandma und Grandpa Peet einmal die Hälfte aller Häuser um Wesleyan Grove gehört hatten und dass sie es gewesen waren, die alle in verschiedenen Farben gestrichen hatten. Marian wusste nur, dass die Farben zur Tradition

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