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5 Tage im Sommer

5 Tage im Sommer

Titel: 5 Tage im Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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Gurt, sie konnte es tun. Oder war sie aus der Übung? Es war schon Jahre her.
    Wo war dieser Dreckskerl? Hatte er sie hier abgeladen, um sich später über sie herzumachen?
    Was war mit den Kindern?
    Wie spät war es?
    Maxi hatte eine Ohrenentzündung und brauchte ihr Medikament.
    Lass mich raus , ich muss weg .
    Wie oft hatte sie Sam versprochen, dass es die Bösewichte aus dem Fernsehen in Wirklichkeit nicht gab? David wusste es besser, aber Sammy war noch jung genug, um es zu glauben.
    Sie hätte ihre Kinder nicht anlügen sollen.
    Sie hätte nicht ohne BH in den Supermarkt gehen sollen.
    Sie versuchte, sich zu bewegen, um festzustellen, ob sie die Fesseln lösen konnte, ob sie irgendwo nachgaben. Er hatte sie straff verschnürt, aber sie schaffte es doch, sich auf den Rücken zu schwingen. Die Hände gequetscht. Aber sie spürte, wie das Blut kribbelnd in ihre rechte Körperhälfte strömte. Dafür wurden nun ihre Hände und Arme taub. Sie versuchte, sich auf die andere Seite zu schaukeln, aber es war vergeblich.
    Ein Knarren in der Kajüte.
    Noch eines. Ein Schritt. Noch ein Schritt.
    Sie sah sein Bild vor Augen – der Maismann, weiße Jacke, weißes Gesicht, flackernder Blick –, und ihr drehte sich der Magen um. Kotze stieg ihr in die Kehle, aber das Klebeband verhinderte, dass sie sich erbrach. Sie schluckte es. Etwas davon trat ihr in die Nase, und sie hatte das Gefühl, ersticken zu müssen. Sie zwang sich zu schlucken, mit aller Kraft, immer wieder zu schlucken. Dann schnäuzte sie die Nase, so kräftig sie konnte. Der Geruch war schauderhaft, und sie konnte kaum mehr atmen.
    Er war stehen geblieben.
    Sie spannte die Muskeln an, presste gegen die Fesseln. Ihre Haut platzte auf, als sie Handgelenke und Knöchel wand, um irgendwo eine schwache Stelle zu finden. Er musste Ahnung vom Fischen haben, denn er verstand sich gut auf Knoten.
    Sie war sein Fang.
    Das konnte doch alles nicht wahr sein.
    Sie hörte, wie er weiter auf sie zuging. Beobachtete er sie? Hatte er seinen Spaß daran?
    Emily zwang die Bauchmuskeln zu einem Kraftakt und ließ ihren Körper nach vorn schnellen. Es gelang ihr, sich hinzusetzen. Jetzt musste sie eine Möglichkeit finden, sich ganz aufzurichten. Wenn sie das schaffte, konnte sie hüpfen. Und wenn sie hüpfen könnte, hätte sie auch die Chance, sich durch Kopfbewegungen vorzutasten, um einen Weg nach draußen zu finden.
    Außer dass er da war. Neben ihr stand. Sie konnte ihn atmen hören.
    Sie durfte sich hier nicht gefangen halten lassen, wenn ihre Kinder sie brauchten. Besonders Maxi. Sie war doch noch ein Baby.
    Emily nahm all ihre Kraft zusammen und rief sich die Kindheitsträume ins Gedächtnis, in denen sie hatte fliegen können. Als sie die Konzentration in jeder Faser ihres Körpers spürte, schwang sie sich auf die Knie.
    Seine Hand packte ihren Arm und drückte so fest, dass sie meinte, ihre Haut müsste platzen. Er stieß sie auf den Boden zurück wie eine Stoffpuppe.
    Dann spürte sie einen beißenden Stich in ihrem Arm, und eine heiße Welle überschwemmte ihre Muskeln.
    Wenn nur , wenn nur …
    Ihr Körper trieb davon wie ein Stück Holz, nicht mehr Teil ihrer selbst. Und in einem Akt des Widerstandes reagierte ihr Geist hypersensibel. Sie nahm alles wahr, jede Veränderung war ihr bewusst.
    Wasser brandete gegen das Boot. Sie bewegte sich. Irgendwohin. Er nahm sie mit.
    Wohin?

KAPITEL 7
    I m Haus herrschte Stille. Die Kinder schliefen noch. Sarah saß am Küchentisch. Sie hatte kein Auge zugetan – obwohl sie das Schlafmittel genommen hatte. Die Sonne ging gerade auf, die ersten Strahlen spiegelten sich im See. In den letzten Jahren waren sie und Jonah oft schon zu dieser Stunde auf den Beinen gewesen und hatten ihren Tee hinunter an den Strand mitgenommen. Sie hatten auf zwei grünen Liegestühlen gesessen und aufs Wasser geblickt. Zusammen hatten sie sich am Anblick der Sonne erfreut, die ihren Bogen über den Himmel begann, orange-rosafarbenes Licht in die verblassende Dunkelheit mischte und sanft den Morgen einleitete. Sie hatten ihren Tee getrunken, an vergangene Tage gedacht und den kommenden besprochen. So hatte Sarah den Tag am liebsten begonnen.
    Sie betrachtete das Foto von Emily, das sie auf Wills Wunsch zur Polizeiwache gefaxt hatte. Damals war Emily mit Maxi schwanger gewesen, und ihr Gesicht war auf dem Foto runder als gewöhnlich, aber Sarah fand, dass sie gut getroffen war. Emily hatte die beiden Jungen beobachtet, die auf dem Sofa eng

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