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5 Tage im Sommer

5 Tage im Sommer

Titel: 5 Tage im Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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geworden waren, ja sogar zur Touristenattraktion, und seither waren sie immer wieder in derselben Farbe gestrichen worden.
    Sie hatte sämtliche Sommer ihrer Kindheit in dem orangefarbenen Haus verbracht, umgeben von afroamerikanischen Intellektuellen, die sonst niemand kannte. Es war ein Haus, in dem man redete und Bücher las. Bis heute gab es kein Fernsehen, und vor zwei Sommern war auch das Radio kaputt gegangen. Diesmal war es nur ein Dreitagesausflug, und Marian war noch total erschöpft von dem Festival, das sie zum Ende des Sommers als Direktorin eines gemeinnützigen Künstleraustauschprogramms in Boston organisiert hatte. Sie wollte sich einfach nur zurückziehen und ausruhen. Dafür hatte sie ein Exemplar von Helen Dewitts Der letzte Samurai im Koffer und war entschlossen, es bis zum Ende durchzulesen. Ted und Daisy vertrieben sich die Zeit am liebsten damit, im Teich zu angeln.
    Daisys Knie waren schon wieder aufgeschürft, und das passte nicht so recht zu dem sommerlichen Rüschenkleid, das sie unbedingt tragen wollte. Nur wenn ein Kleid so weit war, dass es beim Drehen in die Höhe schwang, kam es für sie infrage. Dies bauschte sich auf und war dazu noch mit Rüschen besetzt.
    Daisy streckte ihre kleine Hand vor, um Marian das Armband zu zeigen. Es war aus reinem Silber. Den Anhängern nach musste es einer Mutter mit drei Kindern gehören; einer interessanten Frau, wie Marian wegen des Cellos und des Schwimmers schloss.
    »Mami, mach es mir um.«
    Daisy hielt ihrer Mutter das schmale Handgelenk entgegen und gab ihr das Armband.
    »Ich weiß nicht, mein Schatz. Vielleicht sollten wir es liegen lassen für den Fall, dass die Dame, die es verloren hat, herkommt, um es zu suchen.«
    »Nein, es gehört mir, ich hab’s gefunden.«
    »Schatz, das geht doch nicht.«
    »Bitte, Mom, darf ich es nicht jetzt eine Weile tragen?«
    Das Tuckern des Motors wurde lauter, und Ted winkte.
    »Da ist Henry! Kommt, Mädels, macht euch fertig, er ist da!«
    »Also gut«, sagte Marian, »warum behältst du es nicht erst mal. Wir überlegen uns was, wenn wir vom Vineyard zurückkommen. Vielleicht gibt es ja hier auf dem Cape ein Fundbüro.«
    Ted trug ihr Gepäck zu Henrys Boot, der Everlasting Love . Sie war frisch lackiert. Ihr unterer Teil in einem glänzenden Waldgrün, die obere Hälfte gleißend weiß. Henry begrüßte Ted und breitete dann, bis über beide Ohren grinsend, die Arme für Daisy aus.
    Marian hatte ihrer Tochter gerade noch das Armband anlegen können, als die auch schon dem Boot entgegenflog. Daisy sprang über den halben Meter Abstand zwischen dem Anleger und dem schmalen Steuerborddeck der Everlasting Love . Beinahe hätte sie das Boot verfehlt, aber ihre abgewetzte weiße Sandale setzte kurz vor Henry auf, und sie fiel in dessen Arme.
    Das silberne Armband rutschte ihr vom Handgelenk und fiel scheppernd aufs Deck.
    »Mein Armband!«, rief Daisy »Nun sieh sich das mal einer an.« Henry hob es auf. »Ich mach es dir in null Komma nichts wieder heil, sobald wir zu Hause sind.« Er steckte es in die Tasche seiner Shorts.
    Marian nahm Teds Hand und kletterte vorsichtig an Bord.
    »Es gehört ihr nicht«, sagte sie ihrem Cousin. »Wenn du es reparieren kannst, dann mach es sorgfältig. Sobald wir wieder auf dem Cape sind, wollen wir die Besitzerin ausfindig machen.«
    »Stimmt«, sagte Daisy, »Und die einzige Besitzerin, die ihr findet, das bin ich.«

KAPITEL 6
    E mily spürte das Wogen des Wassers. Sie wurde auf den feuchten Planken hin und her geworfen. Und dieser Geruch. Moder. Salzige Luft.
    Sie war nackt. Die Innenseiten ihrer Oberschenkel brannten. Ihre rechte Seite war gefühllos. Die Hände waren hinter dem Rücken zusammengebunden, offenbar mit dickem Tau, die Beine an den Knöcheln zusammengezurrt. Ihre Haut brannte von einigen Abschürfungen. Hatte sie sich zur Wehr gesetzt?
    Sie erinnerte sich daran, die Einkäufe in den Wagen geladen zu haben. In den Himmel hinaufgeblickt zu haben. Daran, dass etwas auf ihr Gesicht gepresst worden war, dass ein ätzender Geruch in ihre Nase gedrungen war.
    Man hatte ihr die Augen verbunden, sodass sie nichts sehen konnte. Nicht den kleinsten Fleck Licht. Ein dickes Klebeband, das an ihrer Haut zerrte, verschloss ihren Mund.
    Sie versuchte sich zu erinnern. Was genau war geschehen?
    Dieser gestörte Fremde aus dem Supermarkt war es gewesen. Er steckte dahinter. Sie wollte sich von ihren Fesseln befreien und ihn am liebsten umbringen. Sie hatte einen Schwarzen

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