5 Tage im Sommer
ändern sich nie.« Er sah Will ernst an. »Seien Sie kein Idiot.«
Will verstand. »Kasse acht ist geschlossen«, sagte er. »Und der Manager ist nicht zu gebrauchen.«
»Die Leute in diesen Jobs jonglieren ständig mit ihren Schichten. Kommen Sie, wir fragen mal rum.«
Will folgte Geary. Der Kassenbon hing dem alten Mann aus der schmutzigen Hosentasche heraus.
An Kasse sechs scannte eine üppig ausgestattete Frau mit blondem Haar und bloßen, von Tätowierungen bedeckten Armen die Waren des letzten Kunden in ihrer Schlange. Sie warteten, bis der Kunde gegangen war.
»Morgen, Darlene!«, sagte Geary.
Erst jetzt bemerkte Will das kleine Namensschild aus Plastik, das am Träger von Darlenes gelbem Top befestigt war.
»Morgen, Dick.«
»Dicht dran. John. Und das hier ist Will, Zwillingsbruder von Willy. Da haben Sie also fast den Nagel auf den Kopf getroffen, Darlene.«
Sie unterdrückte ein Grinsen und musterte Geary von oben bis unten.
»Was kann ich für die Herren tun?«
Geary zupfte den Kassenbon aus seiner Tasche und holte seine Geldbörse heraus.
»Darlene, ich bin vom FBI.« Er klappte sein abgewetztes schwarzes Portemonnaie so schnell auf und wieder zu, dass sie das Verfallsdatum seiner Dienstmarke nicht erkennen konnte.
Ihre penibel gezupften Augenbrauen gingen fragend nach oben.
»Wir suchen jemanden. Eine Frau, die gestern hier eingekauft und an der Kasse acht gezahlt hat.«
Darlene betrachtete den Bon und sah dann Will direkt an.
»Ich hab gesehen, wie Sie mit Todd gesprochen haben.«
»Ein ziemlicher Schnösel, wenn Sie mich fragen.« Will setzte ein verschwörerisches Lächeln auf.
Darlene zwinkerte ihm zu. »Da könnten Sie Recht haben.« Sie senkte die Stimme. »Ich war gestern Nachmittag nicht hier, aber Tariq hat gearbeitet. Er sitzt an der Eins. Sehen Sie ihn?«
Tariq war ein schmächtiger adretter Teenager, der versuchte, mit Hilfe eines Silberrings in der Unterlippe wild auszusehen. Geary zog bei dem jungen Mann eine ähnliche Vorstellungsnummer ab wie bei Darlene, und Will verstand, dass der Ex-Agent diese Masche schon oft angewendet hatte.
»Pam war gestern Nachmittag an der Acht.« Tariqs Zunge bearbeitete den silbernen Ring, als wolle sie ihn verschieben. »Sie hat eine Doppelschicht bis Mitternacht geschoben. Aber ich glaub, gestern Nachmittag hatte Susannah mit ihr die Schicht. Sie sitzt gleich da drüben an der Drei. Die beiden sind dick befreundet. Ich hasse sie.«
»Vielen Dank, Junge.« Geary machte eine kurze Pause. »Entschuldige bitte meine Frage, aber wie putzt du dir die Zähne mit dem Ding im Mund?«
»Gehört das irgendwie zu Ihren Ermittlungen?«
Geary lächelte. »Kann man so nicht sagen.«
»Ich spür nichts.« Tariq nickte bejahend. »Ich merk überhaupt nicht, dass da was ist.«
Will folgte Geary zur Kasse drei. Sechs Minuten waren erst verstrichen, und sie hatten eine Frau gefunden, die möglicherweise Emily gesehen hatte.
Susannah war solariumbraun und hatte kurz geschnittenes, mit Wasserstoffperoxid gebleichtes Haar. Sie ließ ihren Kunden warten, während sie die Uhrzeit unten auf dem Kassenbon prüfte. Dann nickte sie knapp und fuhr fort, die Waren zu scannen. »Kurz danach ist Pam zu mir rübergekommen, und wir haben zusammen Pause gemacht. Sie sagte, da wär in ihrer Schlange so ’n komischer Typ gewesen, und darum hätte sie ein paar Minuten früher Schluss gemacht. Dürfen wir natürlich nicht, aber na ja.« Sie wandte sich an Will. »Ist denn was passiert oder so?«
»Vielleicht«, sagte Geary. »Das wollen wir ja gerade herausfinden.«
»Na, jedenfalls hat Pam mir erzählt, dass da eine Dame war, die es eilig hatte und ungeduldig war. Pam gefiel das gar nicht, aber dann ist ihr der Gedanke gekommen, dass die Frau vielleicht von dem Typen, der direkt hinter ihr stand, wegkommen wollte. Pam sagte, er hätte ständig irgendetwas angefasst und sei überall mit seinen Fingern dran gewesen.« Susannah verdrehte die Augen.
»Haben Sie die Frau gesehen?«, fragte Will so beherrscht, wie er konnte. Am liebsten hätte er geschrien, gebettelt und geheult.
»Nee, die war schon weg. Aber ich hab den Kerl gesehen. Pam hat ihn mir gezeigt.«
»Können Sie ihn beschreiben?«, fragte Geary »Was auch immer Ihnen noch einfällt.«
»Ich seh den öfter. Er kauft hier so gut wie jeden Montagnachmittag ein. Das weiß ich, weil es gewöhnlich meine Schicht ist. Der ist sozusagen ’n echter Stammkunde. Okay, er ist ziemlich alt, ich mein, nicht so alt
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