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5 Tage im Sommer

5 Tage im Sommer

Titel: 5 Tage im Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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Oma«, forderte er dann und streckte ihr seinen Arm entgegen, »versuch mal, ihn zu beugen.«
    Sie hatte es nie ernsthaft versucht, denn sie war sicher, den Arm ohne Schwierigkeiten beugen zu können. »Meine Güte!«, rief sie dann jedes Mal aus.
    »Nein, versuch es wirklich mal!«, hatte David beharrt.
    Einmal hatte sie es richtig versucht und mit Erstaunen festgestellt, dass sie den Arm nicht einen Millimeter bewegen konnte.
    David und Sam hatten diese Technik beim Aikido-Training für Kinder gelernt, dort, wo Will Emily kennen gelernt hatte. Ihr Plan war es, eine Familie von Schwarzgurten zu werden. Will und Emily hatten beide diesen Grad erreicht. Emily war seit der Geburt ihrer Kinder aus der Übung gekommen, aber Will trainierte jeden Samstagmorgen mit seinen Söhnen.
    So stolz Sarah auch sonst auf die Fähigkeiten ihrer Enkel war, in diesem Moment wurde es ihr zu viel. »Ich dachte, beim Aikido lernt man, sich zu verteidigen, nicht zu kämpfen?«, fragte sie die Jungen vorwurfsvoll. Das war ihre letzte Zuflucht, und sie wirkte.
    David löste sich zuerst und warf die Arme in die Höhe. Sam lag wie keuchend unter ihm, seine wachen Augen blitzten listig. Seine Hände schossen unter Davids Achseln und kitzelten ihn. David fing an zu kichern und versuchte seinerseits Sam zu kitzeln. Die glänzende Karte lag unbeachtet neben ihnen.
    Sarah eilte hinüber ins Kinderzimmer. Maxi stand in ihrem Kinderbettchen, hielt sich am Gitter fest, das Gesicht tränenüberströmt. Sarah nahm das Baby ihrer Tochter auf den Arm. Maxis Körper war ganz heiß. Sie zog ihr den Pyjama aus und öffnete ein Fenster. Ob sie die Klimaanlage einschalten sollte? Sie musste die Temperatur überprüfen.
    Maxis Blick flog zur Tür.
    »Mommy Bae?« Mommy Baby. Maxis Spezialausdruck für zwei unzertrennliche Hälften eines Wesens.
    Eine Welle der Erleichterung durchlief Sarah, und sie drehte sich um, aber in der Tür zum Schlafzimmer stand niemand. Keine Mommy Bae, keine Emily.
    »Bald kommt deine Mommy, mein Schatz. Gehen wir in die Küche und sehen nach, was es zum Frühstück gibt.«
    Maxi fing wieder an zu weinen. Sarah drückte ihr Enkelkind an die Brust und streichelte Maxis flaumiges blondes Haar, während sie schweren Schritts die Treppen hinaufging.
    In der Küche waren die Jungen dabei, den Tisch mit Schüsseln und Löffeln für Cornflakes zu decken. Sam holte sämtliche Packungen hervor und reihte sie auf dem Tresen auf, während David die Milchtüte aus dem Kühlschrank nahm. Sarah beschloss, sich zurückzuhalten und sie nicht darauf hinzuweisen, dass sie weder die gesamte Auswahl auf einmal herausholen noch die Milch bei dieser Hitze draußen lassen sollten.
    »Bravo«, sagte sie stattdessen. »Was seid ihr beide doch für tolle Helfer.«
    Die Jungen setzten sich, während Sarah für Maxi eine Flasche fertig machte. Sam fragte als Erster: »Wo ist Mommy?«
    »Sie ist gestern Abend doch nicht ins Kino gegangen, oder?«, fragte David.
    Sarah wünschte, sie hätte sie nicht belogen, aber was hätte sie sagen sollen? Mommy ist verschwunden , und ihr werdet sie vielleicht nie Wiedersehen .
    »Sie ist schon weg, sie hat etwas in Hyannis zu erledigen.«
    Sammy zuckte mit den Achseln, und David sah sie fragend an. Sarah war erleichtert, dass er nicht anfing zu diskutieren. Doch sie hatte nicht die geringste Ahnung, was sie sagen sollte, wenn die beiden herausfanden, dass Emily seit gestern nicht nach Hause gekommen war. Hoffentlich würde Will bald zurück sein. Es war seine Aufgabe, es den Kindern zu erklären.
    Kaum waren die Jungen mit ihren Cornflakes fertig, stoben sie vom Tisch. Maxi war mäkelig, aß nur die Hälfte ihrer Reisflocken, sah sich gelegentlich um und wimmerte »Mommy Bae« .
    Sarah rief Barbara an, die zusagte, in zwanzig Minuten da zu sein. Sie schickte die Jungen zum Anziehen, machte sich fertig und bereitete eine zweite Flasche für Maxi vor, die sie mit auf die Fahrt nehmen wollte. Sam, noch immer im Pyjama, rannte durch die Küche, zwickte seine Schwester in die Schulter und lief lachend davon. Maxi schrie heftig. Sarah versuchte, sie zu beruhigen, als es schon an der Tür läutete und Barbara ihr gewohntes »Juuhuu!« ertönen ließ.
    Sarah machte fünfzig Farbkopien und kaufte eine Rolle Klebeband. Mit der Annahme, dass Maxi sie nicht behelligen würde, hatte sie falsch gelegen. Die Kleine zeterte und schlug unentwegt mit den Beinen gegen Sarahs Hüfte, während der Fotokopierer surrend seine Arbeit tat. Als sie

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