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5 Tage im Sommer

5 Tage im Sommer

Titel: 5 Tage im Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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am Strand, verkehrten die Jungen ihre friedliche Übung ins Gegenteil. Mit verbissenen Gesichtern drückten sie die Hände immer fester gegeneinander. David bewegte sich plötzlich so schnell, dass Sarah nicht genau sehen konnte, was er tat, aber Sams Körper drehte sich, und der Junge landete mit dem Gesicht vornüber im Sand, einen Arm hinterm Rücken verdreht. David beugte sich hinunter und hielt seinen Bruder fest.
    »David!«, schrie Sarah empört.
    David ließ Sam los, der sich aufrappelte und sich Sand aus dem Gesicht wischte.
    »Ich sag es Dad!«
    Flink lief Sam auf den Hain zu. David verfolgte ihn und rief: »Los doch, sag’s ihm, dann werd ich’s dir erst recht zeigen!«
    Wie hatte Emily diese friedlichste aller Kampfkünste beschrieben? »Die Kunst der Liebe, der Weg der Harmonie, um den Angreifer besorgt sein.«
    Sarah eilte hinauf ins Haus, weniger besorgt um die Jungen als vielmehr um Maxi. Hoffentlich hatte Will sie selig schlummernd vorgefunden, trotz ihrer Fehlentscheidung. Aber wenn er sie weinend auf ihrem Kindersitz vorgefunden hatte, dann würde Sarah alle Schuld für ihren Irrtum auf sich nehmen. Keine Erklärungen oder Ausreden. Was immer Will ihr vorwerfen würde, sie würde es sich einfach anhören und sich dann entschuldigen.
    Ängstlich betrat sie die Küche. Will stand am Tisch mit Maxi auf dem Arm und lächelte sie an. Sarah atmete auf. Maxi ging es gut, sie war begeistert, ihren Vater zu sehen, und schlang ihre Ärmchen um Wills Hals. Will drückte sie fest an sich. Sarah konnte sich vorstellen, was Will empfand. Sie hatte lange gebrauchte, bis sie verstanden hatte, dass Will zu jener seltenen Art von Vätern gehörte, zu der auch Jonah gezählt hatte. Will brauchte seine Familie ebenso sehr wie sie ihn.
    Schweigend bereitete Sarah einen vorgezogenen Lunch zu: Sandwiches mit Putenbrust. Sie hatte das dringende Bedürfnis, mit Will zu sprechen, aber das würde warten müssen, die Bedürfnisse der Kinder hatten Vorrang.
    Maxi fing an zu schreien, als Will sie zu füttern versuchte. Sie drehte ihren Kopf zur Seite.
    »Wie geht es ihrer Ohrenentzündung?«, fragte Will Sarah.
    »Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, sie kämpft immer noch damit.«
    »Hast du ihr ihre Medizin gegeben?«
    »Natürlich.«
    Sarah brachte es nicht fertig zuzugeben, dass sie die Medizin vergessen hatte. Sie würde sie Maxi heimlich nach dem Lunch geben. Dann wäre es nur eine harmlose Unterlassungssünde. Durch den Mangel an Schlaf waren sie beide dünnhäutig.
    Nach dem Essen verschwand Will mit den Jungen im Wohnzimmer. Sarah griff zur Pipette, die noch im Ausguss lag, um Maxi ihr Antibiotikum zu verabreichen. Sie war gerade dabei, sie mit heißem Seifenwasser auszuwaschen, als das Telefon klingelte. Schnell drehte sie den Wasserhahn zu und nahm den Hörer ab.
    »Ich rufe wegen der vermissten Frau an«, sagte eine Männerstimme.
    »Haben Sie sie gesehen?« Sarah spürte einen Funken Hoffnung.
    »Nein.«
    Will trat mit fragender Mine neben sie.
    »Wer ist dran?«, flüsterte er.
    Sarah zuckte mit den Achseln.
    »Ist es die Polizei?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er streckte die Hand nach dem Telefon aus. »Darf ich?«
    »Will, warte, ich muss dir was sagen …«
    Aber er nahm ihr den Hörer aus der Hand und presste ihn ans Ohr. »Hier spricht Will Parker.«
    Sarah sah, wie er erblasste.
    »Bitte drucken Sie nichts. Geben Sie uns einen Tag, um sie zu finden, bevor er es mit der Angst zu tun bekommt und ihr etwas antut.« Seine Stimme wurde lauter. »Ich weiß nicht, wer er ist , ich weiß gar nichts, und ebendeswegen dürfen Sie nichts bringen. Verstehen Sie mich? Tun Sie es nicht! Bitte!« Wütend warf er den Hörer auf die Gabel. »Das war Eric Smith von der Cape Cod Times . « Sarah hatte Will noch nie so zornig gesehen. »Er hat ein Plakat gesehen. Was für ein Plakat, Sarah?«
    Verschreckt trat Sarah einen Schritt zurück. Will hatte ihr noch nie Vorwürfe gemacht. Mit stockenden Worten erklärte sie es ihm. Doch statt sich zu beruhigen, wurde Will immer wütender. Maxi spürte die Unruhe und begann zu brüllen. Der Lärm lockte David und Sam an. Stumm schauten sie die beiden Erwachsenen an.
    »Ich hab versprochen, der Presse nichts zu sagen, Sarah!«
    »Will, es tut mir Leid, ich wusste ja nicht …«
    »Du hättest auf mich warten sollen. Warum hast du das nicht getan?«
    Sie hätte am liebsten eingelenkt, um die Situation zu entschärfen, aber schließlich brachte sie es doch nicht über sich. Sie hatte

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