5 Tage Liebe (German Edition)
diesmal verstehe ich die Sprache.
„Schulde ich dir was?“
Wieso ich es sage, weiß ich selbst nicht, vielleicht um ihr auch weh zu tun. Um sie spüren zu lassen wie ich mich fühle.
„Wie bitte?“
Sie kommt zurück in die Küche, aber diesmal gibt sie sich nicht damit zufrieden, mit meinem Rücken zu sprechen, sie stellt sich direkt vor mich.
„Was hast du gesagt?“
„Schulde ich dir etwas? Für letzte Nacht.“
Ihre Augen werden ganz klein und dunkel. Sie ist wütend.
„Du bist ein Arschloch.“
Mit dieser Beleidigung kann ich besser umgehen als mit der Tatsache, dass sie uns einen Fehler genannt hat.
„Danke.“
„Ein großes Arschloch.“
Ich stehe langsam auf.
„Bin ich jetzt ein Arschloch oder ein Fehler?“
Sie muss zu mir hochsehen, was ihr nicht gefällt.
„Vergiss es.“
Aber ich stelle mich ihr in den Weg.
„Sag schon.“
„Beides, okay? Du bist ein Arschloch, das ein Fehler war!“
Sie will schreien, aber ihre Stimme schafft es nicht über ein Schluchzen. Ich spüre die Kälte verschwinden, dafür flammt die Wärme auf. Bedrohlich nahe an meiner Halsschlagader.
„Wenn ich ein Fehler bin, wieso hast du es dann gestern Nacht so sehr genossen?“
Sie will wieder wegsehen, aber ich packe sie am Kinn und zwinge sie, mich anzusehen.
„Wieso hast du dann Frühstück gemacht? Wieso fühlst du dich in meiner Wohnung so wohl? Wieso wolltest du den heutigen Tag mit mir verbringen? Wieso bist du gestern nicht zu deinem Job gegangen?“
Ich versuche sie nicht anzuschreien, aber die Kontrolle über meine Stimme habe ich längst verloren. Sie zuckt kurz, dann zittern ihre Hände.
„Und hör auf mich anzulügen. Ich bin bereit, alles zu tun, um uns eine Chance zu geben. Ich versuche mit deinem Job zu leben, ich versuche zu verstehen, was in dir vorgeht, und ich versuche, dir gerecht zu werden. Du rennst davon. Und zwar bei der ersten Fluchtmöglichkeit! Wieso?“
Jetzt zittert ihr ganzer Körper. Ich will sie so gerne umarmen.
„Wieso willst du nicht mal ein bisschen kämpfen? Wieso lässt du mich nicht da bleiben, wo ich gestern Nacht war?“
Auch wenn ihr Körper von meiner Rede mitgenommen erscheint, bleibt ihr Blick auf mich fixiert, unabhängig von den Tränen, die sich deutlich sammeln.
„Maya, du magst mich.“
Sie will den Kopf schütteln, aber ich umklammere ihr Kinn etwas fester, ohne ihr wehtun zu wollen.
„Doch. Du magst mich. Du willst nur nicht dafür kämpfen. Ich habe es von Anfang an getan. Ich habe alles getan. Ich wollte all das vom ersten Moment an. Aber dich muss ich immer und immer wieder davon überzeugen, dass wir es wert sind, eine Chance zu bekommen.“
„Weil es nicht funktionieren kann.“
Ich lasse ihr Kinn los, erhoffe mir mehr, aber es kommt nichts mehr.
„Du hast es nicht mal versucht.“
Ich mache einen Schritt zur Seite und gebe ihr den Weg frei.
„Ich werde nicht hier stehen und hoffen, dass du deine Meinung änderst und zurückkommst, wie gestern. Ich kann das einmal machen. Und vielleicht auch noch ein zweites Mal, aber weißt du, mein Herz bricht jedes Mal ein kleines bisschen. Ich will nicht der Typ sein, der auf die Tür starrt und hofft, dass du doch zurückkommst. Wenn das hier nicht genug für dich ist, wenn ich nicht genug bin, dann geh.“
Sie zögert, ich kann es sehen.
„Mach‘s gut, Jonas.“
Als ich die Tür ins Schloss fallen höre und durch den Spion verfolge, wie sie die Treppe nach unten hastet, will ich ihr hinterher, aber ich kann nicht. Also starre ich auf die Tür und hoffe, dass sie doch zurückkommt.
Siebenundvierzig Minuten später habe ich es verstanden.
Patrick hat die Playstation angeschlossen und ich öffne das erste Bier. Ich habe ihn sofort angerufen, was unvermeidbar war. Er habe es kommen sehen, sagt er mir. Ich fühle mich irgendwie anders, als würde sich mein Leben für eine Weile in einem „post-Maya-Schock“ befinden. Ich sehe sie überall, ich rieche sie überall. Ich vermisse sie. Dabei ist sie erst seit drei Stunden weg.
Patrick hat mich in den Arm genommen, so wie man Männer nicht in der Öffentlichkeit umarmen möchte, weil man Angst hat, unter einem Cristiano Ronaldo-Poster aufzuwachen. Aber unter besten Freunden ist es etwas ganz anderes, vor allem, wenn einer an gebrochenem Herz leidet. Ich habe Patrick oft so umarmt, meistens dann, wenn wir um drei Uhr morgens von einer Stufenparty nach Hause schlichen und Melanie mal wieder einen anderen Oberstufler geküsst hatte,
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