5 Tage Liebe (German Edition)
gehasst habe, und trotzdem kam ich damit klar. Was andere denken, ist mir egal; ich weiß, wer ich bin.“
Sie streichelt meine Hand langsam. Ich meine ertrinken zu müssen, so schwer fällt mir das Atmen.
„Aber du siehst mich so anders, und ich habe mir so gefallen, wie deine Augen mich sehen. Ich tue dir weh, Jonas, das bringt mich fast um.“
Sie küsst meine Wange und ich schließe die Augen.
Das ist wie bei diesen Cartoon Strips, bei denen die Untertitel nicht zu den Bildern passen. Maya ist zärtlich und liebevoll, sucht meine Nähe und scheint sie auch zu genießen – aber ihre Worte tun mir weh, als würde man mich bei lebendigem Leib verbrennen und gleichzeitig ertränken.
„Also hast du mit einem anderen geschlafen, als du von mir weggegangen bist?“
Ich will die Antwort nicht hören, will es nicht wissen und weiß die Antwort doch jetzt schon. Patrick hat sich geirrt, als er sagte, ich hätte gegen ihren Job gewonnen. Maya sagt nichts, und so bin ich gezwungen, die Augen wieder zu öffnen. Ihre stehen unter Tränen, und es tut so sehr weh.
„Ich verstehe.“
„Nein, du verstehst nicht. Ich brauche das Geld ganz dringend, sonst fällt alles zusammen. Und ich habe so lange darauf gewartet, ich kann sie jetzt nicht im Stich lassen.“
„Wen ihm Stich lassen?“
„Jonas, unter anderen Umständen würde ich sofort aufhören, das musst du mir glauben!“
„Wie viel Geld brauchst du denn?“
„Nein. Ich will kein Geld von dir. Ich schaffe das schon allein.“
„Wieso nicht? Von den anderen nimmst du auch Geld. Schlaf mit mir und ich zahle den vollen Preis.“
Sie zieht ihre Hand zurück und sieht mich an.
„Nein.“
„Okay, dann verkaufe ich meine Couch oder meine Seele oder sonst was. Aber hör auf!“
Ein ganz kleines schüchternes Lächeln zuckt über ihr Gesicht und verschwindet so schnell, wie es gekommen ist. Aber bevor sich wieder diese Traurigkeit ausbreitet, schnappe ich ihre Hand, halte sie fest in meiner (was bei der verdächtigen Blaufärbung meiner Hand zu erstaunlichen Schmerzen führt) und sehe sie direkt an. Ich fahre das letzte Geschütz auf.
„Bitte Maya.“
„Ich brauche fast zweitausend Euro, Jonas. Und das bis übermorgen. Ich muss es tun.“
„Verkauf dein Flugticket. Ich verkaufe auch was. Gemeinsam kriegen wir die Kohle schon zusammen, für was auch immer du sie brauchst. Okay?“
Der Plan klingt nach einer guten Möglichkeit, das sehe ich in ihrem Gesicht, sie sagt nicht sofort nein, sie denkt ernsthaft darüber nach. Jetzt muss ich am Ball bleiben, ihre Verteidigung ist fast ausgespielt, ich muss jetzt meine Worte so geschickt wählen, wie Gareth Bale die Pässe bei Tottenham Hotspur.
„Das kriegen wir hin.“
„Und wie komme ich nach Barcelona?“
Gar nicht, will ich sagen, zucke aber nur die Schultern.
„Ich fahre dich.“
„Du spinnst.“
„Ich fahre dich. Ich bin ein guter Fahrer, habe nur drei Punkte in Flensburg. Ich fahre dich, wohin du willst.“
Sie schließt die Augen und atmet langsam ein und aus.
„Jetzt sag endlich JA, du Angsthase!“
Die Stimme kommt von oben. Überrascht sehe ich zum Stockwerk über uns. Wie eine lächelnde Version von Gollum mit schwarzer Kapuze sitzt Jessie am Treppengeländer. Sie hat uns belauscht, aber anstatt sauer zu sein, will ich zu ihr rennen und sie fest umarmen. Wenn ihre Freundin meinen Plan gut findet, dann muss Maya auch ja sagen.
Mayas Augen öffnen sich, ein Lächeln erscheint.
„Okay. Ich ergebe mich. Ich verkaufe das Ticket. Aber wir müssen die zweitausend Mücken zusammenkriegen.“
„Das schaffen wir! Du wirst schon sehen!“
Ich denke gar nicht nach, ich drücke einfach meine Lippen auf ihre und küsse sie. Vergessen all die Worte, die wir uns in der Zwischenzeit an den Kopf geworfen haben, vergessen das langsame Zerreißen unserer Herzen, ich will sie nur noch küssen. Und sie küsst mich zurück, legt die Arme um meinen Nacken, während sie ihren Körper gegen meinen drückt.
„Herrgott, nehmt euch doch ein Zimmer.“
Jessies Stimme werde ich ab sofort immer mit positiven Momenten in Verbindung bringen. In meinem Kopf wird die Verkündung des Mauerfalls nur noch in ihrer Stimme erklingen. Ich bin so glücklich, es fühlt sich an, als ob kleine Protonen auf meiner Haut tanzen und dabei immer wieder zu Maya überspringen wollen.
Wir müssen nur zweitausend Euro verdienen. Das wird ein Klacks.
Wir liegen zusammen auf der Schlafcouch in Jessies
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