5 Tage Liebe (German Edition)
Euro, was in meinem Budget noch enthalten ist. Ich soll sagen, ich sei ein Freund von Moritz, und ich soll sie ja gut behandeln. Perfekt, genau das werde ich noch schaffen. Aber ob sie so kurzfristig Zeit hat?
„Maya Schreiner?“
Ich werfe einen erneuten Blick auf die Nummer, die ich neben dem Namen Lucy notiert habe. Gut, Zahlen mögen nicht meine Stärke sein, aber ich war mir sicher, Moritz genau zugehört zu haben.
„Oh. Verzeihung, ich muss mich verwählt haben.“
„Zu wem wollten sie denn?“
„Zu einer gewissen Lucy.“
Ein kurzes Frauenlachen ist zu hören. Es klingt jung.
„Ich bin Lucy. Allerdings ist das nicht mein richtiger Name. Wie kann ich Ihnen denn helfen?“
Jetzt verstehe ich und wundere mich über meine Naivität. Als ob sie sich mit „Hier spricht Lucy und ich ziehe mich für dich aus, wenn du mir hundert Euro in den Schlüpfer schiebst“ melden würde.
„Ich habe Ihre Nummer von Moritz, ich bin ein Freund von ihm.“
Das ist nur minimal gelogen, aber er selbst hat mich ja zu dieser Notlüge aufgefordert. Wenn so meine Chancen gut stehen, billiger an nackte Haut zu kommen, umso besser.
„Aha, verstehe. Nun, ich arbeite heute nicht, vielleicht können wir aber einen Termin nächste Woche finden.“
„Termin?“
„Ja. Sind Sie kein Freier?“
Ouch, Moment mal. Wie? Freier? Ich? Ja, ich war frei, aber nein, ich musste bisher noch kein Geld für Sex zahlen. So weit war ich dann doch nicht, obwohl das manchmal bestimmt leichter wäre, als eine Frau mit Komplimenten zu überhäufen, in der Hoffnung, mit nach Hause und am besten noch ins Bett genommen zu werden.
„Oh nein, nein, das haben Sie missverstanden.“
Oder hatte ich etwas missverstanden? Ich wollte eine Tänzerin und keine Nutte.
„Ich bin auf der Suche nach einer Tänzerin für den Junggesellenabschied meines besten Freundes.“
So ausgesprochen klingt es wie eine peinliche Ausrede, weil ich bei dem Wort „Freier“ so erschrocken bin. Aber nein, es ist keine Lüge. Ich suche wirklich nur ganz harmlos eine Tänzerin.
„Sie meinen eine Stripperin.“
Okay, ja, ich meine natürlich eine Stripperin, aber ich habe mich schon an das Wort Tänzerin gewöhnt und finde, es wertet auch die Dame etwas auf, oder nicht? Himmel, da will man mal nett sein.
„Richtig.“
„Nun, dann sind Sie auch richtig. Ich strippe auch bei Gelegenheit. Wann wäre das denn?“
Wieso habe ich mir eine verruchte Stimme vorgestellt? Kratzig vom vielen Alkohol und den Zigaretten? Aber Lucy – also Maya – hat eine klare Stimme. Sie klingt so, als ob sie lächeln würde, während sie spricht.
„Etwas kurzfristig. Schon morgen Abend.“
Pause.
Ich warte.
Pause.
Ich höre ein Rascheln.
„Okay, morgen Abend hätte ich Zeit.“
„Wirklich? Das ist toll. Was würde der Spaß denn kosten?“
„Hundertzwanzig Euro.“
Hm.
Pause.
Ich denke nach.
Pause.
„Ich kann auch hundertfünfzig Euro sagen. Weil es so kurzfristig ist.“
„Hundertzwanzig sind perfekt.“
„Okay. Und ich habe ein paar Bedingungen.“
„Die da wären?“
Ich habe in den letzten zwei Tagen so viele Bedingungen gehört, von „ … nur wenn Paul Kalkbrenner auflegt ….“ über „Ich brauche eine weiße Couch in meiner Garderobe!“ bis hin zu „Zahlen Sie auch das Koks?“ Ich bin auf alles gefasst.
„Es werden keine Fotos oder Videos gemacht. Und niemand fasst mich an. Ich fasse an. Und das nur, wenn ich es will.“
Das klingt für mich vernünftig mit einem Schuss Professionalität.
„Alles klar. Das wäre kein Problem.“
„Okay, dann ist das ein Deal.“
Grinsend streiche ich den letzten Punkt auf der Liste vor mir durch und bin zufrieden mit mir. Ich habe es geschafft. Das wird eine Sause, die keiner von uns so schnell vergessen wird.
„Eine Frage noch.“
Vermutlich würde sie jetzt mit dem Haken rausrücken.
„Die da wäre?“
„Könnte ich abgeholt werden? Ich habe kein Auto.“
„Sicher. Wo denn?“
„Am Rotebühlplatz? Wäre das möglich, so bis kurz nach 22 Uhr? Ich hab da meinen VHS-Kurs Spanisch.“
Ich notiere mir die Adresse, die sie nennt und ihren Namen. Maya Schreiner. Das klingt so gar nicht nach Lucy, ihrem Alter Ego auf der Tanzfläche. Ich bin gespannt, was Patrick sagen wird.
Sie beschreibt sich kurz und ich denke, ich werde sie finden. Für den Notfall tauschen wir Handynummern aus. Somit steht dem perfekten Abschied nichts mehr im Wege. Ich habe zwar noch keinen Anzug für die Hochzeit, aber das ist
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