50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
Tarik war zurückgekehrt.
„Ist – ist – ist es wahr?“ stammelte er.
„Daß ich dich liebe? Ja, es ist wahr. Glaube es!“
„Du – du – du – liebst – mich?“
„Von ganzem, ganzem Herzen! Umarme mich!“
Da erhob er die Arme, schlang sie um ihren Leib und – er wußte nicht, wie es kam, im nächsten Augenblick hatten seine Lippen sich mit den ihrigen vereinigt! Dann aber rang sie sich los und sagte erschrocken:
„Dort kommt jemand. Fort, fort!“
Sie verschwand in dem Eingang.
Hilal war wie berauscht. Er wandte sich um und erblickte den Bruder, der sich ihm rasch näherte.
„Da bin ich zurück, Hilal“, sagte Tarik.
Keine Antwort. Die Pulse Hilals klopften so stürmisch, daß er gar nicht an Worte dachte.
„Hilal!“
„Oh!“
„Du stöhnst?“
„Ah!“
„Was ist mit dir?“
„Oh! Ah!“
„Bist du krank? Was ist geschehen?“
„O Allah, Allah!“
„Ich glaube, jetzt bist du delil!“
„Nein.“
„Oder hejran?“
„Ja.“
„Also hejran, verzückt! Worüber denn?“
„Oh!“
„Hörst du nicht? Worüber du so verzückt bist!“
„Ah! Allah, Allah!“
„Mensch, du starrst mich so abwesend an! Es muß etwas mit dir passiert sein!“
„Ja, etwas. O Allah illa Allah!“
„Aber was denn?“
„Sie hat es mir gesagt.“
„Sie? Wer denn?“
„Hiluja.“
„Hiluja war da?“
„Ja.“
„Sonderbar! Was hat sie dir denn gesagt?“
„Daß sie mich liebt.“
„Ist das wahr? Ist das möglich?“
„Ich weiß es nicht.“
„Du weißt es nicht? Mensch, bist du des Teufels? Du hast es mir ja soeben gesagt!“
„Ja; aber ich weiß nicht, ob ich es glauben darf.“
„Natürlich, wenn sie es gesagt hat.“
„Das hat sie! Und mich umarmt.“
„Ah!“
„Und sogar geküßt!“
„Du glücklicher Mann!“
„Da aber kamst du, und sie entfloh mir.“
„Das tut mir herzlich leid; aber ich mußte ja kommen, denn die Stunde ist vorüber. Zwei Brüder und zwei Schwestern, wie herrlich das paßt!“
„Ja, herrlich! Mir tut der Kopf weh vor Glück.“
„Ganz so wie vorhin mir.“
„Es summt und brummt mir in den Ohren.“
„Das war auch bei mir der Fall. Geh, und lege dich nieder.“
„Fällt mir nicht ein! Ich könnte nicht schlafen.“
„Ruhe ist aber das beste!“
„Hast du etwa Ruhe gesucht? Nein, ich mache es wie du: ich gehe fort und reite. Auch ich muß jubeln.“
„Ganz mein Fall! Na, tue es. Dann wird dir der Kopf wieder frei werden. Auch ich befand mich wie in einem Rausch. Weißt du das Verbot des Propheten: Kullu muskürün haran – alles, was betrunken macht, ist verboten? Dann sollte auch die Liebe verboten sein; denn sie hat mich in einen Rausch versetzt, wie ihn der Wein so groß gar nicht hervorbringen kann.“
„Bei mir ist er so groß, als ob die ganze Sahara nicht ein Sand-, sondern ein Weinmeer sei, das ich ausgetrunken hätte!“
„Man sieht es dir an. Du wankst wirklich.“
„Ja, ich zittere. Ich will fort. In einer Stunde bin ich wieder zurück.“
Hilal ging. Tarik blickte ihm glücklich lächelnd nach und dachte bei sich:
„Allah hat es sehr wohl gemacht. Das Beste an meinem Glück ist, daß Hilal gerade auch dasselbe Glück besitzt. Zwei Brüder und zwei Schwestern! Allah ist groß! Ihm ist alles möglich, selbst das Unmögliche. Hilal hat Hiluja und ich habe Badija. Was sie wohl tun wird? Sie wird schlafen. Der Engel des Traumes senke sich sanft und glänzend auf sie nieder und überschütte sie mit seinen süßesten und herrlichsten Geschenken!“
Dieser Wunsch wurde nicht erfüllt, denn Badija schlief nicht und konnte also auch keinen Traum haben. Auch sie war vom Glück der Liebe wie berauscht gewesen. Darum war sie unter Ah und Oh im Zimmer auf und ab gegangen, meinend, daß Hiluja schlafe und also nichts höre. Dann hatte sie sich allerdings auf den Teppich niedergelassen, aber nicht geschlafen. Die heimliche Entfernung ihrer Schwester sehr wohl bemerkend, hatte sie dennoch getan, als ob sie schlummere.
So lag sie eine lange, lange Zeit, bis Hiluja nach fast einer Stunde zurückkehrte und sich nicht niederlegte, sondern leise und zuweilen halb unterdrückte Rufe und Laute ausstoßend hin und her ging. Badija hatte das vorher genau ebenso getan. Bei den Seufzern ihrer Schwester wurde ihr bange. Vielleicht war der armen Hiluja etwas Schlimmes widerfahren. Darum wartete Badija noch eine kleine Weile, und als das Seufzen dennoch kein Ende nahm, sagte sie:
„Hiluja! Ich
Weitere Kostenlose Bücher