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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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liebte auch keinen anderen, sie hat mir ganz willig Gehorsam geleistet.“
    „Also nur um Gehorsam hat es sich gehandelt!“
    „Ja. Der Anführer eines berühmten Stamms hat nach ganz anderem zu fragen als nach den Grillen eines Mädchenkopfes. Weißt du vielleicht, was ein Muameleti düweli aschna ist?“
    „Ja“, antwortete Steinbach lächelnd.
    „Gibt es in Deutschland auch solche Muameleti düweli aschnalar?“
    „In Deutschland werden diese Leute anders genannt als bei euch. Man nennt sie dort Diplomaten.“
    „So ein Diplomat bin ich auch.“
    Der Scheik sagte das im Ton eines so naiven Selbstbewußtseins, daß Steinbach lachend ausrief:
    „Ah! Ich gratuliere!“
    „Du lachst? Glaubst du es etwa nicht?“
    „O ja. Du hast es gesagt, folglich ist es wahr.“
    „Ein Scheik muß stets ein Diplomat sein. Die großen Könige und Sultane verheiraten ihre Töchter an solche Herrscher, von denen sie dafür Vorteile erwarten. Dasselbe ist auch bei mir der Fall. Es lag mir sehr viel an der Freundschaft der Beni Sallah, darum gab ich Badija dem Scheik derselben zum Weib.“
    „Wirst du an deiner anderen Tochter vielleicht auch als Diplomat handeln?“
    „Ja. Es ist das meine Pflicht.“
    „Du wirst sie an einen Scheik verheiraten?“
    „An den Sohn eines Scheiks.“
    „Das ist bereits bestimmt?“
    „Ja. Ich will ein Bündnis schließen mit dem Stamm der Mescheer, die im Süden von Tunesien wohnen. Der Scheik ist sehr alt, er heiratet nicht wieder, aber er hat einen Sohn, der der Mann Hilujas sein wird.“
    „Weiß sie es schon?“
    „Wozu braucht sie es zu wissen? Sie wird mir gehorchen, so wie Badija mir gehorcht.“
    „Badija gehorchte, weil ihr Herz noch frei war.“
    „Willst du etwa sagen, daß Hiluja das ihrige bereits verschenkt habe?“
    „Ich möchte bloß wissen, was du tätest, wenn dies der Fall wäre.“
    „Ich würde mich natürlich nicht nach ihr richten können. Sie würde mir leid tun. Aber die Frauen haben ganz andere Seelen als die Männer. Heute meinen sie, einen zu lieben, und wenn morgen das Gebot an sie herantritt, einen anderen zu lieben, so tun sie es gern, denn es gefällt ihnen jeder, den sie lieben wollen.“
    „Wollen, ja, wollen! Aber es gefällt ihnen nicht auch jeder, den sie lieben sollen.“
    „O doch; wenn sie nur den guten Willen haben und sich einige Mühe geben.“
    „Du bist ein großer Menschenkenner!“ sagte Steinbach in stiller, unbemerkter Ironie.
    „Das bin ich, ich bin ja auch alt genug dazu. Ich habe viele hundert Frauen beobachtet. Sie sind arme, gutwillige Wesen. Warum sollten sie auch nicht! Sind sie schön, so betet man sie an, sind sie häßlich, so bemitleidet man sie, und beides, die Anbetung und das Mitleid, tut doch dem Herzen wohl. Sie fühlen sich also glücklich, mögen sie nun schön oder häßlich sein. Und in diesem Gefühl des Glücks sind sie allen Männern gut. Es hat doch ein jeder seine gute Seite. Will eine einen nicht haben, so braucht er ihr nur diese seine gute Seite zu zeigen, dann hat sie ihn sofort lieb und wird ihn heiraten.“
    „Da hast du es allerdings zu sehr erfreulichen Resultaten gebracht mit deinen Beobachtungen“, lachte Steinbach, und Normann stimmte ihm bei.
    „Oh, es wird ein jeder, der die Augen und die Ohren offenhält, zu ganz denselben Resultaten kommen.“
    „Hier bei euch vielleicht!“
    „Bei euch nicht?“
    „Nein.“
    „Sind die deutschen Frauen und Mädchen anders?“
    „Es scheint fast so.“
    „Inwiefern sind sie denn anders?“
    „Es genügt ihnen nicht, daß der Mann nur eine gute Seite habe, sie sollen vielmehr alle gut sein. Nur einige gibt es darunter, bei denen irgendeine Seite vielleicht nicht ganz so ausgezeichnet ist.“
    „Viele?“
    „Nein, wenige, fünf oder sechs. Wenn in Deutschland ein Mädchen sein Herz verschenkt hat, so mag es keinen anderen.“
    „Wie dumm! Der andere ist doch auch ein Mann!“
    „Aber nicht der Mann nach seinem Geschmack.“
    „Dann hat es eben einen falschen Geschmack, und der Vater darf sich nicht nach demselben richten. Ich wollte, ich hätte einmal so einige deutsche Töchter. Ich würde ihnen sehr bald den richtigen Geschmack beibringen!“
    „Das traue ich dir zu.“
    „Ja, das kannst du mir auch zutrauen. Wenn eure Mädchen verlangen, daß der Mann lauter gute Seiten haben soll, so bekommt doch derjenige, der unglücklicherweise nur eine gute Seite hat, gar keine.“
    „Das sollte man denken, dem ist aber nicht so. Es kommt zuweilen

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