50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
als das ruhige Zusehen dort beim wirklichen Kampf.
Auch Steinbach selbst war überrascht gewesen, daß die Zeit so schnell vergangen war. Er stand auf und sagte:
„Wir müssen leider unser Gespräch beendigen. Ich hätte so gern länger über diesen Gegenstand gesprochen.“
„So bist du wohl Hilals Freund?“
„Ja. Ich würde mich sehr freuen, ihn glücklich zu sehen.“
„So mag er mit mir ziehen. Mein Stamm zählt sehr viele schöne Mädchen; er mag sich unter ihnen eine Frau wählen, und kein Vater soll ihn abweisen, dafür werde ich Sorge tragen.“
„Er mag keine andere.“
„Hiluja kann er nicht bekommen, ich habe dir das ja bereits erklärt. Jetzt aber wird es Zeit, daß du deinen Letzten Willen sagst. Wenn die Riese dich erschlägt, so müssen wir wissen, was deine Wünsche sind.“
„Hier, mein Gefährte kennt diese Wünsche bereits.“
„Und wenn du siegst, so befindest du dich in einer sehr fatalen Lage; du hast Badija und willst sie doch nicht haben. Ich habe keine Ahnung, wie das enden soll.“
„Ich habe eine Ahnung und bitte, dich ja nicht mit sorgenvollen Gedanken herumzuschlagen. Jetzt aber wird es hohe Zeit. Dort kommt die Königin, um sich nach dem Kampfplatz zu begeben. Begleite du sie!“
FÜNFTES KAPITEL
Der Zweikampf
Es ist leicht erklärlich, daß der ganze Stamm der Beni Sallah sich in einer ungeheuren Aufregung befand. Es sollte sich entscheiden, wer Scheik sein werde. Ein Fremder und Unbekannter hatte sich mit zum Kampf gemeldet. Falehds Riesenkraft war bekannt. Es gab keinen einzigen, der gezweifelt hätte, daß er Sieger sein werde.
Draußen vor dem Lager war der Kampflatz mit Speeren abgesteckt. Rundherum standen einige Reihen Zuschauer zu Fuß, hinter ihnen Reiter zu Pferd und hinter denselben dann die Reiter auf hohem Kamelhöcker.
Als die Königin erschienen war, nahm sie an einem Ende des Kampfplatzes auf einem Teppich Platz, der für sie ausgebreitet worden war. Ihr Gesicht war leichenblaß. Sie vermochte kaum ihre innere Angst zu verbergen. Neben ihr saßen ihr Vater und ihre Schwester. Zu beiden Seiten standen Tarik und Hilal.
Der Riese hatte sich am entgegengesetzten Ende der Walstatt niedergesetzt. Sein häßliches Gesicht zeigte den Ausdruck der Schadenfreude und des Triumphes. An seiner Seite saßen Ibrahim Pascha und der Russe, hinter ihnen einige seiner Anhänger. Einige mit Wasser gefüllte, ausgehöhlte Kürbisse waren vorhanden, damit die Kämpfenden sich erquicken konnten.
Der alte Muezzin und Kalaf standen in der Mitte des Platzes. Sie waren von der Versammlung der Ältesten erwählt worden, die Angelegenheit zu leiten.
„Er ist noch nicht da“, sagte der Riese zu seinen beiden Nachbarn. „Der Hund wird Angst bekommen haben.“
„Er wird es sich doch nicht einfallen lassen, vom Kampf zurückzutreten?“ meinte Ibrahim Pascha.
„Das ist unmöglich.“
„Es wäre das höchst fatal. Der Kerl muß sterben. Wenn er sich durch den Zurücktritt aus der Schlinge zieht, kann er uns großen Schaden machen.“
„Ich gebe ihn nicht los.“
„Wenn er aber doch nicht mittut?“
„So zwinge ich ihn. Wenn ich auf ihn einschlage, so wird er sich wohl verteidigen müssen. Übrigens hat er sich, wenn er sein Wort nicht hält, als Feigling hingestellt, und kein Mensch wird ihn dann noch ansehen. Nur die Flucht kann ihn vor mir retten.“
„Vielleicht ist er fort. Ich habe ihn während der ganzen Zeit nicht gesehen.“
„So reite ihm nach und stich ihn nieder.“
„Ich möchte nur wissen, was er, falls er Sieger –“
„Sieger?“ fiel Falehd höhnisch ein. „Das ist unmöglich!“
„Bei Allah ist nichts unmöglich, und auch die bösen Geister besitzen große Macht. Wenn sie dir einen Schabernack spielen wollen, so siehst du deinen Gegner nicht und schlägst daneben. Dann siegt er.“
„Verdammt! Diese Geister werden doch nicht etwa –“
„Ich möchte nur wissen, was der Mann mit der Königin machen will. Gedenkt er als Scheik hier zu bleiben?“
„Der Teufel soll es ihm raten“, fuhr der Riese auf. „Aber du hast von bösen Geistern gesprochen. Ich will vorsichtig sein und mir ein Amulett einstecken, daß sie mir nichts anhaben können.“
Er borgte sich von einem seiner Anhänger ein Amulett, das in einem Zettelchen bestand, auf das ein Koranspruch geschrieben war. Der Zettel war in Leder eingenäht. Wer ihn bei sich trug, dem konnte weder der Teufel noch sonst irgendein böser Geist etwas anhaben. Jetzt hielt der Riese
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