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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Der Riese stieß einen lauten Jubelruf aus und kam aus der Entfernung von zwanzig Schritten auf Steinbach losgestürmt, als ob er ein Haus umrennen wollte. Die linke Hand ausgestreckt, um ihn zu packen, holte er mit der rechten Faust schon von weitem zum tödlichen Schlag aus. Steinbach stand immer noch scheinbar so gleichgültig da wie vorher. Er schien gar nicht auf den Gegner achten zu wollen.
    „Paß auf! Paß doch auf!“ schrie es ihm von allen Seiten zu. „Er kommt ja.“
    Steinbach warf nur verächtlich den stolzen, männlich schönen Kopf nach hinten, obgleich der Riese von ihm kaum noch sechs Schritte entfernt war. Dann aber ein Ruck, und seine Gestalt schien gewachsen zu sein, und sein Auge sprühte förmlich dem Beduinen entgegen.
    „Hier, Hund, hast du!“ brüllte dieser.
    Da aber tat Steinbach einen Sprung ihm entgegen, so daß beide in einem weithin hörbaren Stoß fürchterlich zusammenstießen. Der Riese wurde nicht nur zum Stehen gebracht, sondern er prallte förmlich zurück und fuhr sich mit beiden Händen nach dem Gesicht, sie auf das linke Auge legend, und wie erstarrt stehenbleibend.
    Er hatte in seinem blinden Anstürmen den Punkt, an dem Steinbach stand, genau im Auge gehabt. Der beabsichtigte Griff seiner Linken und der Hieb, den er mit der Rechten tun wollte, waren beide auf diesen Punkt gerechnet gewesen. Durch den Sprung Steinbachs aber war dieser Punkt mit blitzähnlicher Schnelligkeit um mehrere Fuß weit vorgerückt worden. Als sie zusammenprallten, hatte der Riese die beiden Arme noch weit auseinander, und ehe er sich besann und sie schloß, erhielt er von der Rechten Steinbachs einen Hieb unter das Kinn, während die linke geballte Hand desselben ihn an den Augenknochen traf und der Daumen dieser Hand ihm das Auge aus der Höhle trieb.
    Steinbach stand im nächsten Moment wieder da, als ob er gar nicht von seiner Stelle gewichen sei. Dann wandte er sich zur Königin und rief:
    „Rakam wahid, el ain el alßemal – Nummer eins, das linke Auge!“
    Die Worte erweckten den Riesen aus seiner momentanen Betäubung. Er fühlte die Verwundung und stieß einen furchtbaren Fluch aus.
    „Tajib, tajib! Ahsant, ahsant – gut, gut! Bravo, bravo!“ rief es von allen Seiten.
    Die Zuschauer waren von Bewunderung hingerissen. Steinbach hatte nicht nur den ersten, toddrohenden Angriff des für unüberwindlich gehaltenen Riesen pariert, sondern sogar sein Wort wahr gemacht, ihm das Auge zu nehmen.
    Diese Bravorufe entsprangen nicht etwa der Parteilichkeit, sondern ganz allein nur der Bewunderung. Der beduinische Krieger erkennt die Tapferkeit und Geschicklichkeit selbst seines ärgsten Feindes an. Dennoch aber wurde dadurch die Wut des Riesen verdoppelt. Er stand in einer Entfernung von nur vier Schritten von Steinbach, erhob beide geballte Fäuste und brüllte:
    „Das war Zufall. Jetzt aber fährst du zur Hölle!“
    Dann tat er einen Sprung vorwärts, und zwar mit aller Gewalt, um Steinbach gleich umzurennen und den am Boden Liegenden zu töten. Der Deutsche aber empfing ihn mit schnell erhobenem Fuß und versetzte ihm einen solchen Tritt in die Magengegend, daß Falehd aufschreiend zurücktaumelte und gar nicht dazu kam, den Gegner auch nur zu berühren. Dann – keiner wußte, wie es gekommen war und wie es hatte geschehen können – ward der Riese zu Boden geschleudert. Man hatte nur den rechten Arm Steinbachs in Bewegung gesehen. Dieser wandte sich an die Königin und meldete:
    „Rakam itnehn, el aßnahn – Nummer zwei, die Zähne!“
    Die Beifall spendenden Zurufe erhoben sich von neuem. Falehd sprang vom Boden auf. Sein Gesicht war schrecklich entstellt. Er spie die aus den Kiefern geschlagenen Zähne aus, brüllte auf wie ein wildgewordener Büffelstier und rief:
    „Er steht mit dem Teufel im Bund! Die bösen Geister helfen ihm! Aber ich sende ihn trotzdem in die Hölle!“
    Vor Wut auch auf dem unbeschädigten Auge fast blind, hatte Falehd jetzt doch die Überlegung, daß er mit dem zweimal vergeblich versuchten Ansprung nichts erreichen werde. Er schritt also langsam auf Steinbach zu und zischte ihm, von tödlichem Haß erfüllt, entgegen:
    „Komm her, Wurm! Jetzt zermalme ich dich.“
    „Wenn du es fertigbringst, will ich dich loben!“
    Der Deutsche sagte das mit überlegenem Lächeln. Er erwartete den Riesen in größter Ruhe und Gleichgültigkeit, während die Brust des letzteren vor innerer Aufregung sichtbar auf- und niederwogte. Jetzt steckte Falehd die Arme aus,

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