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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Kampf aufnehmen?“ fragte der Deutsche die beiden Brüder.
    „Herr, wollen wir einander töten?“ antwortete Tarik.
    „Das ist nicht meine Absicht.“
    „Ich weiß, daß du uns besiegen wirst. Hast du den Riesen erlegt, so bist du uns noch viel mehr überlegen. Ich fürchte mich nicht, mein Leben zu wagen, aber ich würde anders kämpfen als Falehd, und ich glaube nicht, daß du unverletzt aus dem Kampf hervorgehen würdest. Soll ich aber denjenigen verletzen, der an uns so Großes getan hat?“
    „Es wird ganz anders werden. Kalaf mag mir sagen, ob ich jetzt, da ich der Besitzer der Königin bin, die Waffen zu bestimmen habe.“
    „Du hast sie zu wählen“, antwortete der Alte.
    „So werden wir nicht mit Fäusten kämpfen, sondern mit unseren Flinten.“
    „O Allah!“ rief Tarik aus. „So bist du verloren!“
    „Meinst du wirklich?“
    „Ja. Bedenke, daß wir die Söhne des Blitzes genannt werden, weil stets und unfehlbar unser Feind fällt, sobald unser Gewehr aufleuchtet.“
    „Oh“, lächelte Steinbach, „auch der beste Schütze kann zuweilen einen Fehlschuß tun!“
    „Wir aber nicht. Paß auf! Blicke da hinauf!“
    Oben über ihnen schwebte ein Aasgeier. Tarik legte sein Gewehr an, zielte nur einen Augenblick und drückte dann ab. Der Geier zuckte zusammen und kam in einer engen Schneckenlinie herabgestürzt. Dann bewegte er noch einmal die Flügel und war tot.
    „Siehst du“, sagte Tarik. „Wolltest du auch jetzt noch wagen, dich mit mir zu schießen?“
    Steinbach gab ihm die Hand und antwortete freundlich:
    „Das war wirklich ein sehr guter Schuß. Ich sehe, daß ich dich zu fürchten habe, doch was ein Mann sagt, dabei muß es bleiben. Wir werden uns schießen.“
    „Nun gut! Du willst es so haben, und ich kann nicht zurücktreten, aber sei überzeugt, daß ich dich nicht töten werde. Ich werde versuchen, dir nur eine kleine, ungefährliche Wunde beizubringen.“
    „Ja, tue das! Tue das!“ fiel die Königin ein, der jetzt das Herz leichter wurde. Dies sah man daraus, daß das Blut wieder in ihre Wangen zurückgekehrt war.
    „Ich danke euch!“ antwortete Steinbach mit fröhlichem Lächeln. „Aber ich habe euch ja noch gar nicht gesagt, nach wem oder wonach wir schießen wollen.“
    „Also nicht nach uns?“ fragte Tarik erstaunt.
    „O nein. Wir bestimmen irgendein anderes Ziel.“
    „Wird man uns nicht für feige halten?“
    „Das glaube ich nicht. Du bist mir im Schießen weit überlegen, darum ist es nicht Mutlosigkeit von dir, wenn du auf meinen Vorschlag eingehst. Und ich habe den Riesen besiegt. Wer will behaupten, daß ich ein Feigling sei? Ich würde sofort auf Leben und Tod mit ihm kämpfen.“
    „Keiner, keiner würde das behaupten!“
    „Davon bin auch ich überzeugt. Es ist ja gar nicht notwendig, daß derjenige, der die Königin nicht bekommt, nun gerade sterben muß. Der Stamm braucht einen Scheik, der tapfer ist und geschickt in der Führung der Waffen. Diese Geschicklichkeit aber kann man beweisen, auch ohne daß man andere erschießt.“
    „Du hast recht. Nach welchem Ziel jedoch wollen wir schießen? Du hast das zu bestimmen.“
    „Wir errichten da oben auf der Ecke der Ruine eine Zeltstange, auf deren Spitze wir einen Stein legen. Jeder von uns beiden tut fünf Schüsse, um den Stein herabzuschießen. Wer das Ziel öfters trifft als der andere, ist der Sieger. Ist dir das recht?“
    „Oh, sehr recht, sehr“, antwortete Tarik, tief aufatmend. Es war ihm eine große Last vom Herzen genommen. Er war jetzt überzeugt, daß er Sieger sein werde, denn im Gebrauch des Gewehrs hatte es ihm außer Hilal noch keiner gleichgetan. Und doch brauchte er seinen Gegner dabei weder zu verwunden, noch zu töten.
    Auch die andern in der Nähe Stehenden begrüßten den Beschluß mit Freuden, nur der alte Scheik der Beni Abbas sagte unzufrieden:
    „Ist meine Tochter nicht eines ernsten Kampfes wert?“
    „Sie ist es wert, ich habe es bewiesen, indem ich mit Falehd kämpfte. Es kann aber Allah nicht gefallen, wenn seine Gläubigen sich zerfleischen oder gar töten, ohne daß es nötig ist. Warum sollen sich Freunde erschießen, da sie ihr Leben noch sparen können zum Kampfe gegen ihre gemeinsamen Feinde!“
    „So mag die Versammlung entscheiden, ob es nicht feig ist, auf einen ernsten Kampf zu verzichten!“
    Die Alten traten wieder zusammen und entschieden zugunsten von Steinbachs Vorschlag. Das war ja unbedingt der beste Ausweg aus dem Dilemma, daß zwei Freunde nach

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