50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
Zähne wirklich eingeschlagen. Und dieses Auge!“
„Bringen wir es in die Höhle zurück. Sehen wird er freilich nicht wieder darauf lernen. Wie ich bemerke, ist der Nerv zerrissen.“
„So wollen Sie ihm das Leben wirklich schenken?“
„Ich ermorde ihn auf keinen Fall. Sein Leben mag nach den hiesigen Gebräuchen mir gehören, ich aber bin Christ und Mensch. Seine Tötung wäre nichts als ein feiger Mord, der mir mein Gewissen bis an das Ende meines Lebens beschweren würde.“
„Aber bedenken Sie, wie gefährlich es ist, ein wildes Tier am Leben zu lassen. Sie leisten damit sich selbst und den Beni Sallah gewiß keinen guten Dienst.“
„Ich weiß das, aber ich tue meine Pflicht.“
So banden sie Falehd also und wuschen ihm auch das Gesicht. Keiner seiner Anhänger näherte sich ihm. Nach ihrer Ansicht war er das ausschließliche Eigentum des Siegers, und sie hatten kein Recht mehr, sich um ihn zu kümmern.
Als dann Steinbach zu der Königin trat, streckte sie ihm die Hand entgegen und sagte:
„Ich danke dir. Du hast mich von einem schlimmen Feind befreit. Ich werde dir das nie vergessen!“
Dennoch aber vermochte sie nicht, ihn dabei frei anzusehen. Ihr war trotz der Überwindung ihres Feindes angst und bange im Herzen. Sie gehörte dem Sieger. Wie sollte das werden?
Ihr Vater aber streckte Steinbach die Hände entgegen und rief laut aus:
„Sei mir willkommen! Du bist der Held der Helden und der Tapferste unter den Tapfern. Meine Tochter wird sicher wohnen in deinem Zelt, und du wirst den Beni Sallah von Sieg zu Sieg führen, daß sie berühmt werden vom Anfang bis zum Niedergang!“
Jetzt kam auch der Muezzin herbei. Er fragte gar nicht erst, was er zu tun habe. Er wußte es ja. Er schlug an sein Brett und rief:
„Hört, ihr Männer und Frauen vom edlen Stamm der Beni Sallah! Masr-Effendi, der berühmte Kämpfer aus fernem Land, hat erlegt Falehd, den Bewerber um die Königin. Sie gehört dem Sieger! Allah segne ihn und gebe ihm Kinder und Kindeskinder, so viele, wie Sandkörner in der Wüste liegen. Es wird eine großartige Fantasia veranstaltet werden, dem neuen Scheik zu Ehren, und Boten werden in alle Winde reiten, um seinen Namen den Stämmen zu verkündigen. Schlachtet die Schafe und Lämmer, backt Brote und kocht fetten Kuskussu mit Rosinen. Holt herbei Lagmi, den Saft der Palmen, und bringt Saiten und Pfeifen, mit Musik und Gesang zu verherrlichen die Taten des Siegers und den Glanz seiner zukünftigen Tage!“
Er war im Fluß seiner Rede. Er wollte mehr, noch viel mehr sprechen, aber jetzt machte er eine kurze Pause. Das benutzte Steinbach, um mit lauter, weithin hörbarer Stimme einzufallen:
„Hört auch mich, ihr tapferen Männer und ihr schönen Frauen der Beni Sallah! Ich bitte die Versammlung der Ältesten, sich zu beraten und mir ganz genau zu sagen, ob die Königin und die Würde des Scheiks mir so gehören, daß niemand einen Einspruch erheben kann.“
Sofort erschollen die drei Schläge des Muezzins, und die Greise traten zu einer kurzen Beratung zusammen. Bereits nach wenigen Minuten erhob Kalaf, der Älteste, seine Stimme, um zu verkünden:
„Masr-Effendi ist Sieger, ihm gehört die Königin, und er wird unser Anführer sein, ohne daß ihm ein Mensch dies streitig zu machen vermag!“
Da antwortete Steinbach laut, daß alle es hören konnten:
„Ich danke den grauen Vätern des Stammes für das Vertrauen, das sie mir erweisen. Es gibt keine größere Ehre, als der Anführer eines so berühmten Stammes zu sein, und ich kenne kein größeres Glück, als ein Weib zu besitzen wie Badija, die Königin. Aber Gerechtigkeit ist des Mannes Zierde. Ich will nicht ein Gut besitzen, das zu besitzen auch andere ein Recht haben. Vier Männer hatten sich zum Kampfe gemeldet. Einer wurde besiegt, der zweite hat den Preis einstweilen erstritten; hier nun stehen der dritte und der vierte, die Söhne des Blitzes. Sollen sie sich den Preis entgehen lassen? Sollen sie auf ihn verzichten, ohne um ihn gekämpft zu haben? Die Versammlung der Ältesten mag entscheiden, ob sie ein Recht haben zu dem Versuch, ihn mir im Kampf wieder abzunehmen.“
„Dein Wille soll geschehen!“ sagte Kalaf.
Die Greise berieten eine kurze Weile, und dann verkündete der Genannte die Entscheidung:
„Die Söhne des Blitzes haben das Recht, mit Masr-Effendi zu kämpfen.“
Ein allgemeiner Beifall belobte diesen Beschluß. Gab es doch nun eine Fortsetzung des interessanten Schauspieles.
„Wollt ihr den
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