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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auftauchte, stand der Riese, ein Frauenzimmer in den hocherhobenen Armen, auf der Zinne. Drei andere Frauen hielten kreischend seinen Leib und seine Füße gepackt. Da ließ der Riese eine von ihnen, die ohnmächtig geworden war, los und schleuderte sie mit den Worten: „So fahre da hinab, wenn du nicht mit mir willst!“ über den Rand der Zinne hinab, der so hoch war, daß die Unglückliche zerschellen mußte.
    Zwei herzzerreißende Schreie erschollen.
    „O Allah, Allah! Sie ist verloren!“
    Vom stürmischen Lauf hatte Hilal keinen Atem mehr. Er wollte sprechen und fragen, vermochte aber kein Wort hervorzubringen. Der schreckliche Mord, dessen Zeuge er gewesen war, lähmte ihm die Glieder. Er stand noch immer auf der Treppe, so daß nur sein Kopf über dieselbe hervorragte.
    Da packte der Riese die zweite der Frauen, um auch sie emporzuheben, und brüllte:
    „Komm! Ihr Katzen müßt alle da hinab, alle!“
    Da erhielt Hilal die Bewegung und Sprache wieder.
    „Wen hat er hinabgeworfen?“ rief er, und kaum hatte diejenige, die den wütenden Riesen noch bei den Knien gepackt hielt, geantwortet: „Es war Hiluja, Hilal, hilf, hilf!“ da erscholl auch schon ein fürchterlicher, brüllender Laut aus Hilals Mund:
    „Falehd, ich zermalme dich!“ –
    Der Riese war, wie bereits erwähnt, mit dem Pferd des Scheiks davongeritten und hatte dann in sicherer Entfernung das Resultat des Überfalles abwarten wollen. Er war ganz Auge und Ohr. Die Morgenhelle trieb das Dunkel immer weiter zurück. Noch einige Augenblicke, und er mußte die Überfallenen sehen.
    Ja, jetzt sah er sie, in einem Trupp sich vorwärts bewegend. Dann hielten sie plötzlich still, und auch eine männliche Gestalt in der Nähe der Dünen entging ihm nicht, ebenso wie er die Stimmen der Sprechenden wohl hörte, ohne aber die Gesichter und die Worte unterscheiden zu können.
    „Was ist das?“ fragte er sich. „Fast sieht es so aus, als ob es dieser verdammte Masr-Effendi sei. Ist er es wirklich, so sind die Beni Sallah gewarnt, und es gibt einen harten Kampf!“
    Da sah er die Angreifer vorwärts stürmen und hörte auch zugleich die Schüsse, die ihnen entgegenfielen. Das konnte er sich nicht erklären. Wie hatten die Sallah erfahren können, was ihnen drohte? Noch unbegreiflicher aber war es ihm, daß sie mit solcher Ruhe und Sicherheit drei Salven abgaben und daß dann die Suef flohen. Dennoch aber lachte er:
    „Recht so, recht so! Das ist die Strafe für den Verrat! Jetzt kommen Reiter! Ah, und noch welche! Alles eilt zur Verfolgung! Allah 'l Allah! Das paßt mir! Das Lager ist leer. Jetzt hole ich mir die Königin oder Hiluja! Das soll der Anfang meiner Rache sein!“
    Schnell stieg er nunmehr auf und sprengte im Galopp nach dem Lager. Er erreichte es ungehindert. Vorn auf der Brüstung der Ruine standen die Königin, Hiluja und Zykyma. Die erstere hatte kaum den Riesen kommen sehen, so durchschaute sie sofort die Situation und schob mit dem Rufe: „Falehd, Falehd! Er will sich rächen! Flieht!“ die anderen vor sich her, zum Eingang hinein, um dann selbst ihnen schnell zu folgen. Der Riese aber war noch schneller. Das Pferd anzubinden sich gar keine Zeit nehmend, kam er zur Treppe heraufgesprungen, streckte die Arme aus und rief:
    „Halt, Königin! Jetzt bist du mein!“
    Und fast hätte er Badija gepackt, aber diese bückte sich und schlüpfte unter seinen Händen in das Innere der Ruine, wohin er ihr augenblicklich folgte. So erreichte sie ihr Wohnzimmer, wo die beiden anderen standen.
    „Weiter, weiter!“ rief sie ängstlich. „Er kommt! Flieht die Treppe hinauf!“
    Die Frauen entkamen, sie selbst aber nicht, denn eben, als sie durch die hintere Tür wollte, wurde sie von Falehd ergriffen.
    „Warte doch, mein Auge, mein Stern!“ lachte dieser höhnisch auf. „Dein Bräutigam ist fort! Nun werde ich mit dir Hochzeit halten!“
    Dann zog er sie an sich. Sie aber hielt still. Wie eine heimliche Eingebung war es über sie gekommen, daß sie hier klug handeln müsse, wenn sie nicht seiner tierischen Gewalt verfallen wollte. Gelang es ihr, ihn festzuhalten, bis Hilfe herbeikam, so war sie gerettet. Darum duldete sie seine Umarmung ruhig.
    „Ergibst du dich? Schön! Das ist klug. Komm also, und gib mir einen Kuß!“
    Badija erhob wirklich das Gesicht, als ob sie sich küssen lassen wollte. Aber als er jetzt den Kopf tief zu ihr herabbog und sich dadurch seine Arme lockerten, da riß sie sich entschlossen los, stieß ihm das kleine

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