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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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außerhalb des Zimmers zu sein. Es hat da schon mancher sein Augenlicht verloren.“
    „So werden wir überhaupt darauf verzichten müssen, mit der Schwarzen zu sprechen. Bei Tag kann dies nicht geschehen, und des Abends werden wir blind.“
    „Na, so schlimm ist es gerade nicht, und – da! Siehst du etwas, he?“
    „Ja.“
    „Ich glaube, dort aus der Dachöffnung guckt ein schwarzer Kopf hervor. Das wird sie sein!“
    „Sie ist es, ja, sie kommt herauf. Sehen Sie!“
    Der schwarze Kopf drüben stieg höher, bald kam der Körper zum Vorschein, und jetzt hob sich die ganze Gestalt aus der Treppenöffnung auf das Dach. Die Schwarze sah sich vorsichtig um, blickte dann herüber und erkannte die beiden. Da kam sie näher herangeschritten, ganz bis an den Rand des Dachs.
    „Soll ich?“ fragte der Steuermann leise.
    „Natürlich!“
    Nun stand ersterer auf, ging auch seinerseits bis an den Rand des Dachs und grüßte nach der Art der Mohammedaner:
    „Sallam!“
    „Sallam!“ antwortete sie. „Sprich leiser, damit kein Mensch es hört. Und laß dich nieder. Wenn wir so aufrecht stehen bleiben, können wir sehr leicht gesehen werden.“
    „Soll ich nicht hinüberkommen?“
    „Der Raum ist zu breit. Du wirst hinab auf die Gasse stürzen.“
    „O nein. Tritt zurück. Ich komme!“
    Damit holte er aus, und ein kühner Sprung brachte ihn an ihre Seite.
    „So!“ lachte er leise. „Da bin ich. Nun können wir uns setzen und miteinander plaudern.“
    „Komm!“ entgegnete sie darauf, ergriff ihn bei der Hand und führte ihn einige Schritte weiter, wo an der Westseite des Dachs ein geflochtener Schirm angebracht war, der dazu diente, die Bewohner des Hauses, wenn sie sich am Tag auf dem Dach befanden, vor dem glühenden, austrocknenden und oft mit einem staubartigen Sand geschwängerten Wüstenwind zu schützen.
    Dort zog sie ihn neben sich nieder, betrachtete ihn zunächst ein Weilchen sehr aufmerksam und sagte dann:
    „Wie groß und stark du bist, viel größer und stärker als die Bewohner dieses Landes. Wo bist du her?“
    „Aus dem Land der Riesen.“
    „Das muß wohl so sein, denn deine Hand ist viermal so groß wie die meinige. Was arbeitest du?“
    „Ich schiebe die Schiffe über das Meer.“
    „Ja, eine solche Körperkraft scheinst du allerdings zu haben. Was ist aber der andere, der noch da drüben sitzt?“
    „Er ist der König der Riesen.“
    „Haben die Riesenkönige so kleine Nasen?“
    „Ja. Sobald ein Riesenkönig den Thron besteigt, muß er sich nach altem, heiligen Brauch die Spitze seiner Nase abbeißen. Erst dann, wenn er dieses Kunststück fertigbringt, ist er würdig, sein Land und sein Volk zu regieren.“
    „O Allah! Was gibt es doch für wunderbare Völker!“
    „Ihr selbst seid ja auch wunderbar.“
    „Warum?“
    „Weil Ihr eine so schwarze Haut habt.“
    „Das ist doch nichts Wunderbares! Viel wunderlicher ist es, daß die Eurige so hell ist. Ich betrachte meine Herrin sehr oft im stillen, um zu sehen, woran es liegt, daß sie gar keine Farbe hat, aber ich kann die Ursache nicht finden.“
    „Wer ist denn deine Herrin?“
    „Sie ist eine sehr vornehme Sultana.“
    „Und wer ist ihr Sultan?“
    „Das habe ich mich schon sehr oft gefragt, aber ich finde keine Antwort darauf.“
    „Nun, wenn sie eine Sultana ist, muß sie doch einen Sultan haben?“
    „Du meinst, einen Herrn?“
    „Einen Mann.“
    „Das verstehe ich nicht. Bei uns gibt es nur Herren. Als sie in dieses Haus zog, war ihr Herr bei ihr. Jetzt aber ist er fort.“
    „Wohin?“
    „Das weiß ich nicht. Sie hat es mir nicht gesagt. Sie spricht gar nicht von ihm.“
    „Du sagst, ‚als sie in dieses Haus zog‘, es gehört ihm also nicht?“
    „Nein.“
    „Ah, so ist er arm?“
    „Nein, er ist vielmehr sehr reich. Er ist aber nicht von hier.“
    „Kein Ägypter?“
    „Nein, trotzdem er unsere Kleidung trägt. Beide verstehen die Sprache des Landes, aber wenn sie allein waren, so sprachen sie eine andere Sprache.“
    „Welche?“
    „Auch das weiß ich nicht. Ich glaube aber, daß es eine Sprache der Franken ist.“
    „So ist sie vielleicht gar nicht Mohammedanerin?“
    „Sie hält die Gebete des Islam nicht ein. Sie geht zwar nicht aus, und selbst wenn sie auf das Dach steigt, um die frische Luft zu genießen, so trägt sie den Schleier, aber sie betet nicht zu Allah.“
    „Sie betet wohl gar nicht?“
    „Oh, sie betet gar viel und oft. Sie weint sogar dazu und seufzt und faltet die Hände, als ob

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